Fischart Stichling verschwindet laut Forschern aus dem Bodensee

Die Stichlinge, einst dominante Fischart im Bodensee, scheinen plötzlich zu verschwinden.

Stichlinge, vermutlich aus Aquarien in den See eingebracht, störten jahrelang das Ökosystem. (Symbolbild) - Universität Basel, Daniel Berner

Bei einer Bestandsaufnahme im Bodensee fanden Forschende nur wenige Exemplare des Fischs Stichling, der jahrelang den Grossteil der Fische im Freiwasser ausgemacht hatte. «Wir haben bei den letzten Befischungen Hunderte von Stichlingen gefangen. Jetzt sind es insgesamt keine 50», sagte Alexander Brinker, Leiter der Fischereiforschungsstelle in Langenargen (D).

Der kleine silberne Fisch mit dem Fachnamen Gasterosteus aculeatus war Anfang der 50er-Jahre erstmals im Bodensee nachgewiesen worden. Ab 2012 hatte er sich explosionsartig vermehrt und machte laut Fischereiforschungsstelle Anfang des Jahres noch mehr als 90 Prozent der Fische im Freiwasser aus. Er frisst den im Bodensee heimischen Felchen das Plankton weg und macht sich auch über ihre Eier und Larven her.

Mysterium um Verschwinden

So richtig erklären können sich die Wissenschaftler die ersten Ergebnisse ihrer Inventur nicht. Nichts habe auf ein massenhaftes Fischsterben im Bodensee hingedeutet, sagte Brinker. Denkbar seien eine Krankheit oder ein Parasit als Ursache.

Weder Forscher noch Fischer trauern den gewaltigen Mengen an dreistachligen Stichlingen im Bodensee nach. Die wohl aus Aquarien in den See eingebrachte Art sorgte seit Jahren für ein Ungleichgewicht im Ökosystem. Der Bestand der Felchen, die eigentlich die Leitart im Bodensee sind, ging immer weiter zurück.

«Wenn sich das massenhafte Verschwinden der Stichlinge bestätigt, könnte das ein wirklicher Gamechanger für eine Erholung der Felchenbestände sein», sagte Brinker. Die Inventur zeige bereits, dass sich die Felchen etwas erholt haben. «Sie sehen nicht mehr so abgemagert aus.»