Darum sprengen sich Elon Musk und Co. am Ende selbst in die Luft

Marko Kovic
Marko Kovic

Flawil,

Unser Kolumnist Marko Kovic ist überzeugt: Der Kollaps, auf den die neuen Oligarchen hinarbeiten, wird auch ihnen alles nehmen.

Elon Musk
Kennt keine Grenzen: Tech-Milliardär Elon Musk. - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Der bekannte Sozialwissenschafter Marko Kovic schreibt regelmässig Kolumnen auf Nau.ch.
  • Heute erklärt Kovic, weshalb der Aufbau gesellschaftlicher Resilienz elementar ist.

Vielleicht klingt es überraschend: Ich habe nichts gegen Milliardäre. Ich habe kein Problem damit, wenn Menschen unternehmerisches Neuland betreten und für ihren Wagemut fürstlich belohnt werden.

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Marko Kovic über die Selbstzerstörung der Oligarchen. - Nau.ch

Man kann darüber streiten, was das richtige Ausmass an Steuern für sie ist. Aber grundsätzlich gönne ich ihnen ihren Reichtum.

Demokratie wird zu Plutokratie

Milliardäre und Superreiche, solche, die die Milliarden-Marke nicht ganz geknackt haben, werden erst dann zum Problem, wenn sie sich in Politik einmischen.

Wenn sie ihren Reichtum in politische Macht ummünzen, um die Gesellschaft nach ihrem Gusto umzubauen. So wird Demokratie zu Plutokratie.

Natürlich, wir dürfen uns nichts vormachen: Politik war immer ein dreckiges Geschäft.

Jene, die viel Geld haben, sassen schon immer am längeren Hebel. Die Situation verschärft sich heute aber akut.

Gönnst du den Superreichen ihre Milliarden?

Steuersenkungen in Billionenhöhe

Donald Trumps zweite Präsidentschaft in den USA ist ein plutokratischer Umbau zugunsten der Superreichen – von denen alleine in Trumps Kabinett über ein Dutzend sitzen.

Allen voran Elon Musk, der mächtigste ungewählte Bürokrat des Planeten. Trumps Deal: Die Armen erhalten weniger Gesundheitsversorgung und weniger Altersrente, die Reichen dafür Steuersenkungen in Billionenhöhe.

Dieser Deal gefällt vielen. Etwa Javier Milei in Argentinien, Alice Weidel und Christian Lindner in Deutschland, oder dem Schweizer SVP-Präsidenten Marcel Dettling. Allesamt Leute, hinter denen Milliardäre stehen.

SVP Marcel Dettling
Der Schwyzer SVP-Nationalrat Marcel Dettling. - Keystone

Die Superreichen sind heute so reich und mächtig wie noch nie in der Geschichte. Und sie sehen im gegenwärtigen populistischen Zeitgeist eine Chance, noch reicher und noch mächtiger zu werden.

Was sie in ihrem Machtrausch dabei übersehen: Sie sägen am eigenen Ast. Und werden sehr tief fallen.

Ungleichheit führt zu Stillstand

In der heutigen Zeit des ideologischen Krawalls ist es schwierig geworden, grundlegende ökonomische Realitäten anzusprechen. Lasst es uns trotzdem versuchen.

Eine solche Realität: Zu hohe Ungleichheit ist für eine Gesellschaft schlecht, Umverteilung ist gut.

Diese Tatsache trifft auch dann zu, wenn wir die moralische Dimension von Ungleichheit ausblenden. Es geht nicht um hungrige Kinder und in Altersarmut darbende Senioren. Es genügt, wenn uns das blosse Funktionieren der Volkswirtschaft interessiert.

Maximale Deregulierung und minimale Besteuerung

Die Vision von Musk und Co. ist maximale Deregulierung und minimale Besteuerung. Umverteilung von oben nach unten wird so stark wie möglich eingestampft.

Musk bezeichnet etwa die amerikanische Altersvorsorge «Social Security» als Betrug, weil Reiche überproportional viel einzahlen.

In Wahrheit ist Social Security das vielleicht erfolgreichste staatliche Programm der USA.

Zwei Drittel der über 65-Jährigen werden dank «Social Security» vor Armut bewahrt. Das ermöglicht ihnen, am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen.

Marko Kovic
Marko Kovic schreibt auf Nau.ch Kolumnen. - zvg

Warum ist das wirtschaftlich wichtig? Wenn Menschen materiell einigermassen stabil leben, können sie sich intensiver am Wirtschaftskreislauf beteiligen.

Sie können konsumieren und investieren. Sie können reisen, regelmässig im Restaurant essen, sie können sich Immobilien kaufen, sie können in Aktien anlegen.

Wenn aber, wie es sich die Oligarchen wünschen, sozialstaatliche Pfeiler der Umverteilung eingerissen und Millionen Menschen ökonomisch prekarisiert werden, können sich Menschen entsprechend auch viel weniger bis gar nicht wirtschaftlich beteiligen.

Salopp ausgedrückt: Wenn die Oligarchen die Gesellschaft kriegen, die sie sich wünschen, hat niemand mehr genug Geld, um die Produkte zu kaufen, mit denen die Oligarchen ihr Geld machen. Das ist das Paradoxon der oligarchischen Gier.

Libertärer Fanatismus führt in den Kollaps

Die neuen Oligarchen sägen nicht nur an ihrem unmittelbaren wirtschaftlichen Ast. In ihrem kurzsichtigen Machtrausch destabilisieren sie die gesamte Gesellschaft – und machen uns alle anfälliger für Schocks und Krisen.

Endlos viele Schocks und Krisen können wir aber nicht überstehen.

Technologischer Fortschritt und wirtschaftliche Interdependenzen machen die Welt heute so komplex wie noch nie. Das ist grundsätzlich positiv.

Es ist gut, dass wir uns auf Social Media vernetzen können, dass man Schweizer Käse in Tokyo und japanische Kameras in Bern kaufen kann. Dass man innerhalb von Stunden oder Tagen zu jedem bewohnten Flecken der Erde reisen kann. Aber die Kehrseite von Komplexität ist Risiko.

Es steht sehr viel auf dem Spiel

Heute steht so viel auf dem Spiel, wie noch nie. Künstliche Intelligenz, Klimawandel, Biotechnologie: Die Liste globaler Herausforderungen wächst und wächst.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die nächste Erschütterung, dass der nächste Knall zu gross sein wird, um ihn zu überstehen, wächst auch.

Hast du die Covid-Pandemie gut überstanden?

Man denke nur an die Zerwürfnisse der Covid-Pandemie zurück. In der Pandemie blieb nichts unversehrt. Gesundheitsversorgung, Bildung und Lieferketten. Nur mit grossem Glück sind wir dem totalen Chaos entkommen.

Darauf verlassen, dass wir auch bei der nächsten Krise Glück haben, dürfen wir uns nicht.

Aufbau gesellschaftlicher Resilienz elementar

Der einzige Weg, um mit den Risiken, die auf uns zukommen, halbwegs nachhaltig umzugehen, ist der Aufbau gesellschaftlicher Resilienz.

Das bedeutet kollektive Investitionen in die Infrastruktur unserer eigenen Zukunft. Bildung, Produktionskapazitäten, mehr internationale Kooperation, Regulierung riskanter Technologie.

Die einzige Chance, als Gesellschaft, als Zivilisation eine nachhaltige Zukunft zu haben, ist, am gemeinsamen Strang zu ziehen. Und diese Zukunft zugunsten aller zu erschaffen.

Genau dieses grosse, dieses in mancherlei Hinsicht einzige Projekt, das zählt, sabotieren die neuen Oligarchen.

In ihrem libertär-egozentrischen Fanatismus vergiften sie die öffentliche Debatte. Sie tun ihr Bestes, all die zivilisatorischen Meilensteine, die uns überhaupt erst soweit gebracht haben, in Klump zu schlagen. Wir sprechen von Bildung, Gesundheitsversorgung, Altersvorsorge, Wissenschaft und sozialer Marktwirtschaft.

Glaubst du auch, dass die neuen Oligarchen eines Tages alles verlieren werden?

Die neuen Oligarchen sind überzeugt, dass sie dadurch noch mehr Macht anhäufen werden. In Wahrheit wird das Gegenteil geschehen.

Der Kollaps, auf den sie hinarbeiten, wird auch ihnen alles nehmen.

Sie werden ihm nicht entkommen. Weder in Luxusbunkern in Neuseeland noch an Bord von Raketen in Richtung Mars.

Die neuen Oligarchen wollen alles. Es wird ihnen nichts bleiben.

Zum Autor: Marko Kovic ist Gesellschaftskritiker. Er interessiert sich für gesellschaftlichen Wandel und die Frage, ob wir noch zu retten sind. Er lebt in Uzwil SG.

Kommentare

User #5501 (nicht angemeldet)

Herr Kovic mag nicht an Covid erinnert werden, er löscht diese Kommentare sehr schnell, kann ich, persönlich verstehen.

User #5811 (nicht angemeldet)

Als Papst würde ich alle exkommunzieren!

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