Ferien Residenzen und Hotels nur für Frauen boomen
Immer öfter bleibt die Hoteltür für Männer verschlossen. «Women Only» heisst es dann. Ein Ferien Konzept mit Zukunft?

Das Wichtigste in Kürze
- Hotels nur für Frauen liegen weltweit im Trend.
- In Zürich etwa ist das «Josephine’s» nur für Frauen geöffnet.
- Hotellerie Suisse geht nicht davon aus, dass der Trend Überhand nimmt.
- Sich nicht zu breit zu positionieren, sei in Zeiten von Bewertungsplattformen aber gut.
Hotels sind eine famose Sache. Man kann sich eines aussuchen, das gefällt, und ein freies Zimmer für eine oder mehrere Nächte anmieten. Bloss: Mann kann das in manchen Fällen eben nicht mehr. Denn gerade boomen Hotels nur für Frauen.
Dass Herbergen mit Mehrbettzimmern geschlechtergetrennte Räume anbieten, ist nichts Neues. Manche Hotels gingen auch dazu über, Etagen nur für Frauen zu reservieren.
Ferien auf der Frauen-Insel
Nun also auch ganze Hotels. So etwa das «Som Dona», welches vor einem Jahr in Mallorca (ES) seine Tore öffnete. «Super She Island» ist gar eine ganze, 3,4 Hektar große Insel in der Nähe von Helsinki (FIN), die Frauen vorbehalten ist. Ferien nur für Frauen.

In der Schweiz bietet die Zürcher Frauenhotel AG deren drei Gaststätten primär für Frauen an. «Lady’s First» im Seefeld und das «Marta» an der Zähringerstrasse. Der neuste Zuwachs ist das «Josephine’s» an der Lutherstrasse.
Frauen-Ferien in der Mädchen-Pension
Eingerichtet in einer ehemaligen Pension für Mädchen. Was zu Zeiten von strengen Sittenwächtern und starren Geschlechterrollen gefragt war, scheint nun erneut ein Bedürfnis zu befriedigen.

Dass Frauen auf Geschlechter-Gemeinschaft schwören, könnte mit der wiedererstarkten Frauenbewegung zusammenhängen. Gefragt waren die Räume nur für Frauen nämlich nicht immer so wie jetzt.
Frauen wollen Ferien nicht immer unter sich
Das «Lady’s First» etwa eröffnete 2001 als reines Frauenhotel. Bereits ein Jahr später musste es aber auch den Männern Zutritt gewähren. «Sonst hätte das ‹Ladys’s First› nicht überlebt», so die Gründerinnen gegenüber der «NZZ».

Das «Josephine’s» dagegen legte vor etwas mehr als einem Jahr einen Bomben-Start hin. Im Sommer 2018 war die Pension teilweise zu 90 Prozent ausgebucht. Das liegt einerseits wohl am neuen, weiblichen Wir-Gefühl. Andererseits aber auch am Konzept.

Die Pension ist bewusst nicht wie ein Hotel, sondern eher wie eine grosse WG aufgebaut. Man wohnt im eigenen Zimmer, kann aber gemeinsam kochen und diskutieren. Zudem sind zehn der 38 Zimmer für Frauen in prekären Situationen reserviert.
«Stören wir Männer?»
«Stören wir Männer denn im Lift, am Buffet oder auf dem Gang?», fragt ein Nau-Leser. Er fürchtet, dass Männer von immer mehr Räumen und Institutionen ausgeschlossen werden.
Denn auch andere Institutionen, wie die Zürcher Coworking-Spaces «WeSpace» oder «Tadah» sind für Frauen reserviert.
Hotellerie Suisse hat keine Angst vor Frauen Ferien
Bei Hotellerie Suisse allerdings macht man sich keine Sorgen. «Das ‹Josephine’s› ist eine Art Zwischenform von Hotel und Betrieb mit sozialem Nutzen», sagt Thomas Allemann von Hotellerie Suisse. «Darum funktioniert es.»

Reine Frauenhotels, so Allemann, hätten in der Schweiz sonst eher weniger gute Überlebenschancen. «Das zeigt das Beispiel ‹Ladys’s First› auf.» Gegen die Frauenhotels hat der Branchenverband per se aber nichts einzuwenden. Im Gegenteil.

«Wenn ein Geschäftsmodell funktioniert, soll man es umsetzen. Sich auf eine bestimmte Kundengruppe zu fokussieren, ist sogar sinnvoll. In Zeiten von Online-Plattformen, auf denen jeder Aufenthalt bewertet werden kann, ist es wichtig, die Erwartungen und Bedürfnisse der Gäste so gut wie möglich zu befriedigen.»
Unterschiedliche Ansprüche an die Ferien
Familien hätten nun mal andere Bedürfnisse als ältere Menschen, Frauen womöglich andere als Männer. Entsprechend sieht Allemann auch kein Problem darin, wenn in der Schweiz ein reines Männerhotel eröffnen würde.
«Wenn man von seinem Geschäftsmodell überzeugt ist, soll man es umsetzen. Allerdings muss man mit den Reaktionen darauf umgehen können. Die sind bei solchen Modellen nie nur positiv.»