Formel 1: Der Deal mit dem Saudi-Öl-Giganten ist ein Totalschaden
Seit Jahren kämpft die Formel 1 darum, sich ein «grünes» Image zu verpassen. Und fährt den Karren mit dem Aramco-Deal nun an die Wand. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Formel 1 bemüht sich seit Jahren um ein modernes, «grünes» Öko-Image.
- Ein Sponsor-Deal mit einem gigantischen Öl-Konzern passt da nicht ins Bild.
- Image-politisch ist die Partnerschaft für die Formel 1 ein Totalschaden.
Seit Jahren müht sich die Formel 1 nach Kräften ab, ihrem dekadenten Benzin-Verbrennen einen grünen Anstrich zu geben. Man will modern sein, umweltbewusst, gesellschaftstauglich, ein jugendliches Publikum ansprechen. Alles schön und gut – die Formel 1 ist ein Business und muss neue Märkte erschliessen. Dass man da gelegentlich sein Image anpassen muss, ist nicht neu und durchaus gerechtfertigt.
Dass man all seinen Bemühungen dann selbst in den Rücken fällt, ist allerdings nicht Teil des Plans. Vor dem Hintergrund der Image-Bemühungen ist der neue Sponsoren-Deal der Königsklasse mit dem Öl-Giganten Aramco bestenfalls als ungeschickt zu bewerten. Das neue Abkommen, das den staatlichen saudischen Ölkonzern zum Global Partner erhebt, schreit nicht gerade «umweltfreundlich».
Der verzweifelte Kampf der Formel 1 um ihre Relevanz im Zeitalter alternativer Mobilitätskonzepte ist nicht leicht. Die Formel E – auch wenn es die Formel-1-Granden bestreiten – läuft dem Benzinschleuder-Zirkus nach und nach den Rang ab. Und die Königsklasse versinkt zunehmend in einer Identitätskrise. Was will man machen – mit Verbrennungsmotoren fahren oder modern sein?
Die Formel 1 kämpft um ihr Selbstbild
Die Formel 1 ist nicht grün, und sie wird es nicht werden, solange man auf Benzin als Treibstoff setzt. Und trotzdem versucht man sich verzweifelt am Spagat zwischen herkömmlichen Motoren und Zukunfts-Mobilität. Dabei hat die Königsklasse längst ihre Vorreiterrolle auf diesem Gebiet verloren. Die Technologien in der Formel E haben mehr Serienrelevanz als alles, was die Formel 1 zu bieten hat.
Langsam, aber sicher sollten sich die Verantwortlichen von ihren grünen Luftschlössern verabschieden. Die Nicht-Fisch-nicht-Fleisch-Positionierung zwischen Öko-Hoffnungen und Saudi-Millionen zieht den Sport ins Lächerliche. Fans, die auf moderne Mobilität stehen, holen die Alibi-Hybrid-Motoren nicht ab. Und eingefleischte Benzin-Fanatiker schreckt das Möchtegern-Öko-Image zunehmend ab.
Den «langfristigen» Deal mit Aramco kann die Formel 1 nicht rückgängig machen. Aber sie könnte klar zu der damit kundgetanen Positionierung stehen und sich zur Vergangenheit bekennen. Denn die Zukunft im Motorsport – ob es den Fans gefällt oder nicht – wird langfristig nicht im Verbrennungsmotor liegen.