Die Eringerkühe aus dem Wallis sind bekannt für ihre strikte Rangordnung, was zur Tradition der umstrittenen Kuhkämpfe geführt hat. Was sagt der Tierschutz?
Tierschutz
Eringer Kühe kämpfen. - KEYSTONE/Alessandro della Valle

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Eringer sind eine traditionelle Kuhrasse aus dem Wallis.
  • Seit über hundert Jahren findet das grosse landesweite Finale statt.
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Die Eringerkühe stammen ursprünglich aus dem Eringertal im Wallis, das auf Französich Val d’Hérens genannt wird. Ihr Kampfgeist hat zu einer ungewöhnlichen Tradition in den Schweizer Bergen geführt – de Eringer Kuhkämpfen.

Klein aber zänkisch: die Eringerkühe

Eringer zeichnen sich durch die eher geringe Grösse bei gleichzeitig muskulösem Körper aus. Dies macht sie besonders flink auf steilen Alpenwiesen.

Eringerkühe werden sowohl für ihre Milch als auch für ihr Fleisch gezüchtet. Die offizielle Statistik des Schweizerischen Eringerviehzucht-Verbands zählte im Jahr 2020 insgesamt 6226 Herdenbuchtiere, darunter 5801 Kühle und 425 Stiere.

Kuhkampf
Kuhkampf bei Flaschen nähe Leukerbad. - KEYSTONE/Maxime Schmid

Eine charakterliche Besonderheit der Eringerkühe ist ihr Bewusstsein für eine strikte Rangordnung im Stall und auf der Weide.

Schon Kälber lernen, sich in diese Rangordnung einzufügen. Dabei fechten die Damen untereinander aus, wer denn nun das Sagen in der Herde hat.

Die Kämpfe der Königinnen

Die Bergbauern nutzten das seltsame Treiben der Eringerkühe schon früh zur Unterhaltung: Sie schlossen Wetten darauf ab, welche Kuh sich wohl am Ende durchsetzen würde.

Daraus entwickelte sich der Ringkuhkampf, der den schönen französischen Namen Combats de Reines (Kämpfe der Königinnen trägt).

Alp Tschorr
Kuhkampf auf der Alp Tschorr bei Ergisch im Oberwallis. (Archivbild) - KEYSTONE/Alessandro della Valle

Zu den Kämpfen kommt es im Frühsommer, wenn die Tiere der einzelnen Halter zu einer grösseren Herde zusammengetrieben wird.

Diese wird dann auf die höher gelegenen Alpwiesen getrieben, wo sie den gesamten Sommer verbringen. Die Siegerin der Ringkuhkämpfe, die Königin, führt später in prachtvollem Aufputz die Herde beim Almabtrieb an.

So verlaufen die Ringkuhkämpfe

In den letzten hundert Jahren entwickelte sich aus der Tradition ein strenges Wettkampfreglement. Dabei kämpfen die Kühe zunächst in Gruppen in Vorausscheidungen gegeneinander. Eine Kuh hat verloren, wenn sie vor ihrer Gegnerin zurückweicht oder weggestossen wird.

Kuhkampf
Tierschutz: Kuhkampf im Winter. - KEYSTONE/Maxime Schmid

Seit 1922 findet jährlich Anfang Mai ein grosses Finale des Schweizer Eringerviehzucht-Verbandes statt. Laut dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten hat es über 10'000 Zuschauerinnen und Zuschauer.

Sowohl die Vorausscheidungen als auch das Finale haben sich zu Volksfesten entwickelt. Zuschauerinnen und Zuschauer können Wetten auf Kühe abschliessen und sie lautstark anfeuern.

Kuhkämpfe und der Tierschutz

Allerdings haben die Eringer Kuhkämpfe zuletzt auch Tierschützerinnen und Tierschützer auf den Plan gerufen, die den Tierschutz gefährdet sehen. Doch was genau sagt der Tierschutz?

Sie sind der Ansicht, dass die Würde der Kühe bei diesem Spektakel verletzt wird, das der Belustigung der Zuschauenden dient.

Auch die leidvolle Haltungsform führt zu heftigen Auseinandersetzungen und teils schweren Verletzungen, wenn die Tiere im Laufhof aufeinandertreffen.

Die Kühe stünden im unnatürlichen Rahmen der Kämpfe unter Stress, laut Tierschutz PETA.

Eringer Kühe
Eringer-Kühe sind im bekannt als aggressive Rasse und werden jeweils im Früjahr gern in Kämpfen eingesetzt. - Keystone

Halter und Veranstalter sehen dies natürlich anders. Sie verweisen darauf, dass die Kühe ihren ganz natürlichen Kampfgeist ausleben. Kühe, die keine Lust darauf haben und sich freiwillig unterordnen, werden nicht zur Teilnahme gezwungen.

Obendrein sind bei allen Veranstaltungen Veterinäre anwesend, die bei Verletzungen eingreifen könnten, und sogenannte Rabatteure: Diese achten im Ring darauf, dass sich die Kühe nicht ineinander verkeilen und mit ihren Hörnern verletzen.

Ausserdem wird Wert darauf gelegt, dass die Damen nur eins zu eins gegeneinander antreten. Eine Rudelbildung wird verhindert. So dürfte diese Tradition wohl auch in den kommenden Jahren im Wallis weiterleben.

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