Coronavirus: Auch Angela Merkel steht wegen Impf-Versagen in Kritik
Nicht nur die Schweiz, auch Deutschland hat deutlich zu wenig Impfdosen gegen das Coronavirus. Nun hagelt es scharfe Kritik.
Das Wichtigste in Kürze
- Angela Merkel erhält für ihre Impfstrategie aktuell viel Kritik.
- Die EU hat die ersten Impfstoff-Verträge deutlich später unterzeichnet als andere Länder.
- Bis Ende Januar können in Deutschland nur knapp zwei Millionen Menschen geimpft werden.
Die Impfstrategie des Bundes sorgt diese Tage für mächtig Kritik. Denn die Anzahl Impfdosen, die den Kantonen zur Verfügung stehen, reicht längst nicht aus, um alle Risikopatienten zu impfen.
Ehemalige BAG-Verantwortliche und Politiker machen dafür die Schweizer Kaufstrategie verantwortlich.
Gemäss Gesundheitsexperte Andreas Faller hat die Schweiz in dieser Situation am falschen Ort gespart. Anstelle davon, dass man genügend Covid-19-Impfdosen für die Bevölkerung bestellt habe, habe man die Dosen auf die verschiedenen Hersteller aufgeteilt.
Coronavirus: Auch deutsche Regierung erntete Kritik für ihre Strategie
Ähnlich wie bei uns wird auch die Regierung unserer deutschen Nachbarn für ihre Strategie kritisiert. Gemäss der «Bild» sollen in Deutschland bis Ende dieses Monates nur zwei Millionen Bürger geimpft werden können. Zum Vergleich: Israel und die USA wollen bis im Frühjahr einen Grossteil der Bevölkerung geimpft haben.
Seit Tagen steht das Vorgehen der EU und das von Kanzlerin Angela Merkel bezüglich der Impfbestellung in der Kritik. Die Ämter weisen diese allerdings zurück und erklären, man habe «Impf-Nationalismus» verhindern wollen. Um die Entwicklung dieses Themas zu verstehen, muss man in den Juni 2020 zurückschauen.
Der Misserfolg in der Impfdosen-Beschaffung startete demnach, als Kanzlerin Merkel die Impfallianz zwischen Deutschland, Frankreich, Italien und den Niederlanden auflöste. Damit fiel auch der Deal mit AstraZeneca von über 400 Millionen Impfdosen ins Wasser.
Deutschland setzte Zeichen auf den Verzicht des Alleingangs
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seinen Kollegen wurde die Bemächtigung zur Beschaffung von Impfdosen entzogen und der EU-Kommission überreicht. Deutschland wollte damit ein Zeichen auf den Verzicht des Alleingangs setzen.
Der Brief zur Übernahme des Verhandlungsmandates durch die EU wurde von Spahn und seinen drei Länderkollegen selbst geschrieben. Erfreut darüber schien er allerdings nicht zu sein. Seine Sorgen begründete er mit der Angst um «massive Verzögerungen bei der Impfstoff-Bestellung».
EU gelang erste Vertrags-Unterzeichnung mit viel Verspätung
Unterdessen hatten die USA und Grossbritannien bereits mit sechs Herstellern Verträge unterzeichnet. Ende August gelang dann auch der EU der erste Durchbruch. Ein Vertrag mit AstraZeneca über 300 Millionen Impfdosen wurde unterzeichnet.
Daraufhin folgte ein Vertrag mit der französischen Sanofi, deren Impfstoff bis heute nicht fertig ist. Und ein dritter Vertrag entstand mit dem Hersteller aus den USA, Johnson & Johnson. Bis dahin reichte das Geld gemäss EU-Kommissarin nicht mehr für einen Deal mit dem deutschen Impfstoff-Hersteller Biontech.
Erste Mitte November kam es endlich zu einem Vertrag. Nun sorgt die späte Vertrags-Unterzeichnung dafür, dass die Impfdosen nur tropfenweise eintrudeln. Von einer massenhaften Auslieferung ist nicht die Rede.
«Es geht nicht um Impf-Nationalismus»
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt ist empört über die «Entschuldigung» zur Verhinderung eines «Impf-Nationalismus»: «Es geht doch nicht um Impf-Nationalismus. Aber faire Impfstoffverteilung heisst auch nicht, dass man seine eigenen Interessen hinten anstellt.»
Mehrere EU-Abgeordnete fordern nun eine Aufklärung über das Impfstoff-Debakel der EU. Obwohl Ursula von der Leyen die Offenlegung bereits ablehnte, geben die Abgeordneten nicht auf.