Vegan: Warum Klimaschutz und Fleischkonsum nicht zusammenpassen
Wie wir konsumieren, beeinflusst unsere Umwelt. Welche Auswirkungen hätte es auf den Klimawandel, wenn wir uns komplett vegan ernährten?
Das Wichtigste in Kürze
- Die tierische Landwirtschaft hat eine sehr schlechte Klimabilanz.
- Klimaforscher empfehlen die pflanzliche Ernährung als die umweltschonendste Form.
- Wer vermehrt vegan isst, kann seinen ökologischen Fussabdruck reduzieren.
Bratwurst, Schnitzel, Milch und Käse: Tierische Produkte sind für die meisten Menschen alltägliches Konsumgut. Sie sind überall und oft preiswert erhältlich. Im Schnitt isst jeder Schweizer fast 52 Kilogramm Fleisch und 370 Kilogramm Milchprodukte pro Jahr.
Die andere Seite dieses übermässigen Konsums: Das Halten von Hühnern, Kühen und Schweinen in industriellem Massstab mit hohem Energieaufwand und enormen Auswirkungen auf Umwelt und Klima.
Extreme Temperaturen, Dürren, ausgelaugte Böden, der Verlust der Artenvielfalt – die Warnzeichen sind offensichtlich: Die Art und Weise, wie wir konsumieren, beansprucht unseren Planeten stark – zu stark.
Schlechte Klimabilanz
Zahlreiche Studien belegen, dass Tierprodukte eine schlechtere Klimabilanz als pflanzliche Lebensmittel aufweisen. Die landwirtschaftliche Tierhaltung ist je nach Berechnung für 15 bis 20 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Gleich viel wie der gesamte Verkehrssektor.
Zusätzlich verbraucht sie enorme Mengen an Landressourcen – für vergleichsweise wenig Ertrag. Rund 80% der landwirtschaftlichen Flächen werden für die tierische Landwirtschaft genutzt. Dabei deckt sie nicht mal mehr als 20 Prozent der weltweiten Kalorienversorgung.
Und der globale Fleischhunger sorgt dafür, dass immer mehr Regenwald verschwindet, um Platz zu machen für Rinderherden und Futteranbauflächen.
Die globale Sicht auf die Nahrungsmittelproduktion macht es umso deutlicher, dass wir unsere Ernährung nachhaltiger gestalten müssen. Klimaforscher empfehlen deshalb vegan als die umweltschonendste Ernährungsform.
Vegan leben: Studien zeigen positive Umweltauswirkungen
Was würde es für die Umwelt bedeuten, wenn wir vegan leben würden?
Natürliche Ökosysteme, die aktuell zur Haltung von Nutztieren und zum Anbau von Tierfuttermittel beansprucht werden, könnten sich erholen. Weideflächen könnten so wieder zu Wäldern werden und CO2 binden.
Unsere Kinder und Enkel könnten wieder optimistisch in die Zukunft schauen. Denn der weltweite Ausstieg aus der Tierhaltung innerhalb von 15 Jahren würde die heutigen Treibhausgasemissionen bis 2100 um 68% senken. Das entspricht etwa der Hälfte der benötigten Reduzierung, um die globale Erwärmung auf zwei Grad Celsius zu begrenzen.
Zu diesem Schluss kommen die US-amerikanischen Wissenschaftler Michael B. Eisen und Patrick O. Brown 2022 in einer ausführlichen Studie.
Was das konkret für den Einzelnen bedeutet, berechnete der Ökologe Joseph Poore von der University of Oxford. Poore zeigt, dass wer vegan lebt, seine CO2-Bilanz um zwei Tonnen jährlich reduzieren kann, bei ansonsten gleichbleibendem Lebensstil. Das entspricht laut dem CO2-Rechner von MyClimate zehn Economy-Class-Flügen zwischen Zürich und London.
Das heisst nun natürlich nicht, dass wer pflanzlich isst, unbegrenzt das Flugzeug nehmen sollte. Denn ein Langstreckenflug von Zürich nach Thailand verbraucht bereits 1,5 Tonnen CO2.
Nicht nur die Ernährung, auch Verkehr, Energie oder die Bekleidungsindustrie müssen wir neu denken. Doch die wissenschaftlichen Studien zeigen, dass wir mit der pflanzlichen Ernährung bereits einen wirkungsvollen Hebel gegen den Klimawandel besitzen.
Nau Vegan
Im Rahmen dieser Serie schreibt Mirjam Walser Beiträge zum Thema Veganismus. Als Gründerin der Vegan Business School und langjährige Veganerin ist sie Expertin für den pflanzlichen Lebensstil und den veganen Markt.