Marcel Hirscher auch als Geschäftsmann erfolgreich
Marcel Hirscher mischt mit seiner Skimarke Van Deer die Ski-Szene auf. Sein früherer Konkurrent Henrik Kristoffersen fährt seinen Ski.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Skimarke «Van Deer» von Marcel Hirscher feiert Erfolg.
- Henrik Kristoffersen fährt den Ski seines früheren Konkurrenten.
- Wie angekündigt hat der Ski bereits Weltcup-Rennen gewonnen.
Nach seinem Rücktritt vor drei Jahren war es um Marcel Hirscher ruhig geworden. Der Rücktritt als Spitzensportler war auch ein Abgang aus der Alpin-Szene.
Mediales Interesse zog Hirscher einzig bei seinem Beinbruch und der öffentlich gemachten Trennung von seiner Frau Laura, auf sich.
Doch die Ruhe war nur trügerischer Schein, die Wirklichkeit war eine andere. Das neue Leben des achtfachen Gesamtweltcup-Siegers fernab des Scheinwerferlichts hatte mit Stillstand nichts zu tun. Hirscher blieb der Umtriebige, getrieben von der Idee einer eigenen Skimarke.
Marcel Hirscher mit eigenem Weg
Bei der Umsetzung des ambitionierten Projekts ging Marcel Hirscher seinen eigenen Weg, der für ihn schon als Spitzensportler so typisch war. Akribie und Zielstrebigkeit hielt er bei, seinen Perfektionismus ebenso. Er wollte nicht nur dabei sein, sondern so schnell als möglich mittendrin.
Sein neues Ziel verfolgt Geschäftsmann Marcel Hirscher mit der Konsequenz des Rennfahrers Marcel Hirscher. Er will erneut für neue Werte stehen, das Niveau auch im Materialsektor auf ein höheres Level heben. Von seiner Philosophie profitieren neben den Spitzen- auch die Breitensportler.
Das Sortiment der Firma Van Deer – «Van» heisst aus dem Niederländischen übersetzt «von», «Deer» steht im Englischen für «Hirsch». Hirschers Mutter ist eine gebürtige Niederländerin – umfasst Ski für alle Bereiche.
Zielsetzung klar definiert
Ende September vorletzten Jahres bei der erstmaligen Präsentation seiner Eigenmarke gab Hirscher die Richtung unmissverständlich vor. Die Zielsetzung definierte er ohne Umschweife. «Dieser Ski wird Weltcup-Rennen gewinnen.»
Zehn Monate später verkündete er den nächsten Coup, den Einstieg von Red Bull ins Unternehmen. Die Zusammenarbeit wurde mit der Gründung der Van Deer-Red Bull Sport Equipment GmbH besiegelt.
Hirscher hievte damit die langjährige Partnerschaft mit dem Getränke-Hersteller auf eine neue Ebene und stellte seine Firma gleichzeitig auf ein gesichertes finanzielles Fundament. Die erste gemeinsame Handlung war die Übernahme der Skimarke Augment und ihres Produktionsstandorts in Stuhlfelden. An der Basis im Pongau werden auch die Ski von Van Deer gefertigt.
Kristoffersen fährt den Hirscher-Ski
Es war auch der Beginn jener Phase, in der Hirscher im personellen Bereich Stück für Stück die Komponenten mit der Garantie für den Erfolg zusammenstellte. Für die Führungspositionen waren ihm, wen wunderts, nur die Besten gut genug.
Das forsche Vorgehen bei der Rekrutierung, die kompromisslose Art, wie er Fachkräfte von ihren damaligen Arbeitgebern loseiste, kam in den betroffenen Kreisen nicht gut an. Die Kritik war landesweit unüberhörbar – vor allem, weil sich Hirscher vorab bei Österreichs Skiverband bediente.
Als Projektleiter engagierte er Toni Giger, den langjährigen Chefcoach von Österreichs alpinem Männer-Team und in seiner letzten Phase im Dienste des Verbandes Sportdirektor. Als einstiger Leiter der ÖSV-Abteilung für Entwicklung, Forschung und Innovation brachte Giger immenses Wissen mit.
Aus der gleichen ÖSV-Untergruppe folgte Edi Unterberger Hirschers Ruf. Für Unterberger war es eine Rückkehr. Als Servicemann hatte er schon einmal mit Hirscher zusammengearbeitet. In seiner damaligen Tätigkeit galt er als Institution.
Auf Fahrer-Seite warfen die Verpflichtungen vorerst keine grossen Wellen. Als erste Zugänge wurden der Brite Charlie Raposo und der Norweger Timon Haugan vermeldet. Umso aufsehenerregender war der im vergangenen Sommer getätigte Transfer von Henrik Kristoffersen.
Ausgerechnet der Norweger entschied sich für ein Zusammengehen mit Hirscher, seinem einstigen grossen Rivalen, der ihn oft zur Verzweiflung gebracht und nicht selten zur Weissglut getrieben hatte.