Coronavirus: Zyklischer Lockdown zur Rettung der Wirtschaft
Zur Vereinbarkeit der gesundheitlichen und wirtschaftlichen Aspekte bei der Eindämmung des Coronavirus empfehlen israelische Forscher einen zyklischen Lockdown.
Das Wichtigste in Kürze
- Mit einem zyklischen Lockdown lässt sich die Reproduktionszahl unter 1 drücken.
- Es würde für alle bedeuten, wieder mindestens 40 Prozent arbeiten zu können.
- Zu diesem Ergebnis kommen israelische Forscher.
Mit einer Alternative zum kompletten Lockdown könnten sowohl gesundheitliche als auch wirtschaftliche Forderungen der Corona-Krise erfüllt werden. Israelische Forschende des «Weizmann Instituts» haben verschiedene Szenarien von zyklischen Lockdowns durchgerechnet. Dabei folgt auf eine bestimmte Anzahl Arbeitstage jeweils eine Zeit zu Hause.
Zur Veranschaulichung vergleichen die Forschenden die Ansteckungen mit dem Coronavirus mit einer Diät. Der Lockdown entspreche dabei einer strengen Abmagerungskur, die Fallzahlen gehen drastisch zurück. Dann folge die Öffnung, alle Menschen gehen wieder gleichzeitig ihren Aktivitäten nach, die Infektionszahlen steigen wieder. Der berühmte Jo-Jo-Effekt.
Gibt es jedoch wieder zu viele Neuansteckungen, komme der nächste Lockdown. Das mache die Situation unberechenbar, ein Problem für Privatpersonen, aber auch für die Wirtschaft.
Zyklischer Lockdown
Laut ihren Berechnungen kann jedoch die Reproduktionszahl R durch einen zyklischen Lockdown dauerhaft unter 1 gehalten werden. Die Reproduktionszahl R bezeichnet die Anzahl der Personen, die im Durchschnitt von einem Fall angesteckt werden. Ist sie unter 1, verbreitet sich das Coronavirus immer langsamer.
So könnte etwa die Einführung einer Zwei-Tage-Woche, gefolgt von fünf Tagen Lockdown, die Zahl der Neuinfektionen laufend senken. Gegenüber dem kompletten Lockdown können so alle mindestens ein 40-Prozent-Pensum erfüllen. Da viele Arbeiten auch im Homeoffice ausgeführt werden können, liegt der Wert noch um einiges höher.
Die Forschenden gehen bei ihren Berechnungen von einer Inkubationszeit von durchschnittlich drei bis vier Tagen aus. Deswegen funktioniere das Modell nur mit einer Lockdown-Dauer ab fünf Tagen. Die Wirkung steige mit jedem zusätzlichen Tag an.
10-4-Plan gegen das Coronavirus
Ein anderer Ansatz wäre, die Bevölkerung in zwei Gruppen zu teilen und eine Art Schichtbetrieb einzuführen. Die Schichten bestünden aus abwechselnd vier Tagen arbeiten – gefolgt von zehn Tagen Lockdown.
Der «10-4-Plan» basiert auf einer dreitägigen Inkubationszeit, die Zeit zwischen der Ansteckung und der Erkrankung einer Person. So befänden sich infizierte Personen jeweils dann zu Hause, wenn von ihnen das grösste Ansteckungsrisiko ausgehe.
Die Forschenden betonen jedoch, Schutzmassnahmen wie Händewaschen und Abstandhalten müssten weiterhin beibehalten werden. Ausserdem sollten Menschen mit Symptomen weiterhin in Quarantäne bleiben, das Contact-Tracing müsse fortgesetzt werden. Alle Personen in einem Haushalt müssten zudem zwingend in die gleiche Gruppe eingeteilt werden.
Mit diesem Modell könnte auf die Entwicklung der Neuansteckung reagiert werden, ohne die Wirtschaft lahmlegen zu müssen. Bei steigenden Zahlen würden die Arbeitstage reduziert, bei sinkenden Zahlen könnten sie wieder erhöht werden.