Fast 100 Tage nach Heim-WM: Handball soll im Alltag ankommen

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Deutschland,

Knapp 100 Tage nach der Heim-WM sind Bundesliga und Deutscher Handballbund mit der Entwicklung zufrieden. Um den Handball langfristig als klare Nummer zwei hinter dem Fussball zu etablieren, wartet aber noch viel Arbeit. Doch die Bosse verfolgen einen Plan.

Mark Schober hofft auf einen Mitgliederzuwachs beim DHB. Foto: Marius Becker
Mark Schober hofft auf einen Mitgliederzuwachs beim DHB. Foto: Marius Becker - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Volle Hallen, begeisterte Zuschauer und Handball als Gesprächsthema auch auf der Arbeit: Während der Heim-Weltmeisterschaft im vergangenen Januar ist all das dank der teils berauschenden Auftritte der deutschen Nationalmannschaft über weite Strecken gelungen.

Das reicht dem Deutschen Handballbund (DHB) aber längst nicht. Knapp 100 Tage nach dem von Deutschland und Dänemark ausgerichteten Turnier peilt der DHB die Etablierung des Handballs im deutschen Alltag an.

«Mein persönliches Ziel ist, dass wir irgendwann so weit sind, dass man morgens über die Spiele der Handball-Bundesliga redet, wenn man ins Büro kommt», sagt DHB-Vorstandschef Mark Schober der Deutschen Presse-Agentur. «Bei Welt- und Europameisterschaften schaffen wir das. Aber diese Masse muss grösser werden.» Am 7. Mai ist die WM genau 100 Tage alt und jetzt schon über konkrete Auswirkungen zu reden sei verfrüht, sagt der 46-Jährige. Dass sich seitdem aber schon etwas getan hat, ist aber auch unbestritten.

«Wir haben einen Zuschauerboom in der Handball-Bundesliga. Es sind seit der WM zehn Prozent mehr Zuschauer in den Hallen, über 5000 Zuschauer im Durchschnitt», sagte Liga-Geschäftsführer Frank Bohmann der ARD. Die sozialen Medien seien «quasi explodiert». Auch die TV-Quoten haben sich laut Bohmann erhöht. Der DHB steht vor der Herausforderung, diese Zahlen langfristig zu etablieren und auch zu steigern.

Aber wie kann man für eine dauerhafte Handball-Begeisterung in Deutschland sorgen? Ein zentraler Baustein des Verbandes ist es, Kinder für den Sport zu begeistern. Dafür soll mit Grundschulen und Kindergärten kooperiert und Lehrer entsprechend ausgebildet werden, sodass der Handball regelmässiger Bestandteil des Sportunterrichts wird. Ein entscheidendes Puzzleteil und ein grosser Vorteil gegenüber anderen Sportarten ist der TV-Vertrag mit ARD und ZDF, die bis 2025 jedes Jahr im Januar ein grosses Turnier der Männer live übertragen werden.

Auch die Mitgliederzahlen steigen langsam. Rund 760.000 Mitglieder gebe es im DHB aktuell, erzählt Schober. 800.000 sollen es laut des Vorstandsvorsitzenden langfristig werden. Damit das und auch die anderen Ziele erreicht werden, sind Erfolge der Männer-Nationalmannschaft die Grundvoraussetzung. In seinem Strategiekonzept «Perspektive 2020+» hat der DHB für das Team von Bundestrainer Christian Prokop festgelegt, «bei Welt- und Europameisterschaften um die Medaillen zu spielen und 2020 in Tokio den Olympiasieg zu erringen», wie es auf der DHB-Homepage steht.

«Die Nationalmannschaft ist schon die Lokomotive des deutschen Handballs», sagt Liga-Geschäftsführer Bohmann. Auch Schober hält die DHB-Auswahl für «den entscheidenden Schlüssel» auf dem Weg zu mehr Handball-Nachhaltigkeit im deutschen Alltag. «Und die Aufgabe von uns im Management ist es im Prinzip, dass wir uns so aufstellen, dass auch mal ein sportlicher Misserfolg uns nicht gleich vor Probleme stellt.»

Der soll aber möglichst vermieden werden. Nach dem vierten Platz bei der WM soll schon bei der kommenden Europameisterschaft in Schweden, Norwegen und Österreich eine Medaille mit nach Hause genommen werden. Ein erste Schritt dahin ist bereits getan: Vor wenigen Wochen hat die deutsche Mannschaft die Qualifikation für das Turnier vorzeitig perfekt gemacht.

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