Vegan als Alternative: Warum Leder nicht nur für Tiere tödlich ist
Wer vegan lebt, verzichtet nicht nur auf tierische Nahrungsmittel, sondern auch darauf, dass die Kleidung nicht von Tieren stammt. Doch warum eigentlich?
Das Wichtigste in Kürze
- Wer komplett vegan lebt, trägt keine Kleidung und Schuhe aus Leder.
- Leder gilt als nachhaltig, doch die Herstellung ist alles andere als umweltfreundlich.
- Es gibt pflanzliche Alternativen zu tierischem Leder, zum Beispiel aus Kaktus oder Pilzen.
Wer vegan lebt, trägt kein Leder. Warum eigentlich? Ist Leder nicht ein natürliches und nachhaltiges Nebenprodukt, das sonst entsorgt werden müsste? Leider nicht: Der Handel mit der Tierhaut ist ein milliardenschwerer Wirtschaftszweig.
Auch die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt sind dramatisch.
Warum Veganer kein Leder tragen
Veganer möchten nicht, dass für ihren Konsum ein Tier sterben muss. Sie lehnen deshalb jegliche Verwendung tierischer Materialien ab. Auch in der Mode. Dazu zählt auch Leder, denn nur wenn das Tier stirbt, respektive getötet wird, kann seine Haut verwendet werden.
Entgegen der alltäglichen Vorstellung ist Leder kein Abfallprodukt der Fleischherstellung. Denn die Gewinnung von Leder macht die Haltung von Tieren wirtschaftlich attraktiver.
Rinder sind die weitaus wichtigsten Lederlieferanten. Die Nachfrage ist so gross, dass sogar Tiere nur für die Lederproduktion gezüchtet werden.
Besonders beliebt für die Lederproduktion, besonders in der Luxusindustrie: Die Haut von Kälbchen. Denn hier werden Tierhäute verlangt, die makellos sind.
Das Branchenmagazin «Business of Fashion» erklärt: «Werden die Kälber in Ställen aufgezogen und kommen nie nach draussen, bleibt ihre Haut makellos.» Ergo: ihre Haut ist wertvoller.
Das meiste Leder kommt aus Asien und Südamerika. Die Rückverfolgbarkeit von Leder ist allerdings enorm schwierig, da es keine Kennzeichnungspflicht gibt.
Die häufig verwendete Bezeichnung «Made in» bedeutet lediglich, wo die Bestandteile zum Endprodukt zusammengefügt wurden. Wenn auf einer Tasche also «Made in Italy» steht, stammt das Leder wahrscheinlich trotzdem aus Asien oder Südamerika.
Leder benötigt starke Chemikalien
Leder gilt als natürlich und deshalb als umweltfreundlich. Doch damit das Naturprodukt Tierhaut haltbar wird, muss es chemisch behandelt werden. Dies wird durch die Gerbung erreicht.
Dadurch wird das Produkt zwar langlebig, doch es ist auch nicht mehr biologisch abbaubar.
Leder zählt aufgrund der Gerbung zu den Materialien mit dem grössten ökologischen Fussabdruck. Hinzu kommt die ressourcenintensive Aufzucht der Tiere für den Rohstoff Tierhaut.
Tödlich für Mensch und Natur
Die verwendeten Chemikalien für das Gerben sind hochgiftig, umweltschädlich und krebserregend.
90 Prozent der Lederproduktion findet in Ländern wie Indien oder Bangladesch statt, wo Umwelt- und Arbeitsschutzstandards gering sind. Die Arbeiter, oft auch Kinder, stehen barfuss in der Chromlauge und atmen täglich die giftigen Dämpfe ein.
Das Abwasser aus der Gerberei gelangt ungefiltert in die umliegenden Gewässer und vergiftet die Böden und das Grundwasser. Leder zerstört also nicht nur die Natur unwiederbringlich, sondern auch die Gesundheit der Menschen in der Umgebung.
Innovative Alternativen aus Pflanzen
Mit dem erhöhten Umweltbewusstsein und Akzeptanz des Veganismus, kamen in den letzten Jahren immer mehr innovative Materialien auf den Markt. Diese werden aus pflanzlichen Bestandteilen hergestellt.
Es gibt beispielsweise Leder aus Ananas, Äpfeln, Weintrauben oder Kaktus. Auch Kork wird gerne verwendet.
Im Labor tüfteln Wissenschaftler an der Entwicklung von Leder aus Pilzen oder Kombucha durch Fermentation. Ein weiterer Forschungszweig ist die Züchtung von Leder aus tierischen Stammzellen.
Ebenfalls beliebt sind synthetische Stoffe aus PU oder Mikrofaser. Bei diesen Materialien wird aber oft die Umweltbilanz bemängelt.
Der Markt für pflanzenbasierte Materialien ist im Vergleich mit tierischem Leder noch klein. Und noch sind diese hinsichtlich Qualität und Nachhaltigkeit nicht perfekt.
Doch die alternative Lederindustrie ist noch jung. Es ist daher zu erwarten, dass in den kommenden Jahren bahnbrechende und umweltschonende Innovationen auf den Markt kommen werden.
Nau Vegan
Im Rahmen dieser Serie schreibt Mirjam Walser Beiträge zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School und langjährige Veganerin ist sie Expertin für Veganismus und den veganen Markt.