Kommentar: Dieser Jannik Sinner macht Angst!
Jannik Sinner krönt sein aussergewöhnliches Jahr mit dem Finals-Titel in Turin. Der Italiener ist auf Hartplatz dominant, wie einst Federer und Djokovic.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Triumph an den ATP Finals bestätigt das herausragende Jahr von Jannik Sinner.
- Der Tiroler schafft etwas, was vor ihm nur Roger Federer und Novak Djokovic gelang.
- In dieser Form macht die Weltnummer 1 Angst. Ein Kommentar.
Passender könnte Jannik Sinner seine ATP-Saison nicht abschliessen: In Turin stürmt der Italiener vor lautstarken Fans zum Titel – offensiv, schnell, dominant.
Dass ein Spieler die Finals ohne Satzverlust gewinnt, gab es seit Ivan Lendl im Jahr 1986 nicht mehr. Überraschend kommt Sinners makellose Finals-Woche trotzdem nicht.
Nach der Gruppenphase überfordert die Weltnummer 1 im Halbfinal Casper Ruud komplett. Der Nummer 6 aus Norwegen, immerhin dreifacher Grand-Slam-Finalist, ist Sinners Spiel schlicht zu schnell: 6:1, 6:2 steht es am Ende – und das in einem Finals-Halbfinal.
Einen Tag später hält US-Open-Finalist Taylor Fritz gut mit. Doch wie in New York reicht es der neuen Nummer 4 nicht zum Satzgewinn. Sinner serviert im Endspiel extrem gut. Zudem ist er schon die ganze Saison der beste Return-Spieler.
Mit dem Turniersieg in Turin, dem achten der Saison, knackt der 23-Jährige die Marke von 70 Siegen im Jahr 2024. Dem stehen nur sechs Niederlagen gegenüber – eine unglaubliche Bilanz.
Passend dazu: 27 der letzten 28 Matches hat der Dominator gewonnen. Dieser Jannik Sinner macht seinen Konkurrenten richtig Angst!
Wie Federer und Djokovic
Einzig auf Sand und Rasen hat der Italiener noch etwas Luft nach oben. Auf dem Hartplatz hingegen gibt es am zweifachen Grand-Slam-Sieger derzeit kein Vorbeikommen.
Eine solche Dominanz erinnert an Roger Federer und Novak Djokovic in ihren besten Jahren. Nur diese beiden konnten vor ihm in einem Jahr beide Hartplatz-Grand-Slams und die ATP Finals gewinnen.
Die fantastische Saison führte Jannik Sinner im Sommer erstmals auf den Tennis-Thron. Als Weltnummer 1 schien er sich auch gleich wohlzufühlen, den Vorsprung baute er kontinuierlich aus. Alexander Zverev weist als Nummer 2 einen Rückstand von 3915 Punkten (!) auf.
Zu Ende ist das Jahr noch nicht: Diese Woche kann der Überflieger am Davis Cup mit Italien den Titel verteidigen.
Jannik Sinner hat zwei Probleme
Perfekt ist dann aber doch nicht alles. Ein Problem für Sinner stellt vor allem die Weltnummer 3 dar.
In jedem der drei Ernstkämpfe gegen Carlos Alcaraz ging der Tiroler als Verlierer vom Platz. Doch Alcaraz, ebenfalls zweifacher Grand-Slam-Sieger in diesem Jahr, legte insgesamt nicht dieselbe Konstanz hin.
Grösser ist die Sorge bei Sinner wegen seines Doping-Falls. Das im Frühling zweimal nachgewiesene, verbotene anabole Steroid Clostebol soll via Physiotherapeut in seinen Körper gelangt sein. Auch wenn der Spieler unschuldig scheint – es droht nachträglich eine ein- bis zweijährige Sperre.
Folgt keine Sperre, ist nicht damit zu rechnen, dass die Dominanz der Weltnummer 1 demnächst enden wird. Denn wenn Ende Dezember in Australien die neue Saison beginnt, wird wieder auf Sinners Lieblingsbelag gespielt: dem Hartplatz.