Minenräumung: Schweizer Stiftung schickt Hilfe in die Ukraine

Die Stiftung Digger plant, weitere Minenräummaschinen in die Ukraine zu senden und erhöht ihre Produktionskapazität.

Das Schweizer Unternehmen Digger will der Ukraine weitere Minenräum-Maschinen liefern. - KEYSTONE/Peter Schneider

Die in der Minenräumung tätige Stiftung Digger wird demnächst zwei weitere Maschinen in die Ukraine schicken. Mit Unterstützung verschiedener Schulen plant die in Tavannes BE ansässige Organisation zudem, eine vierte Maschine zu finanzieren.

Als Digger 1998 gegründet wurde, hätte der Gründer und Direktor Frédéric Guerne nicht gedacht, dass er jemals mit einer solchen Nachfrage konfrontiert sein würde. Vor dem Krieg in der Ukraine seien jedes Jahr etwa zehn Minenräummaschinen in die Welt geschickt worden, erklärt er.

Die Stiftung Digger selbst exportierte höchstens eine pro Jahr. «Als der Krieg begann, haben die Ukrainer schnell angekündigt, dass sie zunächst 100, dann 200 davon brauchen würden», sagt er im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Auf diese enorme Nachfrage wollte Digger schnell reagieren. Im vergangenen Herbst wurde ein erster, vom Verteidigungsdepartement VBS finanzierter Minenräumpanzer in die Ukraine transportiert. «Die Arbeiten gehen stetig voran und wir mussten vor Ort ein zweites Team ausbilden», sagt Guerne.

Risiken und Herausforderungen

Trotz langjähriger Erfahrung hatte das Unternehmen aus dem Berner Jura noch nie eine Minenräummaschine in ein Land geschickt, in dem offiziell Krieg herrscht. «Die Situation in der Ukraine ist ziemlich kompliziert», sagt der Geschäftsführer. «Die Russen haben Panzerabwehrminen hinterlassen. Deshalb besteht das Risiko, dass sich die Maschine an Orte bewegt, wo sie nicht hin sollte.»

Ausserdem bestehe die Gefahr, dass der Panzer ins Visier genommen werde. Zwar ist die Maschine weiss lackiert, um sie von Militärmaschinen zu unterscheiden, und sie darf nicht näher als 30 Kilometer von der Front entfernt arbeiten. «Aber 30 Kilometer sind mit modernen Waffen nicht viel. Das Risiko besteht, und wir gehen damit um», merkt Guerne an.

Die Verantwortlichen der Stiftung Digger, die als einziges Unternehmen in der Schweiz Minenräummaschinen baut, lassen sich davon nicht entmutigen. Zwei neue Maschinen sind in Vorbereitung.

Die erste wird von der Glückskette finanziert und geht Anfang November auf die Reise. Für die zweite, die von der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) finanziert wird, erwartet Frédéric Guerne eine Bestätigung des Vertrags bis Ende September.

Zukunftspläne trotz Herausforderungen

Diese soll im zweiten Quartal 2025 ausgeliefert werden. Zur Lieferung gehören nebst der Maschine jeweils ein Lastwagen, eine mobile Werkstatt und Verschleissteile für drei Jahre. Bezieht man den Transport und die Ausbildung vor Ort mit ein, belaufen sich die Kosten für jede Maschine auf über eine Million Franken.

«Angesichts der Nachfrage aus der Ukraine mussten wir unsere Produktionskapazität erhöhen», sagt Guerne. Die Non-Profit-Organisation Digger beschäftigt derzeit 24 Personen, was einem Dutzend Vollzeitäquivalenten entspricht. «Wir haben die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Einige Konkurrenten, die grösser sind als wir, haben es nicht geschafft, aber wir sind dabei», sagt der Geschäftsführer.

Seit Beginn des Krieges habe das Unternehmen nie einen Franken auf die Seite gelegt und sei immer Risiken eingegangen. «Aber diese Strategie sorgt dafür, dass wir Ergebnisse erzielen.»

Guerne mangelt es nicht an Ideen für die Zukunft. So möchte er mit Schulen zusammenarbeiten, damit diese durch verschiedene Aktionen eine nächste Minenräummaschine für die Ukraine finanzieren können.

Schulen unterstützen Minenräumung

«2009 hatten österreichische Schüler ein Projekt mit dem Roten Kreuz durchgeführt, um uns eine Maschine zu kaufen und sie Bosnien zu schicken. Wir sind gerade dabei, ein ähnliches Projekt auf die Beine zu stellen,

Hand in Hand mit der bernischen Bildungsdirektion». Mehrere Schulen in der Region wurden bereits angesprochen, insbesondere im Berner Jura und in Biel. «Es steht der ganzen Schweiz offen. Übrigens verbreitet sich die Idee schneller als gedacht». Guerne hofft, das Projekt am 1. Dezember für eine Dauer von sechs Monaten starten zu können.