Eine unfassbare Pechsträhne kostet George Russell beim Debüt für Mercedes seinen ersten GP-Sieg. Trotzdem sorgt der Brite bei den Silbernen für rauchende Köpfe.
George Russell Mercedes Sakhir
George Russell (Mercedes) vor seinem Teamkollegen Valtteri Bottas beim Sakhir-GP der Formel 1. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • George Russell wird für ein brillantes Mercedes-Debüt in Sakhir nicht belohnt.
  • Im Rennen steckt der junge Brite Stammfahrer Valtteri Bottas in die Tasche.
  • Plötzlich hat Mercedes ein Problem: Drei Fahrer, aber nur zwei Cockpits.
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Mercedes-Teamchef Toto Wolff wird nach dem Sakhir-GP wohl kein Auge zugetan haben. Zum einen, weil sein Team einen sicheren Doppelsieg unnötig wegwirft. Zum anderen, weil George Russell bei seiner ersten Ausfahrt im Mercedes einen Glanzauftritt abliefert.

Dabei sieht der auf dem Papier nicht so überwältigend aus. Im Qualifying knapp von Valtteri Bottas geschlagen, kommt der Brite auch im Rennen hinter dem Finnen ins Ziel. Doch vom Start bis kurz vor Schluss führte Russell seinen routinierten Teamkollegen vor.

Hat George Russell bei seinem Mercedes-Debüt überzeugt?

Schon in Kurve eins geht der Ersatzmann für den Corona-erkrankten Lewis Hamilton in Führung. Beeindruckend, wenn man bedenkt, wie komplex der Start in einem Formel-1-Auto ist. Erst recht, wenn man dieses Formel-1-Auto zuvor kaum gefahren ist.

Die grosse Russell-Show von Bahrain

Einmal in Führung, zieht der Formel-2-Champion von 2018 eine meisterhafte Show ab. Russell hält Bottas souverän auf Distanz, liegt nach den planmässigen Boxenstopps acht Sekunden voran.

George Russell überholt Valtteri Bottas beim Sakhir-GP. - Twitter/@fadingstats

Und auch nach dem Reifenwechsel-Debakel, das Mercedes den Sieg kostet, glänzt der Brite noch. Erst macht er mit Valtteri Bottas sehenswert kurzen Prozess. Kurz darauf ist er auch schon fast in Schlagdistanz zum späteren Rennsieger Sergio Perez.

Dann holt ihn das Pech zum zweiten Mal ein – mit einem Reifenschaden muss er erneut an die Box. Auf Platz 15 kommt der Brite zurück auf die Strecke. Dennoch fährt er in der Folge noch bis in die Punkteränge vor.

George Russell Mercedes Sakhir
George Russell (Mercedes) beim Sakhir-GP der Formel 1. - dpa

Ohne das Mercedes-Boxendebakel und den unverschuldeten Reifenschaden hätte der Brite in Bahrain triumphiert. Und ganz nebenbei steckte er von Runde eins bis zur Zielflagge seinen erfahrenen Teamkollegen in die Tasche.

Mercedes will mit Hamilton weitermachen

Damit beschert Russell Teamchef Toto Wolff nun gehöriges Kopfzerbrechen. Denn plötzlich hat Mercedes drei Fahrer für zwei Cockpits. Und der einzige, der bei den Silberpfeilen einen Vertrag hat, ist der aktuell schwächste: Bottas.

Lewis Hamilton Mercedes Bahrain
Lewis Hamilton (Mercedes) feiert seinen Sieg beim Bahrain-GP der Formel 1. - keystone

Natürlich besteht kein Zweifel daran, dass Mercedes mit Lewis Hamilton weitermachen möchte. Man muss sich nur über die finanziellen Aspekte seines neuen Vertrages einig werden. Mit Bottas verlängerten die Silberpfeile schon früh in der Saison.

Aber Russell hat eine bemerkenswerte Bewerbung abgeliefert. Ohne Erfahrung im Auto hielt er Bottas im Rennen am Sonntag mühelos in Schach. Und das, obwohl das Cockpit zu kurz und die Schuhe zu klein waren.

George Russell Mercedes Sakhir
George Russell (Mercedes) nach dem Qualifying zum Sakhir-GP der Formel 1. - keystone

Was macht Mercedes? An Lewis Hamilton ist trotz noch nicht unterzeichneten Vertrages kaum zu rütteln. Der starke Russell-Auftritt liefer den Silberpfeilen aber vielleicht ein «Druckmittel», um die Gehaltsforderungen des Weltmeisters zu senken.

Wackelt das Cockpit von Bottas?

Valtteri Bottas hingegen sollte sich seiner Sache nicht zu sicher sein – auch wenn er einen Vertrag hat. Teamchef Toto Wolff war mit dem Auftritt des Finnen alles andere als zufrieden. «Ich muss mit ihm reden – geglänzt hat er nicht», zürnte der Österreicher.

Er wäre bei weitem nicht der Erste, der sein Cockpit trotz Vertrages verliert. Und Russell aus seinem Williams-Vertrag herauskaufen ist für Mercedes kein Problem. Genau das Gleiche machte man 2016 nach dem Rücktritt von Nico Rosberg mit Valtteri Bottas.

Valtteri Bottas Mercedes Sakhir
Valtteri Bottas (Mercedes) nach dem Qualifying zum Sakhir-GP der Formel 1. - keystone

Toto Wolff wird keine unüberlegte Entscheidung treffen. Aber der direkte Vergleich in Bahrain hat Bottas nicht gut aussehen lassen. Und Russell räumte mit seinem meisterhaften Auftritt auch die letzten Zweifel an seinem Talent aus.

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