HIV CRISPR/Cas9: Schutz vor Aids erhöht Risiko für andere Leiden
He Jiankui behauptete 2018 zwei Babys per Gentechnik gegen Aids geschützt zu haben. Nun kommen gesundheitliche Nachteile der Genveränderung zum Vorschein.
Das Wichtigste in Kürze
- Vor einem Jahr behauptete ein chinesischer Forscher Babys gegen AIDS geschützt zu haben.
- Eine Untersuchung zeigte nun: Der Schutz vor AIDS erhöht Risiko für andere Leiden.
Eine genetische Veränderung, die unempfindlich gegen den Aids-Erreger HIV macht, erhöht das Sterberisiko durch andere Krankheiten. Menschen mit der Genveränderung haben eine um 21 Prozent verminderte Chance, das Alter von 76 Jahren zu erreichen. Das berichten US-Forscher im Fachjournal «Nature Medicine».
Bekanntheit erlangte diese Mutation vor einem halben Jahr. Damals behauptete He Jiankui, er habe das Erbgut zweier Mädchen entsprechend verändert.
Der Aids-Erreger HIV nutzt ein Zellprotein, das vom Gen CCR5 codiert wird, um Zellen des Immunsystems anzugreifen. He gab an, die Zwillingsschwestern vor Aids zu schützen.
HIV CRISPR/CAS9: Genschere entfernt
Das, indem er den genetischen Code für CCR5 mit Hilfe der Genschere Crispr/Cas9 aus deren Erbgut entfernte. Das CCR5-Protein ist zwar das wichtigste, aber nicht das einzige Einfallstor für das Virus. Die Verkündigung löste eine weltweite Welle des Protestes aus.
Ob die Mutation Auswirkungen auf die Gesundheit hat, untersuchten Xinzhu Wei und Rasmus Nielsen von der University of California. Das mittels der britischen Gen-Datenbank «UK Biobank».
Darin ist von mehr als 400'000 Menschen verzeichnet, welche Genvarianten von CCR5 sie tragen. Das Ergebnis: Menschen mit der zweifach vorhandenen Delta-32-Mutation haben eine um 21 Prozent geringere Wahrscheinlichkeit 76 Jahre alt zu werden.
Wissenschaftliche Untersuchungen ergaben, dass die Delta-32-Mutation zwar möglicherweise auch Schutz gegen Krankheitserreger wie Pocken und einige andere Viren bietet. Andererseits ist die Sterblichkeitsrate bei einer Grippe-Infektion einer früheren Studie zufolge um das Vierfache erhöht.
He wurde mittlerweile entlassen
Wei und Nielsen distanzieren sich von Hes Forschung: «Ich denke, es gibt eine Menge Dinge, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt über die Funktionen der Gene unbekannt sind», sagt Wei. «Die HIV Crispr Technologie ist viel zu gefährlich, um sie derzeit für die Keimbahnbearbeitung zu verwenden.»
He wurde mittlerweile von seiner Universität im südchinesischen Shenzhen entlassen, weitere Forschung wurde ihm untersagt. Zudem hatten 122 chinesische Wissenschaftler Hes Experiment in einem offenen Brief als «verrückt» verurteilt.