Formel 1 will Kalender mit mehreren Rennen auf einem Kurs auffüllen
Die ersten acht Saisonrennen der Formel 1 wurden aufgrund der Corona-Pandemie bereits abgesagt. Als Ersatz könnten Wochenenden mit mehr als einem Rennen dienen.
Das Wichtigste in Kürze
In Silverstone wäre man bereit, mehr als einen Formel-1-GP auszutragen.
Die Überlegung: Eines der Rennen könnte den Kurs in umgekehrter Richtung befahren.
Ganz so einfach ist das allerdings nicht.
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Der ursprünglich für 22 Rennwochenenden angesetzte Kalender der Formel 1 ist mittlerweile auf 14 Grands Prix geschrumpft. Angesichts der weltweiten Corona-Pandemie ist davon auszugehen, dass weitere Rennabsagen hinzukommen. Deshalb arbeitet die Königsklasse des Motorsports nun intensiv an Alternativlösungen.
Wie soll die Formel 1 mit dieser Saison verfahren?
Deshalb steht nun auch die Option im Raum, mehrere Rennen auf der gleichen Rennstrecke auszutragen. Scherzhaft war darüber bereits vor einigen Tagen auf Twitter diskutiert worden.
Ziel war damals die bei Fans und Fahrern nicht sehr beliebte Rennstrecke in Le Castellet, Frankreich. Dort sollen insgesamt nicht weniger als 180 Kursvariationen möglich sein.
Die Rennstreckenbetreiber von Silverstone (Grossbritannien) bringen nun einen eigenen Vorschlag ein. Streckendirektor Stuart Pringle sagte gegenüber Sky Sports News, es wäre kein Problem, mehr als ein Rennen abzuhalten.
Und selbst die Idee, ein Rennen in umgekehrter Richtung zu fahren, weist er nicht völlig von der Hand. «Wir sind nicht lizensiert, um in die andere Richtung zu fahren, aber das sind aussergewöhnliche Zeiten», so Pringle.
Welche Lizenz braucht eine Formel-1-Rennstrecke?
Die Lizenzierung, die Pringle erwähnt, ist die FIA-Einstufung des Kurses in Silverstone. Die schreibt insbesondere im Hinblick auf Auslaufzonen und Kiesbetten klar vor, wie eine Rennstrecke ausgestattet sein muss. Um einen Grand Prix der Formel 1 abzuhalten, verlangt die FIA die höchste Zertifizierung, eine sogenannte Grade-1-Einstufung.
Würde Silverstone gegen die ursprüngliche Richtung gefahren, wären zahlreiche Kurven nicht ausrechend abgesichert. Vor allem in Kurven wie Copse oder Woodcote sind die Auslaufzonen in der aktuellen Konfiguration wohl zu klein.
Damit liesse sich keine Grade-1-Zertifizierung ausstellen – und ein WM-Grand-Prix wäre vom Tisch.
Welche Rennstrecken kämen für die Formel 1 in Frage?
Dennoch ist die Idee grundsätzlich nicht von der Hand zu weisen. Auf einem Kurs wie eben in Le Castellet wäre ohne grössere Bedenken gegen die ursprüngliche Richtung zu fahren.
Gleich vier Varianten des Circuit Paul Ricard hätten eine Grade-1-Zertifizierung vorzuweisen. Die Variation wäre nur minimal, aber theoretisch könnten hier vier unterschiedliche Rennen stattfinden.
Eine Alternative wäre, mehrere Grade-1-Rennstrecken innerhalb eines Landes zu nutzen. In Frankreich ist ausser Le Castellet auch Magny-Cours für die Formel 1 zugelassen.
Deutschland verfügt mit dem Hockenheimring und dem Nürburgring ebenfalls über zwei potenzielle Kurse. In Italien (Imola, Monza, Fiorano, Mugello) und Spanien (Barcelona, Valencia, Jerez, Aragon) gäbe es sogar jeweils vier Grade-1-Strecken.