Spotify und Co. sind riesige Umweltsünder
Dank Streaming verbraucht die Musikindustrie weniger Plastik. Trotzdem ist der CO2-Ausstoss der Branche wegen Spotify und Co. auf einem Höchststand.
Das Wichtigste in Kürze
- Streaming- und Download-Dienste in den USA verursachten 2016 bis 350 Millionen Kilo CO2.
- Während des Vinyl-Booms 1977 lag der CO2-Ausstoss bei 140 Millionen Kilo.
Wer früher Musik hören wollte, kaufe Vinyl, CDs oder Kassetten. Produkte, die allesamt auf Kunststoffe hergestellt werden.
Mittlerweile sind physikalische Musikformate überholt. Songs werden heute gestreamt. Spotify und Konsorten sorgen in der Schweiz für über 50 Prozent des Umsatzes der Musikbranche. Zählt man die Downloads hinzu, kommen die digitalen Formate auf fast 70 Prozent.
Zahlen aus den USA zeigen: Weil die Musik nicht mehr physisch vorhanden ist, sinkt der Plastikverbrauch der Industrie. Laut einer Studie der Universität Glasgow verbrauchte die Musik-Industrie 1977 in den Vereinigten Staaten 58 Millionen Kilo Plastik. Damals waren die Vinyl-Verkäufe auf ihrem Höhepunkt.
1988, als die Kassette ihre Höchstzeit erlebte, lag der Plastikverbrauch der Branche in den USA bei 56 Millionen Kilogramm. Und im Jahr 2000, als die CD-Verkäufe Höchstwerte erzielten, verbrauchte die Musikindustrie in den USA 61 Millionen Kilo Plastik.
Weniger Plastik, mehr CO2
Zum Vergleich: Vor drei Jahren benötigte die Branche noch 8 Millionen Kilo Kunststoff, um CDs, Kassetten und Schallplatten herzustellen. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte: Der CO2-Ausstoss hat in der Branche zuletzt massiv zugenommen.
Die Studienautoren errechnen für 1977 140 Millionen Kilo CO2-Äquivalente. 1988 waren es 136 Millionen Kilo. In Zeiten des CD-Booms waren es 157 Millionen Kilo CO2-Äquivalente.
Heute liegt die Zahl deutlich höher. Die Forscher schätzen, dass die Datenzentren der Streaming- und Download-Dienste in den USA allein zwischen 200-350 Millionen Kilogramm CO2 in die Luft pusten.
Die Studienautoren geben allerdings zu, dass die Zahlen nicht ganz abschliessend sind. So fehlt etwa der CO2-Ausstoss, der beim Vertrieb der physikalischen Musik entstanden ist.
Spotify setzt auf Amazon
Zudem dürfte nicht jeder Streaming- oder Download-Dienst gleich umweltschädlich sein. Apple betreibt bereits seit 2014 alle Rechenzentren mit erneuerbaren Energien.
Platzhirsch Spotify nutzt die Datenzentren vom Amazon. Diese wurden vor zwei Jahren von Greenpeace schlecht beurteilt.
Das Unternehmen von Jeff Bezos bezieht zu 30 Prozent Strom aus Kohlekraft, 26 Prozent Atomstrom und 24 Prozent Strom aus Gaskraftwerken. Erneuerbare Energien machen nur 17 Prozent des Mix aus.