Tierschutz: So sieht nachhaltiges Wildessen aus
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer entdecken das Wildessen für sich. Dem Tierschutz zuliebe sollte dabei aber die Nachhaltigkeit nicht vergessen gehen.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Jagdsaison dauert vom Herbst bis zum Ende des Winters.
- Pro Jahr werden rund 70'000 Tiere bei der Jagd getötet.
- Wir verraten Ihnen, wie nachhaltiges Wildessen geht.
Die Jagd ist eine uralte Tradition. Seit Jahrtausenden tötet der Mensch Tiere, um sich von ihrem Fleisch zu ernähren und ihre Häute und Felle zu verwerten. Erst in den letzten Jahrzehnten sank die Bedeutung von erjagtem Wildbret. Schliesslich wurde es immer einfacher und günstiger, Fleisch von domestizierten Tieren im Supermarkt zu kaufen.
Warum Wildessen eine gute Wahl ist
Mittlerweile steigt das Interesse an Wildessen wieder. Viele Menschen sind der Ansicht, dass Wildfleisch letztendlich weniger Tierleid verursacht als das Fleisch von Tieren aus extrem schädlicher Massentierhaltung.
Heimische Wildtiere wie Hirsche, Rehe und Wildschweine wachsen artgerecht in freier Wildbahn auf. Sie ernähren sich natürlich und ganz ohne chemische Zusätze wie Antibiotika.
Ausserdem leiden sie nicht auf langen Transporten, die dem Tierschutz zuwiderlaufen und müssen keine Todesängste im Schlachthof ausstehen. Der Tod kommt plötzlich und überraschend.
Die Jagd als Teil des Tierschutzes
Natürlich steht bei Wildfleisch der Gedanke im Raum, dass auch hier die Tiere für den menschlichen Genuss sterben müssen. Allerdings entspricht die Jagd auf bestimmte Tierarten wie Rehe und Wildschweine durchaus dem Tierschutz.
Frühere natürliche Feinde wie der Wolf und der Bär wurden in der Schweiz fast durchgehend ausgerottet. Dadurch können sich diese Tiere stark vermehren. Der Natur tut es jedoch nichts Gutes, wenn sie aus dem Gleichgewicht gerät: Gibt es zu viele Rehe, Hirsche oder Wildschweine, leiden die Bäume des Waldes und Kleintiere darunter.
In der Schweiz werden vor allem Rehe gejagt
In der Schweiz werden die Bestände darum im Rahmen der jährlichen Jagdsaison kontrolliert reduziert. Wie viele Tiere genau geschossen werden dürfen, legen die Kantone selbst fest. Laut Jagdstatistik im Magazin «Pirsch» erledigten die Schweizer Jägerinnen und Jäger in der Saison 2022/2023 über 70'000 Tiere.
Hauptziel waren Rehe: Rund 42'000 Rehe wurden in der Saison erlegt. Mit weitem Abstand dahinter folgen Rotwild (13'000 Tiere), Gamswild (9700 Tiere) und Schwarzwild (8000 Tiere). Der grösste Teil dieser Tiere kommt dann als Wildbret auf den Tisch.
Tierschutz: Wann ist Wildessen nachhaltig?
Allerdings: Längst nicht jeder Rehbraten in der Schweiz stammt tatsächlich von einem in der Schweiz in freier Wildbahn erlegten Tier. Oft handelt es sich um im Ausland gezüchtete und dort in der Gatterhaltung getötete Tiere. Beim Transport per Flugzeug entsteht noch einmal viel umweltschädliches CO2. Mit Nachhaltigkeit und Tierschutz hat dies dann nichts mehr zu tun.
Eine Kennzeichnungspflicht gibt es nicht. Wollen Sie sicherstellen, dass es sich bei Ihrer Mahlzeit um nachhaltiges Wildfleisch handelt, fragen Sie am besten das Personal. Der Wirt sollte Sie darüber informieren können, wo das Fleisch herkommt.
Auf Nummer Sicher gehen Sie in Sachen Nachhaltigkeit und Tierschutz, wenn Sie das Wildfleisch selbst kaufen und zu Hause zubereiten. Mehrere Onlineshops in der Schweiz bieten Wildprodukte aus der jeweiligen Region an – direkt vom Jäger.
Vorsicht radioaktive Wildschweine
Seit der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl vor fast 40 Jahren sind Wildschweine häufig radioaktiv belastet. Dies liegt daran, dass sie (anders als Rehe oder Hirsche) bestimmte radioaktiv verseuchte Pilze fressen.
Wildschweinfleisch, das an Restaurants und Metzgereien verkauft wird, darf maximal 600 Becquerel pro Kilogramm enthalten. In Graubünden wurden laut «SRF» Werte von mehreren 1000 Becquerel gemessen. Wollen Sie Wildschweinfleisch kaufen, sollten Sie darauf achten, dass dieses nicht kontaminiert ist.