Immer öfter krank: Professor geht mit Gen Z hart ins Gericht
Die Zahl der Arbeitsabsenzen ist gerade bei den 15- bis 24-Jährigen stark gestiegen. Ein Uni-Professor spricht von einer Selbstüberforderung der Generation Z.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei den 15- bis 24-Jährigen hat die Zahl der Arbeitsabsenzen stark zugenommen.
- Das kann auf die Pandemie und psychische Erkrankungen zurückzuführen sein.
- Ein Uni-Professor findet, dass sich die junge Generation selbst überfordert.
Ob eine Grippe, Erkältung oder sonstiges Unwohlsein – niemand ist gerne krank. Vor allem zur Grippezeit gibt es viele Herausforderungen. So müssen auch Unternehmen in dieser Zeit mit weniger Personal zurechtkommen.
Nun hat sich gemäss Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) gezeigt: Die Absenzen aufgrund von Krankheit oder Unfällen sind stark gestiegen.
Am meisten betroffen? Die Altersgruppe der Generation Z. Sie lassen die Ausfalltage wegen Krankheit und Unfall in die Höhe steigen.
Bei den 15- bis 24-Jährigen hat sich die generelle Dauer von acht Ausfalltagen stark erhöht. Mit 10,4 Tagen im Jahr liegen die Absenzen über den durchschnittlichen 9,3 Tagen. Im Vergleich zum 2019 hat die Zahl bei der jüngeren Generation um ganze 60 Prozent zugenommen.
Pandemie und psychische Erkrankung als Hauptfaktoren
Die Zunahme kommt jedoch nicht überraschend, wie Stefan Felder, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Basel, gegenüber Nau.ch sagt. Dabei führt er aus: «Mit der Pandemie hat die Häufigkeit von Erkrankungen bei jungen Erwachsenen stark zugenommen.»
Dazu kommen psychische Erkrankungen, die der jüngeren Generation, insbesondere jungen Frauen, zu schaffen machen. Psychische Erkrankungen seien in der Vergangenheit mit einem Stigma verbunden gewesen – man habe sich dafür geschämt.
Felder betont: «Das hat sich geändert. Es hat dazu geführt, dass häufiger Ärzte und Ärztinnen aufgesucht werden.» Aber: «Auch in Fällen, in denen es nicht notwendig wäre.»
Überfordert sich Gen Z selbst?
Der Schweizerische Arbeitgeberverband (SAV) glaubt, dass die Gründe für krankheitsbedingte Arbeitsausfälle vielfältig sind. Für Andrea Schwarzenbach, stellvertretende Leiterin Ressort Arbeitsmarkt und Arbeitsrecht beim SAV, ist klar: «Arbeitsausfälle allein der zunehmenden Arbeitsbelastung zuzuschreiben, wäre unseres Erachtens falsch.»
Dieser Meinung ist auch Felder: «An den Arbeitgebern liegt es nicht. Die junge Generation überfordert sich eher selbst.»
Es könne auch sein, dass sich junge Erwachsene gegenüber dem Arbeitgeber heute eher leisten könnten, nicht zur Arbeit zu erscheinen. «Der Arbeitsmarkt, insbesondere bei den Lehrstellen, ist ausgetrocknet.»
Arztzeugnis: Beharrung auf Dreitagesregel
Gemäss Felder würden sich viele Arbeitgeber kulant geben und ein Arztzeugnis auch noch nach sieben oder zehn Tagen akzeptieren. Doch: «Das ist nicht gut und hat zu einer Verlängerung der Arbeitsabsenzen geführt.»
Eine Arztkonsultation innerhalb von drei Tagen würde einen Patienten aktivieren und führe zu einer klaren Behandlungsstrategie. «Die Arbeitgeber sollten auf die Dreitagesregel beharren», fordert Felder.