US Open – Andy Murray kritisiert Night-Sessions: «Totales Chaos!»
Tennismatches bis um 2 oder 3 Uhr morgens – das will keiner. Und doch fallen am US Open wieder die (Negativ-)Rekorde. Andy Murray spricht vom «totalen Chaos»!
Das Wichtigste in Kürze
- Die späten Night Sessions an den US Open sorgen für unterschiedliche Gefühlslagen.
- Viele Spiele enden erst gegen 3 Uhr morgens, was für fast leere Stadien sorgt.
- Andy Murray kritisiert diesen Zustand – eine Lösung ist aber nicht in Sicht.
Montagmorgen, 02.15 Uhr. In der Neuauflage des Olympiafinals gewinnt Zheng Qinwen den dritten Satz und damit die Partie gegen Donna Vekic. Im riesigen Rund des Arthur Ashe Stadiums verlieren sich noch ein paar hundert Fans.
In der vergangenen Woche begann das Drittrundenspiel der Australian-Open-Siegerin Aryna Sabalenka um sieben Minuten nach Mitternacht. Vor ebenfalls nicht mehr vielen Fans.
Es geht aber auch anders: Als Jannik Sinner am Montagabend kurz vor Mitternacht seinen Achtelfinal beendete, brodelte das grösste Tennisstadion der Welt. «Das ist grossartig», schwärmte die Nummer 1 der Welt.
Hätte er statt in drei in fünf Sätzen gewonnen, wäre auch diese Partie nach 2 Uhr zu Ende gegangen. So wie der Rekord an den US Open, als Sinner 2022 gegen Carlos Alcaraz verlor. Damals war es 2:50 Uhr.
Andy Murray sauer: «Löst das!»
Der Grat ist schmal. Die Nachtmatches begeistern durch eine elektrisierende Atmosphäre. Wird es aber zu spät, bekommen die Zuschauer Probleme mit dem öffentlichen Verkehr oder der Arbeit und auch die Spieler leiden. Sie kommen frühestens gegen 5 Uhr morgens ins Bett. Der Schlafrhythmus ist auf Tage hinaus aus dem Lot.
Tennis-Legende Andy Murray platzte nun der Kragen. «Der Tennis-Spielplan ist ein totales Chaos», schrieb der kürzlich zurückgetretene dreifache Grand-Slam-Champion auf X. «Es sieht absolut amateurhaft aus, wenn Matches bis 2, 3 oder 4 Uhr dauern. Löst das!»
Und die Spielergewerkschaft PTPA verweist auf das erwiesenermassen erhöhte Verletzungsrisiko. «Die Gesundheit der Spieler muss mehr in den Fokus rücken», fordert ihr Vertreter Romain Rosenberg bei DPA.
«Es ist kein Wunder, dass Spieler bei Turnieren kaputt sind und verletzt. Die physische und mentale Müdigkeit ist real.» Und: «Es braucht mehr Vorhersagbarkeit, wann die Profis spielen.»
Unvorhersehbarkeit ist ein Problem im Tennis
Da liegt der Kern des Problems. Die Dauer von Tennisspielen ist gerade bei den Major-Turnieren extrem schwer vorhersehbar. Ein Best-of-5-Match kann zwischen eineinhalb und fünf Stunden dauern.
Selbst bei den Frauen ist zwischen einer und drei Stunden alles möglich. Das Problem ist erkannt, eine Lösung nicht absehbar.
Das US Open führte auf dieses Jahr eine Regelung ein, dass Partien, die bis 23.15 Uhr nicht begonnen haben, auf einen anderen Platz verlegt werden können. Passiert ist dies nicht, auch weil gerade die Starspieler lieber auf den grossen Plätzen antreten. Ausserdem ist die Wahrscheinlichkeit eines Endes nach 2 Uhr ziemlich gross, wenn ein Spiel der Männer um 23 Uhr beginnt.
Und so wirklich scheinen die Organisatoren das Problem nicht angehen zu wollen. Schliesslich klingeln die Kassen gerade bei den grossen Turnieren. «Es ist Teil des Reizes. Es ist etwas, das unsere Fans lieben», sagte Lew Sherr.
Er ist Geschäftsführer des veranstaltenden US-Tennisverbands – und verweist auf den Werbespruch New Yorks. «Es ist die Stadt, die niemals schläft.» Zum Leidwesen der Tennisspieler.
Keine Lösung bei den US Open in Sicht
Die Lösung, die Murray fordert, ist also nicht in Sicht. Das Gegenteil ist der Fall. Sechs der neun längsten Nächte in der Geschichte des US Open passierten in den letzten drei Jahren.
Am French Open vor drei Monaten endete die Drittrundenpartie von Novak Djokovic um 3.06 Uhr. Drei Tage später, nach dem nächsten Fünfsatz-Match erklärte er mit einer Knieverletzung Forfait.
Die Night Session früher zu beginnen, ist keine Option. Mit 19 Uhr geht es am US Open schon sehr früh los.
Die Tendenz zu immer späteren Veranstaltungen gibt es in vielen Sportarten. Man will ja das Publikum dann erreichen, wenn es nach der Arbeit Zeit hat. Im Tennis, mit seiner unberechenbaren Dauer, sorgt das für besonders viele Probleme.