Finanzen der Zukunft: Gold, Silber oder Bitcoin?
Gold, Silber und Bitcoin liefern sich dieses Jahr eine Rally. Dahinter steckt kein Hype, sondern die Sorge vor einem Finanz-Crash. Wer macht das Rennen?
Das Wichtigste in Kürze
- Getrieben durch China eilt der Goldpreis von Rekord zu Rekord.
- Silber ist das Metall der Stunde: die Industrie lechzt danach.
- Bitcoins im Portfolio verleihen zusätzliche Unabhängigkeit.
«Kann man in dem Fluss baden?», fragte ich einen Einheimischen. Ich war in den Sommerferien im bolivianischen Dschungel unterwegs. «Nein, denn in der Gegend wird Gold abgebaut», antwortete er. In den letzten Jahren ist in Bolivien der Goldrausch ausgebrochen. Viele Minen-Kooperativen suchen das neue El Dorado.
Tatsächlich scheint der Goldpreis von einem Hoch zum nächsten zu klettern. Doch im Schatten des grossen Bruders angeln sich auch Silber und das «digitale Gold» Bitcoin empor. Welche dieser Krisenwährungen macht das Rennen?
Gold an Supermarktkasse?
Seit Urzeiten gilt Gold als Metall der Könige. Es hat seine Kaufkraft seit Jahrtausenden gehalten. Mit einer Viertel Unze konnte man sich vor 2600 Jahren in Babylon 88 Brote leisten. Und bis heute bekommt man dafür gleich viel in der Schweiz. Dagegen verlor der «harte» Franken inflationsbedingt seit Einführung der Schweizerischen Nationalbank 1907 über 90 Prozent seiner Kaufkraft.
Still und leise stocken diverse Notenbanken und Staaten ihre Goldreserven auf, allen voran China. Denn das Reich plagt eine Immobilienkrise, während die chinesischen Aktien vor sich hindümpeln. Aber auch einige US-Bundesstaaten wie etwa Louisiana, Alabama, Utah und Wisconsin erkennen wieder Gold und Silber als Zahlungsmittel an. Sie verzichten sogar auf die Steuern auf die Edelmetalle.
KI treibt Silbernachfrage
Silber ist ein unterschätzter Wertspeicher. Anders als Gold notiert es noch immer unter seinem Höchststand von 2011. Besonders spannend: Es ist über 80-mal günstiger als Gold. Damit ist es im historischen Vergleich tief bewertet – obwohl Silber das Metall der Stunde ist.
Als exzellenter elektrischer Leiter steckt es in jeder Photovoltaikanlage, in jedem Elektromobil, in jedem Handy. 60 Prozent des Silbers fliessen in die Industrie. Die Tendenz nimmt im Zeichen von künstlicher Intelligenz zu. Kaum vorstellbar, dass Staaten es konfiszieren, wie es bei Gold verschiedentlich geschehen ist.
Trump promotet Bitcoin
Schlägt der Bitcoin gleich Gold und Silber? Über die Hälfte der Transaktionen der Tausenden von Kryptowährungen fallen auf den Bitcoin. Seine Kapitalisierung übersteigt schon jene von Silber. Und Präsidentschaftskandidat Donald Trump wirbt für ihn: «Bitcoin steht für Freiheit, Souveränität und Unabhängigkeit von staatlichem Zwang.» Tatsächlich entstand der Bitcoin nach der Finanzkrise von 2008 – als Symbol des Widerstands gegen die Dominanz der Zentralbanken. Im Gegensatz zu (be)greifbaren Edelmetallen bleibt er aber eine digitale Formel.
Fazit? Statt Bargeld zu horten, ist es sinnvoll, seinem Portfolio etwas Gold, Silber und Bitcoin beizumischen – als Versicherung für die Finanzen. Und sollten die Preise durch die Decke gehen, ist es nicht verboten, Kursgewinne zu realisieren! Vielleicht reicht der Erlös sogar für eine exotische Reise. Unbezahlbare Erlebnisse kann keine Inflation wegfressen.
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Zum Autor:
Stephan Lehmann-Maldonado hat schon als Kind Münzen gesammelt und sich während seines Wirtschaftsstudiums an der Universität Zürich auf Banking und Finance spezialisiert. Parallel dazu, schrieb er bereits für Wirtschaftsmedien, unterrichtete als Handelslehrer und vertiefte sein Wissen in der Bankpraxis. Heute führt er eine Agentur für klare Kommunikation – und freut sich, wenn sich auch die Finanzbranche damit anfreunden kann.