US-Wirtschaft um starke 5,7 Prozent gewachsen
Die Corona-Krise hatte 2020 zum Schrumpfen der US-Wirtschaft geführt. Im vergangenen Jahr hat die weltgrösste Volkswirtschaft wieder ein deutliches Wachstum verzeichnet - das stärkste seit Jahrzehnten.
Das Wichtigste in Kürze
- Die US-Wirtschaft ist im vergangenen Jahr um starke 5,7 Prozent gewachsen und damit so stark wie seit 1984 nicht mehr.
Das teilte das Handelsministerium am Donnerstag in Washington auf Basis einer ersten Schätzung mit.
Das Wachstum sei besonders durch gestiegene Verbraucherausgaben, Anlageinvestitionen, Exporte und Investitionen in Lagerbestände angetrieben worden, hiess es. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrössten Volkswirtschaft stieg damit auf rund 22,99 Billionen US-Dollar. Im Jahr 2020 war die US-Wirtschaft wegen der Corona-Krise eingebrochen, das BIP war damals um 3,5 Prozent geschrumpft. 1984 lag das Wachstum bei 7,2 Prozent.
Erwartungen erfüllt
US-Präsident Joe Biden wertete das Wachstum in seinem ersten Jahr im Weissen Haus als Beleg dafür, «dass wir endlich eine amerikanische Wirtschaft für das 21. Jahrhundert aufbauen». Er forderte den Kongress dazu auf, Gesetze zu verabschieden, die die USA wettbewerbsfähiger machten, Lieferketten stärkten, Innovationen förderten und zu Investitionen in saubere Energien führten. Biden ist mit einem seiner Kernanliegen - einem massiven Gesetzespaket für Soziales und Klimaschutz - bislang am Kongress gescheitert.
Das Wirtschaftswachstum im vergangenen Jahr entspricht in etwa den Erwartungen von Analysten und Regierung. Das Finanzministerium hatte für 2021 ein Wachstum von 5,3 Prozent erwartet, die Notenbank Federal Reserve (Fed) rechnete in ihrer Dezember-Prognose mit 5,5 Prozent.
Im laufenden Jahr dürfte sich das Wachstum nach Ansicht vieler Analysten wohl auf 3 bis 4 Prozent abschwächen. Als Gründe dafür werden anhaltende Unterbrechungen globaler Lieferketten und die absehbar straffere Geldpolitik der US-Notenbank angeführt.
Rekordwachstum im Herbst
Das Handelsministerium teilte weiter mit, im vierten Quartal 2021 sei die US-Wirtschaft auf das Jahr hochgerechnet um 6,9 Prozent gewachsen - so hoch lag das Plus zuletzt im vierten Quartal 1972. Auch hier schlugen unter anderem gestiegene Investitionen in Lagerbestände und Verbraucherausgaben zu Buche. Weil amerikanische Wachstumszahlen auf das Jahr hochgerechnet werden, sind sie nicht direkt mit europäischen Daten vergleichbar. Die Daten der ersten Schätzung können zudem später noch geringfügig korrigiert werden.
Die US-Wirtschaft hat die Corona-Krise grösstenteils hinter sich gelassen, auch dank billionenschwerer staatlicher Konjunkturpakete. Die Arbeitslosenquote fiel im Dezember auf 3,9 Prozent. Viele Unternehmen klagen bereits über einen Mangel an Bewerbern. Vor der Corona-Krise hatte die Arbeitslosenquote bei 3,5 Prozent gelegen, dem niedrigsten Stand seit Jahrzehnten.
Inflationsrate steigt
Sorge bereitet Ökonomen und Politikern allerdings die seit Monaten sehr hohe Inflationsrate. Die Preise für die Verbraucher waren im Dezember im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent gestiegen. Das war der höchste Wert seit Jahrzehnten. Um die Inflation zu drosseln, will die US-Notenbank den Leitzins in diesem Jahr voraussichtlich mehrmals erhöhen. Das dürfte allerdings auch das Wachstum ausbremsen.
Die erste Zinserhöhung seit Beginn der Pandemie dürfte bereits bei der nächsten Sitzung des Zentralbankrats am 16. März erfolgen. Dank der starken Wirtschaftsentwicklung gebe es «einigen Spielraum», den Leitzins zu erhöhen, ohne dabei die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt zu gefährden, sagte Notenbankchef Jerome Powell am Mittwoch. Die US-Wirtschaft brauche «keine anhaltend hohe Unterstützung durch die Geldpolitik mehr», betonte er.
Die Fed will ihr milliardenschweres Hilfsprogramm zum Ankauf von Wertpapieren daher planmässig Anfang März auslaufen lassen. Im Lauf des Jahres soll auch die durch Krisenprogramme auf fast neun Billionen US-Dollar angeschwollene Bilanz der Fed abgebaut werden, was den Märkten weiter Liquidität entziehen würde.
Einer Fed-Prognose vom Dezember zufolge sind bis Jahresende bis zu drei Zinsschritte zu erwarten. An den Märkten wird inzwischen sogar mit vier Straffungen um insgesamt einen Prozentpunkt gerechnet.