Ski-Weltcup: Muss erst jemand sterben, bevor sich etwas ändert?
Der Alpin-Weltcup erlebt kurz vor der Ski-WM eine Serie an schweren Verletzungen. Auch Top-Stars wollen auf die Bremse treten. Und das schnell. Ein Kommentar.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Ski-Winter fordert auch in diesem Jahr zahlreiche verletzte Athleten.
- Top-Stars wie Alexis Pinturault oder Alexander Kilde fehlen an der WM in Saalbach.
- Das Material und die Pisten sind längst zu aggressiv. Ein Kommentar.
Die Verletzten-Liste im alpinen Ski-Weltcup wird kurz vor den Weltmeisterschaften in Saalbach-Hinterglemm immer länger. In Kitzbühel endete der WM-Winter etwa für Alexis Pinturault und den Österreicher Felix Hacker.
Am gleichen Wochenende brach sich Nina Ortlieb in Garmisch den Unterschenkel, Tereza Nova liegt gar im künstlichen Koma. Auch Speed-Star Cyprien Sarrazin erlitt schwere Kopfverletzungen, seine Reha wird noch lange dauern.
Muss jemand sterben, bevor sich etwas ändert?
Nur einige Beispiele in einem Ski-Winter, der selbst den hartgesottenen Stars im Weltcup-Zirkus zu denken gibt. Sofia Goggia – in Garmisch mit ausgekugelter Schulter Zweite – bezeichnet das aktuelle Material als «Waffen». Auch Aleksander Kilde, nach seinem Horrorsturz in Wengen seit mehr als einem Jahr verletzt, fordert Änderungen.
Passiert ist bisher allerdings nichts – und langsam fragt man sich: Was muss geschehen, damit auf die Bremse getreten wird? Muss der Ski-Weltcup erst einen Todesfall beklagen, damit sich etwas ändert?
Eine Patentlösung gibt es nicht – das hat auch Kilde in Kitzbühel zum Ausdruck gebracht. Der Norweger sprach das aggressive Material an. Die vielen Stürze seien «schlecht für den Sport, schlecht für das Image des Sports und schlecht beim Anwerben von Nachwuchs».
Der Norweger wünscht sich langsamere Ski und langsamere Anzüge. Schon eine kleine Temporeduktion könnte einen grossen Unterschied ausmachen. Die Folge wären geringere Kräfte, die auf die Athleten wirken, weniger Ermüdung – und hoffentlich weniger Stürze.
Der Skisport bleibt ein Ritt auf der Rasierklinge
Und auch die Pisten müssen sich anpassen. Pickelharte Wellen, wie in Kitzbühel an der Pinturault-Unfallstelle, lassen sich vermeiden. Das war auf der Streif gut zu sehen: Nach den schweren Stürzen wurde die Stelle überarbeitet, plötzlich war sie kein Problem mehr.
Die Realität des alpinen Skisports wird sich nicht ändern: Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge, in dem der menschliche Körper an seine Grenzen kommt. Aber diese Grenze ist erreicht – wenn jetzt nichts passiert, dann droht eine Tragödie.