Ukraine-Krieg: 115 Russen-Soldaten wegen Kampf-Verweigerung gefeuert

Seit Februar herrscht in der Ukraine Krieg. Längst wird gemunkelt, dass die Moral unter den Soldaten niedrig ist. Das beweisen nun auch neue Gerichtsdokumente.

Ukraine: Russische Soldaten im Ukraine-Krieg in Mariupol. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Berichten zufolge leidet das russische Militär unter einer schlechten Moral.
  • Einige Soldaten würden sich gar selbst verletzen, um nach Hause geschickt zu werden.
  • Nun beweisen Dokumente, dass mindestens 115 russische Dienstverweigerer gefeuert wurden.

Immer wieder tauchen Berichte auf über die schlechte Moral der russischen Soldaten im Ukraine-Krieg. Einige geben an, ohne ihr Wissen oder völlig unvorbereitet in den Krieg geschickt worden zu sein. Andere verletzten sich gar selbst, um nach Hause gehen zu können.

Jetzt wurde der bislang deutlichste Beweis für den Unmut der Soldaten veröffentlicht: Gerichtsdokumenten zufolge sind 115 russische Nationalgarde-Soldaten gefeuert worden, weil sie nicht im Ukraine-Krieg kämpfen wollten.

Ans Licht gekommen sind die Daten, weil ein Lokalgericht in Naltschik ihre Sammelklage gegen die Entlassung abgewiesen hat. Laut der Erklärung des Gerichts seien sie zu Recht suspendiert worden, weil sie sich «geweigert hatten, einen offiziellen Auftrag auszuführen». Statt in der Ukraine zu kämpfen, seien sie an einen Dienstort zurückgekehrt.

Russen-Soldaten schiessen sich im Ukraine-Krieg selbst ins Bein

Das US-Pentagon hat erst kürzlich über Berichte informiert, die die Missstimmung unter den Soldaten beweisen sollen. «Offiziere auf verschiedenen Ebenen, sogar bis hinauf zur Bataillonsstufe» hatten demnach Befehle verweigert. Es sei auch vorgekommen, dass sie diese nicht «mit dem erwarteten Mass an Eifer» befolgten.

Der britische «Guardian» hat letzte Woche zudem über einen russischen Kriegsgefangenen geschrieben, der erklärte, praktisch keine Ausbildung erhalten zu haben. «Ich wurde nicht auf den bevorstehenden Krieg vorbereitet.» Rückblickend sagt er, er hätte alles tun sollen, um nicht in die Armee gehen zu müssen.

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Bereits im März zeigte ein vom ukrainischen Geheimdienst abgefangenes Telefongespräch die Verzweiflung der Soldaten. Darin zu hören war ein junger Mann, der mit seiner Mutter sprach. Die Armee würde ihn nicht nach Hause lassen, sagte er. Deshalb suche seine Einheit ukrainische Munition, mit der sie sich gegenseitig ins Bein schiessen wollten.

Einige Kameraden hätten dies bereits getan, erzählte der Soldat. Von seiner Einheit seien bereits 120 Soldaten verletzt und 350 getötet worden. Sie seien nicht mehr ausgerüstet für den Kampf – «wenn die Ukrainer uns jetzt angreifen, sind wir tot».