Die Formel 1 hat in Monaco heute nichts mehr verloren
Der Monaco-GP wird zur Prozession, Überholmanöver sucht man mit der Lupe. Die Formel 1 ist im Fürstentum auf dem Holzweg – und sie schadet ihrem Kronjuwel.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 erlebt in Monaco eine Prozession fast ohne Überholmanöver.
- Das Problem ist nicht neu, war dieses Jahr aber noch schlimmer als in der Vergangenheit.
- Die Königsklasse muss für Monaco radikal umdenken. Ein Kommentar.
Man hätte es Max Verstappen nicht einmal verübeln können, hätte er seinen Red Bull in Monaco einfach abgestellt. Beim einstigen Saisonhighlight der Formel 1 klagte der Titelverteidiger nach 20 Runden am Boxenfunk: «Mann, ist das langweilig – ich hätte mein Kopfkissen mitbringen sollen!»
Bedauerlicherweise hatte der Holländer damit unbestritten recht – denn ein Spektakel bekamen die Fans nicht geboten. Die Startkollision mit Kevin Magnussen, Nico Hülkenberg und Sergio Perez war nicht nur das Aufregendste am Sonntag. Der Zwischenfall – oder vielmehr die nachfolgende Rote Flagge – ruinierte auch das Rennen.
Denn bei einer Rot-Unterbrechung dürfen die Reifen gewechselt werden, was als Erfüllung des vorgeschriebenen Boxenstopps zählt. Folglich tat praktisch das gesamte Feld genau das – und das einzige Strategie-Element fiel weg. Es folgten 77 Runden Reifenmanagement von Charles Leclerc an der Spitze.
Der Monegasse drosselte das Tempo dabei so stark, dass man teilweise acht Sekunden langsamer war als im Qualifying. Als Valtteri Bottas zwischenzeitlich zum Reifenwechsel abbog, fuhr er in der Folge vier (!) Sekunden schneller als die Spitze des Feldes und hatte seine Lücke binnen fünf Runden wieder geschlossen.
Die Formel 1 passt nicht mehr nach Monaco
Die Schnarch-Parade durch das Fürstentum hat eindrücklich demonstriert, dass die Formel 1 in Monaco nichts mehr verloren hat. Traditionsstrecke und Motorsport-Königsklasse haben sich, wie man so schön sagt, auseinandergelebt. Die gigantischen Dimensionen der F1-Boliden passen nicht zum «Hubschrauberfliegen im Wohnzimmer».
Fakt ist: Die grossen, unhandlichen, schweren Rennwagen der modernen Formel 1 taugen ohnehin kaum zum Überholen. Auf der mit Abstand engsten Strecke im Kalender, mit nur einer (kurzen) DRS-Zone passiert folgerichtig gar nichts. Und das ist bereits seit Jahren der Fall, spätestens seit dem Anwachsen auf zwei Meter Breite im Jahr 2017.
Es gibt nur drei Möglichkeiten, um das einstige Kronjuwel wieder aufzupolieren: Option A wären drastisch – wirklich drastisch – kleinere Rennwagen, aber selbst das Formel-3-Rennen hatte Prozessions-Charakter. Option B wären spezielle Regeln, wie etwa mehrere Pflicht-Boxenstopps. Als Option C bleibt nur ein Radikal-Umbau der Rennstrecke ...