Marcel Hirscher: So startet die Ski-Legende in den Comeback-Winter
Marcel Hirscher übt sich vor seiner Rückkehr in den alpinen Rennbetrieb in typischer Zurückhaltung. Der 35-jährige Österreicher setzt sich bescheidene Ziele.
Das Wichtigste in Kürze
- Marcel Hirscher hat seine Comeback-Pläne für die zweite Ski-Karriere enthüllt.
- Der Österreicher startet neu für die Niederlande – und gibt im August sein «Debüt».
- Via Neuseeland will der achtfache Gesamtweltcup-Sieger die Weltcup-Rückkehr schaffen.
Es mussten natürlich die Niederlande sein, das Land, für das Marcel Hirscher in seiner zweiten Karriere Rennen bestreiten wird. Der Salzburger stellte in Zoetermeer seine Pläne bis hin zur vorgesehenen Rückkehr in den Weltcup vor.
Hirscher plant seine ersten wettkampfmässigen Einsätze Mitte August in Neuseeland. Er werde «einige Rennen fahren», sagte der Salzburger, ohne konkrete Daten zu nennen. Es geht darum, die Position in den FIS-Punkte-Listen in Slalom und Riesenslalom zu verbessern.
Für die Startberechtigung im Weltcup darf in den jeweiligen Disziplinen der Wert von 140 Punkten nicht überschritten werden. Dazu ist eine Klassierung unter den ersten 150 Fahrern erforderlich. Im Slalom liegt Hirscher auf Platz 300, im Riesenslalom Rang 693.
«Vor allem will ich Spass haben»
In die südliche Hemisphäre reist Marcel Hirscher auch, «um in drei Wochen möglichst viel zu trainieren. Ob es für den Saisonauftakt im Weltcup reicht, wird sich zeigen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie es sich anfühlen wird, wieder eine Startnummer zu tragen.»
Da war er also wieder, der Tiefstapler, der sich selbst auf dem Zenit mit Prognosen stets zurückgehalten hatte. Die eigenen Erwartungen hält Marcel Hirscher zumindest fürs Erste auf tiefem Niveau. Seine Ziele haben sich verschoben.
«Vor allem will ich Spass haben. Es geht für mich nicht mehr um Hundertstelsekunden.» In Neuseeland lege er den Fokus darauf, in Schwung zu kommen. «Dann werde ich sehen, was ich noch draufhabe.»
Eine längerfristige Planung gebe es nicht, so Marcel Hirscher. Mögliche Vergleiche mit den gegenwärtigen Grössen im alpinen Zirkus, etwa mit Marco Odermatt? Die liegen für den achtfachen Gesamtweltcup-Sieger noch in weiter Ferne.
Marcel Hirscher von Lucas Braathen inspiriert
Hirscher sprach bestimmt und mit ernster Miene. Der Glaube daran, dass der einstige Dominator ohne jegliche sportliche Ambition antreten wird, fehlte gleichwohl. Es würde nicht so richtig passen zu ihm, dem Grössten der Ski-Geschichte.
Hirscher hatte seine überraschende Absicht, fünf Jahre nach seinem Abgang noch einmal Ski-Rennfahrer zu sein, Ende April kundgetan. Den Spass an der Sache hatte er schon damals in den Vordergrund gestellt.
Am Mittwoch schilderte Hirscher auch, wie sich der Gedanke an eine Rückkehr entwickelt hatte. Noch Anfang März, rund um seinen Geburtstag, habe er nicht gewusst, dass er auf die Rennstrecken zurückkehren werde.
Inspiriert hat ihn Lucas Braathen mit seiner Ankündigung, seinen vor der letzten Saison vollzogenen Rücktritt rückgängig zu machen. Der Norweger wird ab nächstem Winter für Brasilien, die Heimat seiner Mutter, an den Start gehen.
Da habe er zu überlegen begonnen, dass das mit der Rennfahrerei auch für ihn wieder etwas sein könnte. Natürlich hatte der Perfektionist Hirscher schon vor seinem Schritt an die Öffentlichkeit wichtige Details aufgegleist.
ÖSV erteilte Hirscher schnell die Wechsel-Freigabe
Schon damals herrschte Klarheit, dass er für die Niederlande, das Heimatland seiner Mutter, antreten würde. Den Nationenwechsel begründete Hirscher damit, in Österreichs Team keinem anderen Athleten den Platz streitig machen zu wollen.
Die Verantwortlichen von Österreichs Verband waren über sein Bestreben schnell im Bilde. Bei Ski Austria handelten sie schnell und erteilten Hirscher umgehend die Freigabe. Auch im Sinne dessen «grosser Verdienste rund um den Ski-Sport».
Das ganz Besondere an dieser besonderen Rückkehr wird Hirschers Doppelrolle sein. Ein Athlet, der auch Ski-Produzent ist – das hat es im Weltcup noch nie gegeben. Und diese Premiere wiederum birgt zusätzliche Brisanz.
Schliesslich fahren mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei direkte Konkurrenten für Firma Van Deer. Der Chef im Kampf mit seinen Angestellten – ein interessanter Vergleich, womöglich nicht ganz frei von Nebengeräuschen.