Vegan argumentieren: «Pflanzen haben auch Gefühle»
Wer vegan lebt, hat dieses Argument mindestens einmal gehört: «Aber Pflanzen fühlen auch!» Warum das so nicht stimmt und was man darauf antworten kann.
Das Wichtigste in Kürze
- Veganer und Fleischesser führen öfters heftige Diskussionen um die pflanzliche Ernährung.
- Ein häufiges Argument gegen diese Ernährungsweise ist, dass Pflanzen auch Gefühle hätten.
- Diese Behauptung lässt sich in drei Schritten leicht widerlegen.
Wer vegan lebt, findet sich des Öfteren in Diskussionen zum eigenen Lebensstil wieder. Manchmal ist der Austausch spannend und es gibt echtes Interesse. Viel häufiger passiert es jedoch, dass man mit absurden – und manchmal auch lustigen Fragen konfrontiert wird.
Einen Satz hat bestimmt jede Person, die vegan isst, schon mehrmals gehört: Pflanzen haben auch Gefühle.
Dieses Argument wird in Diskussionen vorgebracht, wenn es um ethische Fragen des Konsums tierischer Produkte geht: Die Veganerin isst kein Fleisch, weil sie es ethisch nicht vertreten kann, dass führ ihren Genuss ein Tier leiden muss.
Aber was ist mit Pflanzen? Leiden sie nicht auch, wenn man sie aus dem Boden reisst und abschneidet?
Die Behauptung «Pflanzen haben auch Gefühle» ist eine ausweichende Reaktion darauf, dass Tiere leidensfähig sind. Die Gegenaussage soll diskreditieren, ohne die Argumente zu widerlegen. Diesen Vorgang nennt man auch «Whataboutism».
Darüber kann man sich nun aufregen – oder die Behauptung einfach widerlegen. Und das geht in diesem Fall ganz einfach.
Pflanzen haben kein zentrales Nervensystem
Pflanzen haben im Gegensatz zu Tieren kein zentrales Nervensystem, kein Gehirn und keine Schmerzrezeptoren. Sie sind deshalb nicht in der Lage, Schmerz zu spüren und Leid zu empfinden.
Das Schmerzempfinden wäre bei Pflanzen auch nicht sehr praktisch. Schmerz warnt uns vor einer Gefahr. Da Pflanzen festgewachsen sind, könnten sie sich nicht in Sicherheit bringen. Und in der Natur sind die Dinge in der Regel auf das Überleben optimiert.
Vegan killt weniger Pflanzen als Fleisch
Und wer trotzdem noch findet, Pflanzen können Schmerzen empfinden, sollte erst recht keine tierischen Produkte mehr essen. Denn Fleisch, Milch und Co. benötigen mehr Pflanzenressourcen als vegane Produkte. Um ein Kilogramm Rindfleisch zu produzieren, braucht es bis zu 10 Kilo pflanzliches Futtermaterial.
Man könnte stattdessen ein Kilo Weizen direkt essen und damit zehn Familien sattkriegen. Sich direkt von Pflanzen zu ernähren, statt über den Umweg Tier, bringt also schlussendlich weniger Pflanzen um.
Vegan diskutieren: Nicht immer einfach
Es ist nicht einfach, in einer Diskussion ruhig zu bleiben. Schliesslich geht es Veganern um eine ethische Überzeugung oder darum, die Umwelt zu retten. Es kann frustrierend sein, wenn andere diese Werte nicht teilen oder sogar angreifen.
Deshalb als kleiner Tipp für vegane Diskussionen für Veganer: Es hilft, sich in Erinnerung zu rufen, dass die meisten von uns auch mal tierische Produkte gegessen haben. Und auch wir haben damals nicht verstanden, weshalb man kein Tier essen sollte – und komische Argumente vorgebracht.
Vegane Herzen gewinnt man meistens nicht mit knallharten Diskussionen, sondern mit Mitgefühl – und vielleicht einem veganen Double-Schoko-Brownie.
Nau Vegan
Im Rahmen dieser Serie schreibt Mirjam Walser Beiträge zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School und langjährige Veganerin ist sie Expertin für den pflanzlichen Lebensstil und den veganen Markt.