Ukraine Krieg: «Russland hat sich mit Krieg ein Eigentor geschossen»

Als Reaktion auf den Ukraine-Krieg will Finnland der Nato beitreten. Ein Experte spricht gegenüber Nau.ch von einem russischen Eigentor.

Ukraine-Krieg: Menschen beteiligen sich an den Aufräumarbeiten beim attackierten Theater in Mariupol. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Finnland hat sich für einen Beitritt zur Nato entschieden.
  • In den kommenden Tagen soll der Beitrittsantrag gestellt werden.
  • Sicherheitsexperte Albert A. Stahel analysiert das «Eigentor» Russlands.

Finnland will in die Nato. Und das wegen des Ukraine-Kriegs. Zwar müssen, bevor das Land in der Nato aufgenommen wird, alle 30 derzeitigen Mitglieder zustimmen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat aber signalisiert, dass es dafür breite Unterstützung gibt.

Finnlands Ministerpräsidentin Sanna Marin. Wegen des Ukraine-Kriegs will das Land in die Nato. - Keystone

Für Russlands Präsident Wladimir Putin gleicht der Entscheid Finnlands einem Desaster. Russland hat auch schon prompt reagiert: Das Land sieht den Nato-Beitritt Finnlands «eindeutig» als Bedrohung an. Das sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Donnerstag.

Nicht erst seit Ukraine-Krieg Spannungen zwischen beiden Ländern

Doch warum der plötzliche Entscheid Finnlands?

«Finnland und Schweden sehen sich ja nicht erst seit dem 24. Februar von Russland bedroht. Aber die Invasion der Ukraine macht die Bedrohungslage natürlich besonders deutlich.» Das sagt der ETH-Sicherheitsforscher Niklas Masuhr zu Nau.ch.

Zwischen Finnland und Russland verläuft eine lange Grenze. Zudem gibt es zwischen den beiden Ländern Spannungen wegen Putins Aussenpolitik. Die Lage war schon immer angespannt, nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg. Allerdings kämpfte Finnland damals an der Seite der Deutschen gegen die Sowjetunion.

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Hat sich Moskau mit dem Ukraine-Krieg also nicht zuletzt im Bezug auf die Nato selbst geschadet? Ja, so Masuhr. «Russland hat die politischen Bedingungen für einen Nato-Beitritt Finnlands und mutmasslich Schwedens geliefert.»

Diese Aussage unterstützt auch Sicherheitsexperte Albert A. Stahel. «Russland hat sich eindeutig ein Eigentor geschossen. Die Nachbarstaaten – eben auch Finnland – sehen sich bedroht.»

Albert A. Stahel erklärt die Strategie im Ukraine-Krieg. - Keystone

Er ergänzt: «Die Länder suchen Sicherheit, und diese kann ihnen nur das Bündnis der Nato geben.» Denn: Die Sicherheitsgarantie der Nato beruht auf der Nuklearmacht der Vereinigten Staaten.

Auch Schweden will wegen Ukraine-Kriegs wohl in die Nato

Auch Schweden überlegt sich, der Nato beizutreten. Heute Freitag wird dort eine eigene sicherheitspolitische Analyse erwartet. Am Sonntag wollen Anderssons regierende Sozialdemokraten einen Beschluss zu ihrer eigenen Position in der Angelegenheit fällen.

«Es wäre auch denkbar, dass sich Österreich in der Zukunft der Nato anschliessen will», so Stahel. Und die Schweiz? «Aufgrund der Situation unserer Armee wären wir zwar auch Kandidat», so Stahl. «Aber wir sind geografisch viel weiter entfernt.»