Stabilität für Finanzen: Obligationen sind zurück!

Stephan Lehmann-Maldonado
Stephan Lehmann-Maldonado

Bern,

Endlich! Obligationen bringen wieder Stabilität in die Finanzen – mit Zinssätzen um 2 Prozent. Höchste Zeit, das Einmaleins der Obligationen aufzufrischen.

Finanzen Schweizerische Nationalbank
Alles andere als langweilig bei den Finanzen: Mit Obligationen lassen sich wieder interessante Strategien fahren – schreibt Nau.ch-Finanzexperte Stephan Lehmann-Maldonado. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Nach der Zinswende gibt es wieder verzinsliche Alternativen zum Sparkonto.
  • Der Obligationenmarkt ist grösser und komplexer als der Aktienmarkt.
  • Vieles spricht für Obligationen – aber bitte die Risiken beachten.

Obligationen sind zum Gähnen langweilig – dachte ich mal. Und irrte. Nach dem Platzen der Internetblase 2001 und 2002 übertrafen die Renditen von Obligationen sogar jene von Aktien und Hedge Funds. In der Finanzkrise von 2008 erzielten Staatsanleihen als einzige Anlageklasse ansehnliche positive Erträge.

Dann versetzten die Zentralbanken die Obligationen per Tiefzinspolitik ins künstliche Koma. Der Tiefpunkt war erreicht, als die Schweizer Nationalbank die Zinsen anno 2015 unter null drückte.

Alternative zum Sparkonto?

Jetzt feiern Obligationen ein Comeback. Endlich finden sich wieder verzinsliche Alternativen zum Sparkonto. Bei Obligationen mit solidem Rating liegen Renditen von 2 Prozent drin. Seit letztem Jahr hat die Schweizer Nationalbank zum fünften Mal in Folge die Zinsschraube angezogen.

Was macht die Papiere sonst spannend? Sie haben die längere Geschichte als Aktien. Zum Beispiel verkauften italienische Städte schon in der Renaissance schmucke Schuldbriefe, um ihren Staatshaushalt zu sanieren. Als Entschädigung gab es Zins.

Grösser und komplexer als der Aktienmarkt

Seither ist der Obligationenmarkt enorm gewachsen: Mit 136‘000 Milliarden US-Dollar stellt er den Aktienmarkt in den Schatten. Das entspricht 168-mal der jährlichen Wirtschaftsleitung der Schweiz.

Schuldner wie Staaten, Unternehmen und Organisationen sind höchst erfinderisch im Kreieren neuer Obligationen. Wem sollen Anlegerinnen und Anleger ihr Geld in welcher Währung und zu welchen Konditionen zur Verfügung stellen?

Finanzen, Bonität und Zinsen: auf Risiken achten

Beginnen wir mit der wichtigsten Lektion in Sachen Obligationen: Sie sind nur so sicher, wie ihr Emittent zahlungswürdig ist. Ratingagenturen beurteilen die Schuldnerqualität. Sichere Obligationen wie die Schweizer Bundesanleihen erhalten die Bestnote: AAA. Je grösser das Insolvenzrisiko, desto höhere Zinsen müssten winken.

Besitzen Sie Obligationen?

Viele Obligationen sind wie Aktien an der Börse kotiert. Ihr Kurs kann schwanken. Dazu gibt es eine vermeintlich paradoxe Faustregel: Sinken die Zinsen, steigen die Obligationenkurse – und umgekehrt.

Wieso? Nehmen wir an, die Obligationen eines Unternehmens werfen 1 Prozent Zins ab. Steigen die Zinsen, muss das Unternehmen neue Obligationen mit höheren Zinsen herausgeben – womit die alten Obligationen an Beliebtheit verlieren.

Aus diesem Grund rasselten die Schweizer Obligationen nach der Zinswende 2022 in den Keller. Mit -12 Prozent wiesen sie die schlechteste Jahresperformance seit 1926 auf.

Eine Frage der (Lauf)-Zeit bei den Finanzen

Wer eine Obligation bis zum Ende der Laufzeit hält, weiss im Voraus, was er daran verdient. Solange der Emittent zahlungsfähig bleibt und die Anleihe nicht vorzeitig kündet.

Was aber, wenn man sein Geld vorher braucht? Um das Verkaufs-Risiko zu einem schlechten Zeitpunkt zu minimieren, sollte man Obligationen nach Laufzeiten diversifizieren. Oder noch besser: auch nach weiteren Kriterien. Am einfachsten geht das mit einem Obligationenfonds.

Schliesslich sollten sich Anlegerinnen und Anleger nicht von attraktiven Zinsen von Obligationen aus anderen Ländern blenden lassen. Denn die Währungsabwertung zum Franken frisst die nominale Mehrrendite meist weg.

Viele Auguren erwarten, dass die Nationalbank die Zinsen nochmals erhöhen wird – aber ab 2024 Ruhe einkehrt. Somit spricht viel dafür, noch dieses Jahr in Obligationen einzusteigen.

***Zum Autor

Stephan Lehmann-Maldonado bringt zwei seiner Steckenpferde zusammen: die Faszination fürs Wirtschaftsgeschehen und jene für klare Kommunikation.

Finanzen Stephan Lehmann-Maldonado
Finanzexperte Stephan Lehmann-Maldonado. - zVg

Schon während seines Finance-Studiums an der Universität Zürich hat er für Wirtschaftsmedien geschrieben. Später hat er sein Wissen in der Bankpraxis und beim Unterrichten von Lernenden vertieft. Heute führt er eine kleine Kommunikationsagentur.

Kommentare

User #1507 (nicht angemeldet)

Wer im EU raum anlegt ist nicht ganz bei Trost oder freut sich ab 10% Reali-Inflation

User #1507 (nicht angemeldet)

Von wem ist Lehmann gesponsort? Kein Mensch kauft Anleihen.

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