Darum ist Schokolade eine Schweizer Spezialität

Marcel Winter
Marcel Winter

Bern,

Schweizer Schokolade ist ein weltweit bekannter und geschützter Begriff. Zu seinem Ruf trugen vor allem die Pioniere des 19. Jahrhunderts bei.

Schokolade
Die Schokolade wurde vor allem im 19. Jahrhundert in der Schweiz revolutioniert. - Depositphotos

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz wurde die moderne Milchschokolade erfunden.
  • Noch immer gilt die Schweiz als das typische Schoggi-Land.

Die Schweizerinnen und Schweizer sind ein Volk von Schoggi-Liebhabern. Laut einer Zusammenfassung auf «statista» verzehrt jeder Einwohner rund 11,9 Kilogramm. Davon allein macht die Milchschokolade rund 80 Prozent aus.

Das hat auch dazu geführt, dass die Schweiz heute untrennbar mit Schokolade verbunden ist. Trotz der geringen Landes- und Bevölkerungsgrösse ist das Land laut einer Inhaltsangabe auf «statista» der zehntgrösste Schokoladenexporteur der Welt.

Essen Sie gerne Schweizer Schoggi?

So wurde die Schweiz zum Schokoladenexperten

Die ursprünglich in Mittel- und Südamerika beheimateten Kakaobohnen kamen ab dem 16. Jahrhundert mit den ersten spanischen Entdeckern nach Europa. Im 17. Jahrhundert wurden sogenannte Schokoladenhäuser parallel zu den ebenfalls neuen Kaffeehäusern zur Mode.

Schoggi Tasse
Neben den Kaffeehäusern waren die neuen Schokoladenhäuser in Mode, in denen sich die Oberschicht gerne traf. - Depositphotos

Sie waren ein beliebter Treffpunkt der Oberschicht, die dort ein Gebräu tranken, das mit moderner Trinkschokolade nicht viel gemeinsam hatte. Die heisse Schoggi war auf mittelamerikanische Art mit Gewürzen gespickt und ordentlich mit Zucker gesüsst. Feste Schokolade in Form von Tafeln war zu dieser Zeit noch unbekannt.

Daniel Peter und die Milchschokolade

Auch in der Schweiz verbreiteten sich die Schokoladenhäuser und es gab es erste Versuche, feste Schokolade zu produzieren. Die erste Schokoladenfabrik wurde 1819 in Vevey erfunden.

Hier lebte auch Daniel Peter, der eigentlich Kerzen verkaufte. Diese waren aber immer weniger gefragt und so beschäftigte er sich mit anderen Produkten.

Daniel Peter
Daniel Peter hat 1875 die Milchschokolade erfunden. - Depositphotos

Schokolade war bis dahin aufgrund des eher bitteren Geschmacks kein allzu beliebtes Produkt. Bis heute hält die eigentlich wertvollere Zartbitterschokolade einen relativ geringen Marktanteil.

Laut dem Historischen Lexikon der Schweiz erfand Daniel Peter 1875 die Milchschokolade. Er kam auf die Idee, die Kakaomasse mit Zucker und Kondensmilch zu verrühren, damit sie süsser und cremiger wurde. Und voilà: Die Milchschokolade war entstanden.

Sie wurde zu einem durchschlagenden Erfolg, der schon bald die Nachbarländer erreichte. Der Ruf der Schokolade als Schweizer Spezialität war geboren.

Schritte
Einer der wichtigsten Schritte bei der Herstellung von Schokolade ist das Conchieren. - Depositphotos

Einen weiteren Entwicklungssprung machte die Schweizer Schokolade durch die Erfindung des Conchierens. Dabei wird die Schokoladenmasse so lange geknetet, bis sie sich erwärmt und verflüssigt. So gehen die Bitterstoffe verloren, die die ursprüngliche Schokolade prägte. Das Conchieren führt ausserdem dazu, dass die Schoggi im Mund schmilzt.

Schweizer Chocolatiers in ganz Europa

Zur weiteren Verbreitung der Schweizer Schokolade trugen auch Chocolatiers bei, die sie mit ins Ausland nahmen.

Laut der Webseite «Berlingeschichte» hatten die Brüder Josty schon 1812 das Café Josty in Berlin gegründet. In diesem gingen berühmte Autoren wie Heinrich Heine und Theodor Fontane ein und aus. Erst schlürften die Gäste heisse Schokolade, später knabberten sie Schweizer Tafelschokolade und andere Leckereien.

Pralinen
Pralinen lassen sich in Handarbeit selbst herstellen. - Depositphotos

Als zweite grosse Schokoladennation Europas gilt Belgien, wo die Praline erfunden wurde. Weniger bekannt ist, dass die belgische Schokoladentradition auf einen Schweizer zurückgeht: Jean Neuhaus wanderte im 19. Jahrhundert aus der Schweiz nach Brüssel.

Hier wollte der Apotheker ursprünglich nur die bitteren Pillen für seine Kunden schmackhafter machen. Daher überzog er seine Medikamente mit hochwertiger Schokolade.

Sein ebenfalls Jean genannter Enkel nutzte die erfundene Milchschokolade dann, um sie flüssig in kleine Förmchen zu giessen. Dies, um sie im Anschluss mit Buttercreme, Mandeln, Nüssen und ähnlichen Leckereien zu ergänzen. Der Boden wurde mit einer Schicht Schokolade versiegelt – und die Praline war geboren.

Schweizer Schokolade heute

Die Pioniere des 19. Jahrhunderts legten den Grundstein für den Ruf der Schoggi als Schweizer Spezialität. Sie gründeten Unternehmen, die heute vielfältige Schokoladenprodukte in alle Welt exportieren.

Schweizer Schokolade
Schweizer Schokolade geniesst weltweit einen ausgezeichneten Ruf. - Depositphotos

So verwundert es auch nicht, dass Schoggi eines der beliebtesten Souvenirs ist, das ausländische Touristen in der Schweiz kaufen.

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Kommentare

User #1290 (nicht angemeldet)

Schoggi sollte nicht mehr als Schweizer Produkt verkauft werden, denn der Kakao stammt nicht aus der Schweiz - und sorry - die Belgier machen die bessere Schoggi und unterdessen ist auch Deutsche Schoggi besser und billiger als unsere Pampe....

User #1907 (nicht angemeldet)

Die Antwort auf die Frage ist historisch begründet und umfasst auch die Belgische Schokolade. Die Schweiz und Belgien waren die beiden einzigen Länder, in denen ein gesetzlicher Mindestpreis für Schokolade festgelegt wurde. Also musste man in Belgien und in der Schweiz an der Qualität feilen, während die anderen Länder die Billigproduktion forcierten.

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