Winnetou ritt vor 55 Jahren ins Kino
Als Old Shatterhand und Apachen-Häuptling Winnetou sind sie unsterblich geworden: Lex Barker und Pierre Brice in der Karl-May-Verfilmung «Winnetou» von 1963.
Das Wichtigste in Kürze
- Heute vor 55 Jahren kam die Karl-May-Verfilmung «Winnetou Teil 1» ins Kino.
- Old Shatterhand (Lex Barker) und Winnetou (Pierre Brice) wurden zu Ikonen ihrer Zeit.
- Karl Mays erster Wildwest-Roman um Appachen-Häuptling Winnetou erschien vor 125 Jahren.
Der Himmel stand blau und weit über der Prärie, als Winnetou 1963 über die Leinwände unserer Kinos ritt. Heute ist Pierre Brice’s erster Auftritt als Häuptling der Apachen exakt 55 Jahre her.
«Er war Freund und Beschützer aller Hilflosen, aber unerbittlicher Gegner aller Ungerechten», mit diesen Worten eröffnet der Erzähler aus dem Off ein Epos, der über drei Jahre die deutschsprachige Jugendszene mehr prägen sollte, als die Beatles oder James Bond.
Karl Mays Wildwest-Abenteuer
Bereits die Eröffnungs-Zeilen erklären, was «Winnetou» seit dem Erscheinen des ersten «Reiseberichts» von Karl May im Jahre 1893 – vor 125 Jahren also – zu einem immerwährenden Kassenschlager machte. In den Weiten von Winnetous Welt sind richtig und falsch, Gut und Böse so klar deklariert, wie die Realität das nimmer kann.
«Wie ein Märchen klingt heute, was vor einem Jahrhundert noch Wirklichkeit war. Bittere, harte Wirklichkeit. Das letzte, verzweifelte Aufbäumen der roten Völker gegen die weissen Eroberer», fährt der Erzähler fort – und liefert zwei weitere Gründe für Winnetous Erfolg. Zur Jahrhundertwende war das Auswandern nach Amerika für viele Deutsche und Schweizer ein Thema – Verwandte und Vorfahren waren bereits über den Atlantik übergesetzt. Viele spielten selber mit dem Gedanken.
Die Geschichte vom Deutschen Old Shatterhand und seinem roten Blutsbruder zeichneten ein Bild der verheissungsvollen, amerikanischen Ferne. Das Karl May sich an den Gipfeln des deutschen Erzgebirges und den Pfaffenberger Anhöhen orientierte und keine Ahnung von Amerika hatte, tat wenig zur Sache. Denn «Winnetou» entführte nicht nur in die scheinbar reale Welt ennet des Atlantiks, er entführte auch aus der Tristesse der Nachkriegszeit.
Wahre Freundschaft
Bevor der Apachen-Häuptling in die Kinos ritt, vom Marterpfahl floh, sich in der Mähne seines schwarzen Hengstes Iltschi festkrallte oder reihenweise Bleichgesichter von glänzenden Pferderücken schoss, wurde zünftig die Werbetrommel gerührt. «Winnetou, ein Film, der alle Erwartungen übertrifft. Die Geschichte einer wahren Männerfreundschaft.» Und da haben wir ihn, den letzten Grund.
Wie viele Jugendliche haben sich in Zeiten vor HIV und Propellereltern mit ernsthaftem Blick die Handflächen – oder doch zumindest die Fingerkuppen – eingeritzt und ewige Blutsbruderschaft geschlossen. Eine Freundschaft, hart erkämpft, im Abenteuer erprobt, auf die man sich verlassen kann. Welches Kind – wie erwachsen es auch immer sein mag – wünscht sich das nicht?