Tierschutz: Das steckt hinter dem Phänomen Petfluencer
Petfluencer sind die tierischen Stars der Social-Media-Portale. Allerdings kommt dabei immer häufiger der Tierschutz unter die Räder.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz nimmt das Phänomen der Petfluencer rasant zu.
- Problematisch sind die Darstellung von Wildtieren und übertriebene Inszenierungen.
Influencer sind heute weidlich bekannt: Menschen, die es aus irgendeinem Grund geschafft haben, Millionen Follower auf Social-Medial-Portalen wie Instagram und Tiktok hinter sich zu scharen. Die grosse Reichweite sorgt für Einfluss. Empfiehlt ein Influencer ein neues Lokal, entstehen bald lange Schlangen.
Von der Selbstdarstellung zur Darstellung der Tiere
Es dauerte nicht lange, bis der Selbstdarstellung erwachsener Influencer die Darstellung und Vermarktung der eigenen Kinder und Haustiere folgte. Während sich Kinder der Sache häufig noch entziehen können, sieht es bei Haustieren anders aus. Und im Buhlen um Aufmerksamkeit online wird der Tierschutz häufig vernachlässigt.
In den USA erzielt die Petfluencing Nische mittlerweile millionenschwere Umsätze. Die Liste der erfolgreichsten Petfluencer führt laut «FeedSpot» Jiffpom, mit rund 9,1 Millionen Followern an: Ein niedlicher Zwergspitz, der es zweimal ins Guinness Buch der Rekorde schaffte. 2014 absolvierte er den schnellsten 10-Meter-Lauf auf den Hinterbeinen und den schnellsten 5-Meter-Lauf den Vorderbeinen.
Seither trat er auch in Filmen und Musikvideos auf. Er wurde auch bei den World Dog Awards zum Most Popular Dog gekrönt. Pro gesponsertem Post verdient JiffPom übrigens 36‘000 US-Dollar. Kein Wunder, dass viele Menschen hoffen, mit ihren Haustieren reich zu werden.
Tiere haben keine Entscheidungsfreiheit
Damit Influencer – und Petfluencer – eine Menge an Followern sammeln können, müssen sie häufig neue Beiträge posten. Die Inszenierung dieser Beiträge nimmt oft mehrere Stunden in Anspruch. Bei Tieren ist es noch schwieriger, weil diese natürlich nicht wissen oder verstehen, ob und wie sie posieren sollen.
Dazu kommen die oft unnatürlichen Inszenierungen, die dem Tierschutz zuwiderlaufen: Haustiere in «niedlicher» Kleidung, die sie tatsächlich einengt, ungewöhnliche Hundefrisuren und vieles mehr. Was für den Besitzer oder die Besitzerin eine Einnahmequelle ist (oder sein soll), wird für das Haustier zur Qual.
Noch schwieriger ist es, wenn Wildtiere ins Spiel kommen. So gibt es Petfluencer, die sich bewusst Wildtiere wie Igel oder Waschbären ins Haus holen, um diese zu inszenieren. Nicht zuletzt geht von allen Inszenierungen ein hoher Stressfaktor durch das lange Posieren und die oft grelle Beleuchtung aus.
Was jeder für den Tierschutz tun kann
Zweifellos gibt es viele Petfluencer Accounts, die etwas Freude in den Alltag bringen. Eine Studie der University of Leeds zeigt, dass Tiervideos den Stress um bis zu 50 Prozent senken können. Allerdings sollten Tierfans darauf achten, wem sie Aufmerksamkeit in Form von Klicks und Likes schenken.
So sollten Petfluencer vermieden werden, die sich mit Wildtieren inszenieren oder die ihre Haustiere offensichtlichem Stress aussetzen. Dies geschieht zum Beispiel durch enge, unangemessene und alberne Kleidung.
Ebenfalls ein No-Go sind Petfluencer, die auf Qualzuchten setzen und damit sogar die Nachfrage nach diesen Qualzuchten steigern. Ein Beispiel dafür sind die winzig kleinen Teacup-Hunde.
Besser ist es, Accounts zu suchen, bei denen die Tiere augenscheinlich Spass haben und nicht allzu sehr inszeniert werden. Tierbesitzer wissen: Ihre Tiere bieten Slapstick-Momente oder schauen einfach besonders niedlich drein.