Fremder mit Hightech-Kamera erschreckt Zürcher im Garten
Ein Zürcher ass im Garten Zmittag, als plötzlich ein mit einer Kamera ausgerüsteter Mann auftauchte. Die Erklärung des Fremden beruhigte ihn nicht.

Das Wichtigste in Kürze
- Andreas Freimüller vermutet, von einem Mann im Nachbargarten gefilmt worden zu sein.
- Das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) beschwichtigt.
- Ein Anwalt für digitales Recht empfiehlt, gezielter zu informieren.
Gemütlich sass Andreas Freimüller kürzlich mit seinen Kindern auf dem Gartensitzplatz beim Mittagessen. Ein fremder Mann störte jedoch die Idylle gleich neben einem Stadtzürcher Kindergarten.
«Plötzlich spazierte ein Mann mit einer Kamera auf dem Kopf und einem imposanten Datenrucksack im Nachbargarten herum.» Dies sagt Freimüller zu Nau.ch.
Die Kamera des Mannes habe verschiedene Winkel gehabt, behauptet Freimüller. An der Zaungrenze hätten die Kameras wohl nicht ausgeschaltet. «Ich fand es etwas spooky, dass da einfach ein Mann herumspazierte und mich und meine Kinder aufnehmen konnte.»
In den Garten gefilmt?
Verwundert sprach der Zürcher den Eindringling in der Nähe seines Gartens an. Dieser habe ihm erklärt, dass er im Auftrag des EWZ GIS-Daten erhebe, sagt Freimüller.
Beim EWZ handelt es sich um das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich. «Ich machte ihm klar, dass ich weder gefragt worden sei noch eine Einwilligung gegeben habe, gefilmt zu werden.»
Der Herr habe ihm darauf versichert, die Aufnahmen würden nur für die Vermessung des städtischen Grundstücks gebraucht, so Freimüller.
Beim weissen Gerät, das der Fremde trägt, handelt es sich um einen sogenannten Mapper. Er hat mehrere Sensoren und gleich vier Hightech-Kameras – für eine 360-Grad-Abdeckung.
Für den Anwohner war die Sache damit noch nicht erledigt. «Liebes EWZ, wenn ein netter junger Mann mit einem Kamera- und Lidarrucksack im Nachbargarten rumläuft und mich beim Mittagessen aufnimmt, werde ich grad recht nervös.» Dies schrieb Freimüller mit einem Augenzwinkern auf Facebook.
«Woher weiss ich denn, was alles mit den Aufnahmen passiert?», fragte er. Erneut machte er klar, einer Aufnahme nicht zugestimmt zu haben. «Hat sich genau so angefühlt wie ein Google-Maps-Auto, einfach ohne Auto, dafür im Garten.»
Geländedaten aufgenommen
Tatsächlich sollen die Sorgen des Anwohners unbegründet sein. Laut EWZ-Mediensprecherin Marie Oswald nahm der Mann Geländedaten für den kommenden Fernwärmeanschluss im betreffenden Gebiet auf. Beim Kindergarten handelt es sich um eine städtische Liegenschaft.
Bei den Terrainbestandesaufnahmen für die Leitungen ging es laut Oswald hauptsächlich um die Findung der Linienführung für den Fernwärmanschluss.
Eine in diesem Bereich zuständige Drittfirma führte die Messungen im Auftrag des EWZ aus. «Personenaufnahmen werden dabei keine gemacht», versichert Marie Oswald. Die Daten würden danach für die Projektierung des Fernwärmeanschlusses durch das EWZ verwendet.
In der Regel werden solche Boden- und Geländemessungen laut der EWZ-Mediensprecherin mit Lidarkameras gemacht. Lidar steht für Light Detection And Ranging. Mit dieser Technologie lässt sich die Erde aus der Luft präzise vermessen.
«Ein alter Trick»
Martin Steiger, Anwalt für Recht im digitalen Raum, versteht die Reaktion des Anwohners. «Wenn auch nicht das Ziel: Bei Vermessungen mit einer Kamera wird die eine oder andere Person aufgenommen», sagt Steiger zu Nau.ch.
Auch Dinge aus der Privatsphäre könne die Kamera erwischen. Fälle von Betrügern verunsicherten zusätzlich, sagt Steiger. «Vermessungen sind ein alter Trick, um sich unberechtigt Zugang zu Grundstücken und Häusern zu verschaffen.»
Als ideal betrachtet Steiger, auch Anwohnende vorgängig zu informieren. «Wenn in der Nachbarschaft gebaut wird, haben die Haushalte schliesslich auch eine entsprechende Information im Briefkasten.»
Das EWZ plant aber nicht, das Vorgehen anzupassen. «Die betreffenden Grundstückeigentümer wurden informiert», sagt Marie Oswald. Auch habe der Mitarbeitende Auskunft gegeben.