Djokovic über Sinner-Fall: «Viele gehen von Vetterliwirtschaft aus»
Jannik Sinner wird für sein Doping-Vergehen drei Monate gesperrt, ist aber zu den French Open zurück. Djokovic sagt: «Das wirft kein gutes Licht auf den Sport»

Das Wichtigste in Kürze
- Das Doping-Urteil gegen Jannik Sinner schlägt weiterhin hohe Wellen.
- Der Italiener wird für drei Monate gesperrt, wird aber kein grosses Turnier verpassen.
- Laut Novak Djokovic hätten viele Tennisprofis den Glauben in das System verloren.
Gemäss Novak Djokovic hat eine Mehrheit der Tennisprofis nach dem Fall von Jannik Sinner das Vertrauen ins Anti-Doping-System verloren. Es gebe das Gefühl einer Vorzugsbehandlung, sagte der Rekord-Grand-Slam-Champion in Doha.

«Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es nicht fair ist. Eine Mehrheit der Spieler denkt, dass es eine Bevorzugung gibt.» Das sagte der 37-jährige Serbe nach der Sperre von Sinner für drei Monate.
Djokovic: «Es scheint, dass du beinahe den Ausgang beeinflussen kannst, wenn du ein Topspieler bist, wenn du Zugang zu Topanwälten hast.»
Der heutige Weltranglistenerste Sinner war im März 2024 positiv getestet worden. Der Südtiroler hatte angegeben: Das verbotene Mittel Clostebol sei bei einer Massage über die Hände eines Betreuers in seinen Körper gelangt.
Die verantwortliche Tennis-Agentur Itia sah kein vorsätzliches Verschulden und keine Fahrlässigkeit. Und verzichtete auf eine Sperre. Dagegen ging die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada vor.

Am Samstag war bekanntgeworden, dass sich Sinner mit der Wada auf eine dreimonatige Sperre geeinigt hat. Bis zum 4. Mai darf der 23-Jährige keine Turniere spielen – rechtzeitig vor den French Open, die am 25. Mai in Paris beginnen, endet die Sperre.
Djokovic: Viele glauben an «Vetternwirtschaft»
«Es ist kein gutes Bild für unseren Sport, das ist sicher. Es gibt eine Mehrheit an Spielern, mit denen ich in der Umkleide gesprochen habe. Die sind nicht glücklich, wie mit dem gesamten Prozess umgegangen wurde», so Djokovic.
«Viele von ihnen glauben, dass es Vetternwirtschaft gab.» Djokovic weiter: «Aktuell gibt es grundsätzlich ein Mangel an Vertrauen gegenüber der Wada und der Itia und dem gesamten Prozess.»

Auch im Fall der Weltranglistenzweiten Iga Swiatek hatte es Vorwürfe mangelnder Transparenz gegeben. Die Polin war im vergangenen Jahr für einen Monat gesperrt worden. Laut Itia wurde Swiatek positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet.
Die frühere Nummer eins erklärte dies mit einem nicht verschreibungspflichtigen Medikament gegen die Folgen von Jetlag. Die Verunreinigung dieses Medikaments habe zum positiven Testergebnis geführt.

Djokovic betonte, dass er nicht die Unschuld von Sinner und Swiatek in Zweifel ziehe. Er forderte die Sport-Institutionen jedoch auf, den Prozess zur Behandlung von Dopingfällen zu überarbeiten. «Weil das System und die Strukturen offensichtlich nicht funktionieren.»
Auch Zverev zeigt sich verwundert
Auch der Deutsche Alexander Zverev zeigt sich nach dem Urteil gegen Jannik Sinner verwundert. «Entweder man hat sich nichts zuschulden kommen lassen, dann sollte man überhaupt nicht gesperrt werden.»

«Denn wenn du keine Schuld hast, dann hast du auch keine Schuld. Du solltest nicht bestraft werden», so Zverev. «Aber wenn man sich doch etwas zuschulden kommen lässt? Dann denke ich, dass drei Monate für die Einnahme von Steroiden keine Sperre sind.»