Paradise PD gehört zu den Netflix Serien, die man sich sparen kann
Paradise PD bedient jedes Klischee, das Polizeiserien kennen. Die guten Einfälle und Lacher sind rar, das Blut, die Gewalt und der schwarze Humor nicht.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Figuren von «Paradise PD» sind wenig einfallsreich und klischeehaft.
- Die vorhersehbare, wenig lustige Handlung soll durch den Ekel-Effekt kompensiert werden.
- Das funktioniert in der 1. Staffel nur ganz selten.
Bei der Fülle an Serien, die derzeit produziert werden, gibt es immer wieder solche, die man sich getrost sparen kann. «Paradise PD» auf Netflix gehört definitiv zu dieser Kategorie. Dabei ist die Prämisse der neuen Cartoon-Polizeiserie gar nicht schlecht. Nicht spektakulär neu, aber auch nichts, was schon hunderte Male gemacht wurde.
«Paradise PD» ist nicht nur vom Zeichenstil, von der Figurenkonfiguration und von der Durchgeknalltheit durchaus mit «Family Guy» vergleichbar. Der Unterschied: In
«Paradise PD» geht es um Polizisten. Und in punkto politische Inkorrektheit, Ekelhaftigkeit und Gewalt macht die Serie ungefähr dort weiter, wo «Family Guy» aufhört. Das könnte zwar durchaus lustig sein, ist es aber nur selten. Das Konzept
«So eklig und gewalttätig wie möglich» zieht auf Dauer einfach nicht.
Die Figuren
Die Anleihen an «Family Guy» sind offensichtlich: ein sprechender Hund mit Suchtproblemen (namens Bullet, gesprochen von Stand-Up-Comedian Kyle Kinane), ein leicht dümmlicher Sohn (Kevin Crawford, gesprochen von David Herman aus «Futurama») und eine gutaussehende Frau mit mehr oder weniger versteckten Aggressionen (Gina Jabowski, gesprochen von Sarah Chalke aus «Scrubs»).
Den Cast komplettieren Polizeichef Randall Crawford (gesprochen von Tom Kenny, «Spongebob Squarepants») und Gerald Fitzgerald (gesprochen von Cedric Yarbrough, «Speechless»), ein an sich guter Polizist, der unter einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) leidet. Das klingt alles wenig neu und etwas fantasielos und das ist es auch: Quasi jeder der Hauptcharaktere ist ein wandelnder Stereotyp. Und abgesehen vielleicht vom Polizeichef macht auch keine der Figuren eine besondere Entwicklung durch.
Die Geschichte
Ironischerweise geht es im Polizeidepartment der fiktischen Kleinstadt Paradise (USA) gar nicht paradiesisch zu und her. Polizeichef Crawford verlor im Dienst einen Hoden und ist auf Testosteronpflaster angewiesen, seine Ex-Frau ist als Bürgermeisterin seine Chefin und sein Sohn will auch Polizist werden, was Crawford gar nicht gefällt.
Bullet, der Hund, feiert regelmässig Drogen- und Sexorgien in der Polizeiwache, «Fitz» Fitzgerald ist aufgrund seiner PTSD kaum einsatzfähig und Gina Jabrowski verbringt ihre Zeit mehr damit, Verdächtige zu verprügeln und einen krankhaft übergewichtigen Mitarbeiter sexuell zu belästigen, als Fälle zu lösen.
In dieses Grundchaos wird eine neue Zutat geworfen: Argyle Meth, eine neue Superdroge, die den Markt in Paradise zu überschwemmen droht. In der zehn Folgen langen ersten Staffel dient die Suche nach dem «Kingpin» als eine Art überspannender Erzählbogen unter dem die Crew allerhand kleinere Fälle löst. Oder eben nicht.
Der beste Moment
Hin und wieder hat auch «Paradise PD» seine Momente. Einer der lustigsten ist, als sich Gerald «Fitz» Fitzgerald aus Versehen selber anschiesst. Ein Video von dem Vorfall findet seinen Weg ins Internet und löst eine riesige Kontroverse aus, denn Fitzgerald ist dunkelhäutig.
Für die Konservativen ist klar: Hier wurde ein Polizist von einem Schwarzen angeschossen. Die Liberalen sind anderer Meinung: Hier wurde ein Schwarzer Opfer von sinnloser Polizeigewalt. Ein durchaus cleverer Einfall der Autoren, die das aufgeladene politische Klima in den USA gekonnt auf die Schippe nehmen, so dass beide Seiten ihr Fett wegbekommen.
Nicht sehenswert, weil...
Ideen wie diese sind die Ausnahme in «Paradise PD». Die Charaktere bleiben platt, die Handlung vorhersehrbar, selbst der Twist am Ende der ersten Staffel ist viel weniger überraschend als beispielsweise bei «Disenchantment». Dazu wird man beim Schauen der Serie das Gefühl nicht los, dass die Macher Roger Black und Waco O'Guin ihren Mangel an neuen Ideen einfach mit möglichst viel Blut, Kot, Gewalt, Drogen und Fluchwörtern zu kompensieren versuchen.
Das soll wahrscheinlich «edgy» und provokant wirken, ist nach einer Weile aber nur noch ermüdend. Wer weniger heftigen schwarzen Humor will, dafür aber eine gute Story und dreidimensionale Charaktere, die wirklich lustig sind, ist mit «BoJack Horseman» momentan besser bedient.
★☆☆☆☆
Die erste Staffel von «Paradise PD» ist seit dem 31. August auf Netflix verfügbar.