MotoGP stürzt nach Zarco-Rückzieher bei KTM ins Transfer-Chaos

Mathias Kainz
Mathias Kainz

Österreich,

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass Johann Zarco bei KTM um eine Vertragsauflösung gebeten hat. Nun kommt Bewegung in den Fahrermarkt der MotoGP.

Johann Zarco MotoGP KTM
Johann Zarco stürzt die MotoGP mit seinem Rückzieher bei KTM ins Transfer-Chaos. - Gold & Goose/Red Bull Content Pool

Das Wichtigste in Kürze

  • Johann Zarco hat bei KTM um eine Vertragsauflösung gebeten.
  • Der Abschied des Franzosen bringt Schwung in den Fahrermarkt der MotoGP.
  • Die Liste der Kandidaten ist lang – aber wer ist wirklich ein Thema?

Bisher verlief die MotoGP-Saison, was Fahrerwechsel für 2020 betrifft, eher gemächlich. Grosse Umwälzungen blieben aus, in den Top-Teams geht man auch in der kommenden Saison mit bewährten Piloten an den Start. Nun aber kommt Bewegung in das bisher so ruhige Transfer-Karussell der Königsklasse.

Am Sonntagabend wurde bekannt, dass Johann Zarco bei KTM um eine sofortige Vertragsauflösung gebeten hat. Der Franzose wäre bei den Österreichern eigentlich noch bis Ende 2020 gesetzt gewesen. KTM-Boss Stefan Pierer erteilte jedoch seinen Segen für die vorzeitige Scheidung.

KTM MotoGP Stefan Pierer
KTM-Boss Stefan Pierer stimmte Johann Zarcos Wunsch nach einer Vertragsauflösung zu. - GEPA Pictures/Red Bull Content Pool

Am Montag bestätigte der österreichische Hersteller dann offiziell die Trennung zum Saisonende. In einem Statement heisst es: «Johann und das Team haben entschieden, das gemeinsame Projekt 2020 nicht fortzusetzen. Der Fokus liegt jetzt darauf, das Maximum für die verbleibenden acht Rennen der Saison 2019 zu liefern.»

Damit steht KTM vor einem Problem, denn Top-Piloten, die kommende Saison auf das Mattighofener MotoGP-Monster springen würden, sind rar. Und auch aus der Moto2 drängt sich kaum jemand als potenzieller Aufsteiger auf.

Die schwierige Suche nach einem Ersatz

Ein Name, der als möglicher Zarco-Nachfolger gehandelt wurde, ist Jack Miller. Der Australier mit dem treffenden Spitznamen «Jackass» ist ohnehin schon Red-Bull-Pilot, fährt aber für Pramac-Ducati. Bislang ist er ohne Vertrag für 2020, die Verlängerung mit Ducati soll aber in den nächsten Tagen erfolgen.

Ebenfalls gehandelt wurden die beiden KTM-Testfahrer Mika Kallio und Dani Pedrosa. Während Kallio wohl als Ersatz einspringt, falls Zarco die Saison nicht beendet, ist er kaum ein Thema als Stammfahrer. Für KTM ist er als Entwicklungspilot wertvoller denn als Rennfahrer.

Dani Pedrosa MotoGP KTM
Für Dani Pedrosa ist ein Comeback in der MotoGP eher kein Thema. - Toni Boerner/Red Bull Content Pool

Anders die Lage bei Pedrosa. Der Spanier gehört immer noch zu den besten Motorrad-Rennfahrern der Welt. Er hat allerdings kein Interesse an weiteren Renneinsätzen, sein Karriereende im Vorjahr ist endgültig gewesen. Zudem wird er nach einer langwierigen Verletzung gerade erst wieder fit.

Wer bleibt übrig als möglicher Zarco-Ersatz? Moto2-Star Brad Binder steigt bereits fix in die MotoGP auf, er fährt 2020 für Tech3-KTM. Ein Einsatz im Werksteam käme für den schnellen Südafrikaner wohl noch zu früh.

Binder Oliveira MotoGP KTM
Brad Binder und Miguel Oliveira bilden 2020 das Tech3-KTM-Team in der MotoGP - Gold Goose/Red Bull Content Pool

Miguel Oliveira ging zur Saison 2019 den gleichen Weg aus der Moto2 zu Tech3-KTM in die MotoGP. Er wäre zwar ein Thema als Zarco-Ersatz, aber Tech3-Teamchef Hervé Poncharal stellt sich quer. «Mir wurde heute von KTM versprochen, dass Oliveira auch 2020 für Tech3 fahren wird» so Poncharal.

Holt KTM einen Aufsteiger in die MotoGP?

Top-Piloten in der MotoGP sind nicht verfügbar. Damit bleibt KTM nur die Suche nach einem potenziellen Ersatz in der Moto2. Aufgedrängt hat sich eigentlich bisher nur Alex Marquez. Der Spanier steht aber wohl vor der Unterschrift bei Petronas-Yamaha.

Alex Marquez KTM MotoGP
Alex Marquez (li.) könnte Franco Morbidelli (re.) seinen Platz bei Petronas-Yamaha streitig machen. - GEPA Pictures/Red Bull Content Pool

Dort könnte er den Platz von Franco Morbidelli übernehmen. Der Brasilo-Italiener steht beim jüngsten Team der MotoGP im Schatten von Jungstar Fabio Quartararo. Ein arbeitsloser Morbidelli könnte ebenfalls Thema bei KTM sein.

Aus dem übrigen Moto2-Feld ist vor allem Remy Gardner interessant. Der Sohn von Ex-Weltmeister Wayne Gardner zeigt eine starke Saison, hat aber oft Pech. Am Sonntag wurde er im Kampf um den Sieg von Alex Marquez abgeräumt und schied aus. Mit seinem hohen Grundspeed ist er aber für KTM durchaus interessant.

Tom Lüthi MotoGP
Tom Lüthi fuhr 2018 für Honda in der MotoGP, blieb aber punktelos. - GEPA Pictures/Red Bull Content Pool

Ähnliches gilt auch für Tom Lüthi. Der Schweizer macht gerade eine Formkrise durch, bringt aber zwei Vorteile mit. Zum Einen hat er schon ein Jahr MotoGP-Erfahrung, auch wenn sein Jahr auf der MarcVDS-Honda ein Seuchenjahr war. Zum anderen durfte er 2016 schon einmal ein paar Runden auf der MotoGP-KTM drehen.

Und dann gibt es noch die Kandidaten von ausserhalb des MotoGP-Paddocks. Allen voran ist da der derzeit Dritte der Superbike-WM, Alex Lowes, zu nennen. Der Brite verliert wohl seinen Platz bei Yamaha an Toprak Razgatlioglu. Auch er bringt ein bisschen MotoGP-Erfahrung mit, durfte im September 2016 zwei Rennen für Yamaha bestreiten.

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