Einsatz von Streumunition: Russland nimmt zivile Opfer in Kauf

Laut Amnesty International nehmen russische Truppen durch Streumunition den Tod von Zivilisten in Kauf und begehen damit möglicherweise Kriegsverbrechen.

Ein ukrainischer Soldat schaut sich am 25. Februar 2022 in Kiew das Wrack eines abgeschossenen Flugzeugs an. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Laut Amnesty seien wahllose Angriffe auf Wohngebiete und Spitäler dokumentiert.
  • Dabei seien mindestens sechs Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt worden.
  • Waffen wurden eingesetzt, die regelmässig das Ziel um bis zu 500 Meter verfehlen.

Die russischen Invasionstruppen in der Ukraine nehmen nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International den Tod von Zivilisten in Kauf. Damit begehen sie möglicherweise Kriegsverbrechen. Drei Fälle konnten dokumentiert werden, in denen Wohngebiete und Objekte wie Krankenhäuser zum Ziel von wahllosen Angriffen wurden. Das teilte die Organisation am Freitag in London mit.

Dabei seien mindestens sechs Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt worden. Die Behauptung der russischen Militärführung, nur Präzisionswaffen einzusetzen, sei «offenkundig falsch», heiss es in der Mitteilung.

«Das russische Militär hat eine Missachtung für das Leben von Zivilisten an den Tag gelegt. Indem sie ballistische Raketen einsetzte und andere explosive Waffen mit grossflächiger Wirkung in dicht besiedelten Gebieten verwendete.» Das sagte Amnesty-International-Generalsekretärin Agnes Callamard der Mitteilung zufolge.

Rakete mit Streumunition soll neben Spital eingeschlagen haben

Drei Angriffe dieser Art, die anhand von Fotos und Satellitenbildern verifiziert werden konnten, ereigneten sich am ersten Tag der Invasion. Betroffen waren die Städte Vuhledar, Kharkiv und Uman. In Vuhledar in der Region Donezk schlug eine Rakete vom Typ 9M79 Tochka nahe einem Spital ein. Dabei wurden vier Zivilisten getötet und verletzte zehn weitere.

Diese Streumunition Waffe ist dafür bekannt, dass sie ihr Ziel regelmässig bis zu einem halben Kilometer verfehlt. Daher sollte diese nach Amnesty-Meinung niemals gegen bewohnte Gegenden eingesetzt werden.

Amnesty International forderte angesichts des russischen Vetos im UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung der UN-Generalversammlung. Dabei solle eine Resolution verabschiedet werden, bei der Russlands Angriff auf die Ukraine verurteilt werden solle. Auch ein Ende aller Verletzungen des humanitären Völkerrechts werde gefordert, so die Mitteilung weiter.