Formel 1: Vier Teams droht das finanzielle Aus wegen Corona
McLaren-Teamchef Zak Brown warnt: Durch die Coronavirus-Krise könnte die Formel 1 in ein Debakel rutschen. Sogar das Aus für bis zu vier Teams droht.
Das Wichtigste in Kürze
- McLaren-Teamchef Zak Brown befürchtet aufgrund der Pandemie ein Formel-1-Teamsterben.
- Bis zu vier Rennställe könnten angesichts der Krise vor dem Untergang stehen.
- Er setzt viel Hoffnung in die für 2021 geplante Kosten-Deckelung für die Teams.
Die Coronavirus-Pandemie stürzt die Weltwirtschaft in die Krise – auch der Sport ist dafür nicht gefeit. Für die Formel 1 könnte das aber ausgerechnet in ihrer Phase des Wandels katastrophale Folgen haben. Die für 2021 anvisierte Einführung der neuen Fahrzeuggeneration wurde bereits um ein Jahr verschoben. Festhalten will die Königsklasse des Motorsports aber zumindest an der Kostengrenze für die Teams.
Aber die drastische Reduktion der Jahresbudgets auf 175 Millionen Dollar könnte nicht ausreichend sein. McLaren-Teamchef Zak Brown warnt, dass der Formel 1 trotz der Kostensenkung ein Teamsterben droht. Gegenüber BBC meint der Ex-Rennfahrer, dass sich die Formel 1 aktuell «in einem sehr fragilen Zustand» befinde.
Er befürchtet, dass die Rennserie in den kommenden Monaten einige Teilnehmer verlieren könnte. «Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es vier Teams trifft, wenn man es nicht richtig handhabt», so Brown. Konkrete Namen nennt Brown aber nicht. Gefährdet wären wohl vor allem Teams wie Williams oder Haas, die im hinteren Teil des Feldes unterwegs sind.
Teams verhandeln am Montag über Kostengrenze
Am Montag steht eine Konferenz der Formel-1-Teamchefs auf dem Programm. Dabei geht es darum, zu einer Einigung über eine weitere Senkung der Kostenobergrenze zu kommen. Laut Brown sperren sich nur zwei Teams gegen eine Reduktion des Budget-Maximums auf 100 Millionen Dollar. Dabei soll es sich Medienberichten zufolge um Ferrari und Red Bull handeln.
Laut Brown sind aber alle Teams zumindest zu einer Reduktion auf 150 Millionen US-Dollar pro Jahr bereit. Von dieser Begrenzung sind aber zahlreiche Positionen ausgenommen. Die Gehälter der Fahrer und der drei bestbezahlten Angestellten fallen nicht unter die Budget-Deckelung. Marketing- und Reisekosten sind ebenfalls ausgenommen.
Den grössten Budgetpunkt – rund 1 Milliarde US-Dollar pro Jahr – macht aber die Entwicklung und Produktion der 1,6-Liter-V6-Turbo-Hybridmotoren aus. Das betrifft in der Formel 1 derzeit nur die Teams von Ferrari, Mercedes und Renault. Alle anderen Mannschaften sind Motorenkunden dieser drei, mit Ausnahme der beiden Red-Bull-Teams. Die beziehen ihre Motoren von Honda, das kein eigenes Werksteam stellt.
Droht der Formel 1 der nächste Exodus?
Die aktuelle Situation weckt Erinnerungen an die letzte grosse Finanzkrise 2008 – da verlor die Formel 1 gleich drei Hersteller. BMW, Toyota und Honda zogen vor der Saison 2009 den Stecker. Der heutige F1-Sportdirektor Ross Brawn und der Schweizer Peter Sauber kamen damals zur Rettung. Brawn übernahm das Honda-Werksteam und wurde damit Weltmeister, Sauber kaufte sein Team von BMW zurück.
Zak Brown warnt aber, dass es diesmal eher nicht so glimpflich ausgehen würde. «Ich denke, das Timing könnte dafür nicht schlechter sein», so der McLaren-Boss. Auch mit neuen Teams rechnet Brown in der aktuellen Lage nicht. «Wenn man bedenkt, wie lange es dauert, ein Formel-1-Team auf die Beine zu stellen.»
Brown hofft darauf, bei der Team-Konferenz am Montag die Gegner der Kostensenkung vom Gegenteil zu überzeugen. «Einige Teams stellen ihre eigenen sportlichen Interessen über das Gesamtwohl. Sie sehen nicht, dass sie damit den ganzen Sport in Gefahr bringen könnten. Und dann verlieren wir alle», warnt der McLaren-Teamchef.