Formel 1: «Rosa Mercedes» muss nach Renault-Protest vor FIA-Gericht

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Österreich,

Die Formel 1 hat einen neuen Regelstreit: Renault protestiert gegen das Auto von Racing Point, das für viele schlicht ein «pinker Mercedes» aus dem Vorjahr ist.

Formel 1 Racing Point
Sergio Perez (Racing Point) im Training der Formel 1 zum Grossen Preis der Steiermark. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Renault hat nach dem Steiermark-GP formell Protest gegen Racing Point eingelegt.
  • Der Vorwurf: Der RP20 sei nur eine Kopie des Mercedes W10 aus dem Vorjahr.
  • Nun muss die FIA eine womöglich richtungsweisende Entscheidung fällen.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis der «pinke Mercedes» für Furore sorgen würde. Und nach gerade einmal zwei Rennwochenenden ist es schon soweit. Renault legt formell Protest gegen das Auto von Racing Point ein.

Die beiden Racing-Point-Piloten Sergio Perez und Lance Stroll beendeten den Steiermark-GP auf den Plätzen sechs und sieben. Und nach einer hektischen letzten Runde lagen sie beide vor dem einzigen klassierten Renault-Piloten Daniel Ricciardo. Grund genug für die Franzosen, am Grünen Tisch gegen die rosa Renner vorzugehen.

So wichtig sind Bremseinlässe in der Formel 1

Der formelle Protest von Renault gegen den Racing Point RP20 richtet sich konkret gegen die Bremslufteinlässe. Was nach einem minimalen Detail klingt, ist tatsächlich ein wesentlicher Bauteil an einem modernen Formel-1-Renner. Die Lufteinlässe beeinflussen nicht nur die Temperatur von Bremsen und, in weiterer Folge, Reifen. Sie haben auch eine erhebliche Auswirkung auf die Aerodynamik.

Formel 1 Racing Point
Die Bremseinlässe am Racing Point RP20 im Freien Training der Formel 1 beim Grossen Preis von Österreich. - dpa / Nau.ch

Das macht die Bremslufteinlässe zu einem Schlüsselpunkt im Entwicklungskampf zwischen den Teams. Renault setzte im Vorjahr durch, dass die Formel 1 diese Bauteile unter die sogenannten «Listed parts» aufnimmt. In diese Kategorie fallen in der Formel 1all jene Bauteile, die von den Teams selbst entwickelt werden müssen.

Und genau hier setzt nun der Protest gegen Racing Point an. Denn Renault argumentiert, dass die Bremslufteinlässe am RP20 praktisch ident sind mit jenem am Mercedes W10 aus dem Vorjahr.

Kern-Argument: An einem «Listed part» muss das jeweilige Team das geistige Eigentum halten. Ist der Racing-Point-Bauteil eine Kopie der Mercedes-Entwicklung, dann wäre das nicht der Fall – und der Bauteil illegal.

Plötzlich vier Mercedes in der Formel 1?

Natürlich ist der Fokus auf die Bremslufteinlässe nur eine vorgeschobene Front. Denn der Racing Point RP20 sieht von vorne bis hinten wie eine Kopie des Mercedes W10 aus. Das monierte die Konkurrenz schon bei der ersten Ausfahrt des rosa Renners bei den Wintertestfahrten. Der Spitzname «Pinker Mercedes» kommt nicht von ungefähr.

Mit dem offiziellen Protest muss die FIA nun eine – womöglich richtungsweisende – Entscheidung fällen. Werden die Bremslufteinlässe am RP20 für illegal erklärt, wird Renault mit grosser Wahrscheinlichkeit beim restlichen Design nachhaken. Dass das Weltmeisterauto die wesentliche Inspiration war, hat Racing Point nie verheimlicht.

Aber bisher argumentierte das künftige Aston-Martin-Team stets, man habe lediglich anhand von Foto-Material gearbeitet. Der Grund dafür ist simpel: Im Heck des RP20 steckt ein Mercedes-Triebwerk samt Getriebe. Und rund um diesen funktionierte der W10 im Vorjahr eben weltmeisterlich. Warum also nicht kopieren?

Dagegen spricht grundsätzlich nichts – Haas und Ferrari verfolgen seit 2016 eine ähnliche Partnerschaft. Im konkreten Fall mutmasst man bei Renault aber offenbar, dass eben nicht nur anhand von Fotos gearbeitet wurde. Die Beschwerde war gut vorbereitet, sonst hätten die Verantwortlichen der Formel 1 sie direkt abgeschmettert.

Auf Bewährung in der Formel 1

Racing Point weist selbstverständlich jeden Vorwurf des illegalen Plagiats vehement von sich. Aber die Performance der Rosa Renner bei den ersten beiden Saisonrennen der Formel 1 sprach Bände.

Ohne den taktischen Fehler beim Österreich-GP, unter Safety-Car nicht zum Reifenwechsel zu kommen, wäre Sergio Perez Dritter geworden. Und ohne die Kollision mit Alex Albon im Steiermark-GP hätte der Mexikaner Platz vier geholt.

Kein Wunder also, dass die Konkurrenz nun ganz genau wissen will, ob der Racing Point RP20 legal ist oder nicht. Die Entscheidung der Verantwortlichen wird einige Zeit auf sich warten lassen. Bis dahin startet der Rosa Mercedes in der Formel 1 also quasi auf Bewährung.

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