Finanzen: Das Wunder vom Zinseszins bis zu Swisscom
Der Josefspfenning und die 72er-Formel für die Finanzen sorgen meist für grosse Augen. Mit der Swisscom-Aktie – und etwas Glück – kann man davon profitieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Josefspfenning illustriert die Magie des Zinseszinses.
- Die 72er-Formel zeigt, wie lange es bis zur Finanz-Verdoppelung braucht.
- Die Swisscom-Aktie zeichnet sich durch stabile Dividenden aus.
Der Advent steht vor der Tür. Befassen wir uns mit dem irdischen Vater von Jesus. Josef war Handwerker, hatte aber auch ein gutes Händchen für Finanzen. Wenn wir dem Gedankenspiel des Ökonomen Richard Price von anno 1772 folgen.
Josef schlägt Warren Buffett
Demnach legte Josef einen Pfenning für den kleinen Jesus an – bei einem jährlichen Zins von 5 Prozent. Würde Jesus heute wiederkommen, wäre er damit reicher als Warren Buffett, Bill Gates und Elon Musk zusammen. Sein Pfenning wäre unzählige Erdkugeln aus purem Gold wert!
Diese Geschichte lehrt dreierlei: Es braucht 1.) einen langen Atem, damit Geld wachsen kann, 2.) attraktive Zinsen und 3.) den Zinseszinseffekt. Letzterer tritt nur ein, wenn man die Zinsen konsequent reinvestiert.
Denn Zinseszins bedeutet, dass nicht nur der ursprünglich investierte Betrag, sondern auch die Zinsen verzinst werden.
Die 72er-Finanzregel
Was ist die grösste Kraft im Universum? «Der Zinseszins», soll das Physikgenie Albert Einstein geantwortet haben. Aber mal ganz praktisch: Wie lange braucht man, um eine investierte Summe zu verdoppeln? Das ist mit der magischen Zahl 72 eine Milchbüchlein-Rechnung.
Man dividiert die Zahl 72 durch die erwartete jährliche Rendite respektive den Zinsertrag. Bei einer Rendite von 3 Prozent dauert es 24 Jahre bis zu Verdoppelung (72:3 = 24). Wer es auf eine Rendite von 4 Prozent schafft, muss dagegen nur 18 Jahre lang warten (72:4 = 18).
Wie sieht es bei einer Sparkonto-Rendite von 1 Prozent aus? Es braucht 72 Jahre Geduld, bis sich das Ersparte dupliziert (72:1 = 72).
Diese Rechenspiele zeigen: Jedes kleine Prozent macht einen grossen Unterschied.
Dividenden statt Zinsen
Wenn sich jemand nur zehn Jahre Zeit gibt, sein Vermögen mit Zinseszins zu verdoppeln, benötigt er eine jährliche Rendite von 7,2 Prozent (72:10 = 7,2). «Genau hier liegt das Problem», sagt die Ökonomin Therese Faessler: «Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung spart nur auf Konten. Im aktuellen Tiefzinsumfeld kommt sie damit nie auf einen grünen Zweig.»
Anders sieht es aus, wenn man auf Aktien setzt. So entspricht eine Rendite von 7,2 Prozent ungefähr der Durchschnittsrendite des Schweizer Aktienmarkts in den letzten 100 Jahren.
Deshalb plädiert Therese Faessler fürs Aktiensparen. Um dieses zu fördern, hat sie die Plattform invested.ch und das Projekt Equitika.ch lanciert.
Dieses will schon Schülerinnen und Schüler für die Finanzen fit trimmen, unter anderem mit einem Börsenwettbewerb im Klassenzimmer.
Swisscom – eine Volksaktie?
Wer eine Summe noch zu Lebzeiten verdoppeln will, investiert am besten breit diversifiziert in Aktien. Zum Beispiel mit einem Anlagefonds oder börsenkotierten Indexfonds (ETF). Therese Faessler hat aber noch einen weiteren Tipp auf Lager: Statt nur ins Smartphone sollte man auch in die Swisscom-Aktie investieren. «Swisscom-Kunden können die Dividende als Rabatt auf die Abogebühr sehen», sagt Faessler.
Und Swisscom hat viele Kunden. Sie kommt im Wachstumsmarkt Mobilfunk auf einen Anteil von 56 Prozent in der Schweiz. Der Konzern gehört zu 51 Prozent dem Staat, was für Stabilität sorgen sollte.
Und Swisscom zahlte im Schnitt der letzten zehn Jahre eine Dividendenrendite von fast 4,4 Prozent. Wenn man diese regelmässig reinvestiert, lockt ein attraktiver Zinseszinseffekt.
Bleibt die Frage: Würde sich Josef damit zufriedengeben oder für weitere Wunder beten?
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Zum Autor
Stephan Lehmann-Maldonado hat schon als Kind Münzen gesammelt. Er hat sich während seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Zürich auf Banking und Finance spezialisiert. Parallel dazu, schrieb er bereits für Wirtschaftsmedien, unterrichtete als Handelslehrer und vertiefte sein Wissen in der Bankpraxis. Heute führt er eine Agentur für klare Kommunikation – und freut sich, wenn sich auch die Finanzbranche damit anfreunden kann.