Tierschutz: Darum gehören Wildtiere nicht in den Zirkus
Wildtiere gehören nicht in den Zirkus. Für sie bedeutet der Zirkusalltag nur Stress. Und: Die Haltung ist nicht artgerecht – der Tierschutz kommt zu kurz.
Das Wichtigste in Kürze
- Wildtiere gehören nicht in den Zirkus.
- Um das Tier zu zähmen, kommen oft fragwürdige Methoden zum Einsatz.
- Viele Tiere verkümmern psychisch und/oder physisch im Zirkus.
- Die Haltung der Tiere ist nicht artgerecht – für sie bedeutet der Zirkusalltag Stress.
Der Löwe springt durch einen Reif, die Elefanten balancieren auf ihren Hinterfüssen: Zirkusnummern mit Wildtieren sind beeindruckend und unterhaltsam. Für die Tiere ist der Zirkus aber alles andere als ein Spass.
Ein Zirkus kann den anspruchsvollen Bedürfnissen von Wildtieren nicht gerecht werden. Wildtiere wie Tiger, Elefanten, Nashörner, Bären und Zebras können ihr natürliches Verhalten nicht ausleben. Sie haben zu wenig Platz und, abgesehen von der Zeit in der Manege, wird den Tieren wenig Bewegung geboten.
Die Tiere sind während der gesamten Zirkussaison in Transportwagen und mobilen Gehegen untergebracht, Rückzugs- und arttypische Beschäftigungsmöglichkeiten fehlen weitgehend.
Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten betont, dass nicht nur der Transport selbst ein hoher Stressfaktor für die Tiere ist. Auch während des wiederkehrenden, langwierigen Auf- und Abbaus der Zelte verbringen die Tiere oft Stunden in den beengten Transportwagen.
Organisationen, die sich für den Tierschutz einsetzen, raten deshalb dringend davon ab, Zirkusse mit Wildtieren zu besuchen.
Fragwürdige Trainingsmethoden
Damit Wildtiere den Dompteuren aufs Wort gehorchen, müssen oft fragwürdige Trainingsmethoden angewendet werden.
Es ist wichtig zu verstehen, dass Wildtiere im Zirkus nicht domestiziert werden. Sie werden gezähmt, wobei oft Dominanz und Gewalt zum Einsatz kommen. Die Kunststücke, welche die Tiere aufführen müssen, sind unnatürlich und teilweise körperlich belastend.
Oft gehören auch teilweise körperlich belastende Bewegungsabläufe zum Programm. Der Zirkusalltag lässt manche Tiere nachweislich psychisch oder physisch verkümmern, warnt Vier Pfoten.
Auch traurig: Um die Tiere später besser trainieren zu können, werden Jungtiere häufig sehr früh oder wiederholt von ihren Müttern getrennt. Das kann dazu führen, dass die Tiere später Verhaltensstörungen entwickeln.
Die vielbeschwörte Handaufzucht ist nicht im Sinne der Tiere. Sie können zu «Fehlprägungen auf den Menschen führen, was mehrfach zu fatalen Unfällen geführt hat», warnt Vier Pfoten.
Unnatürliche Haltungsbedingungen
Manche Zirkusse betonten, dass die Vorstellungen einen pädagogischen Nutzen hätten. Zudem würden sie durch ihre Arbeit einen Beitrag zum Artenschutz leisten. Der Tierschutz widerspricht.
Durch die unnatürlichen Haltungsbedingungen und den engen Kontakt mit Menschen können die Tiere nicht mehr ausgewildert werden. Eine Zirkusvorstellung hat zudem nichts mit der Realität eines Wildtieres zu tun. Im Gegenteil: Die Tiere werden teilweise vermenschlicht oder als Lachnummer präsentiert. Es fehlt also an einem lehrreichen Nutzen für Kinder und Erwachsene, der dem Tierschutz entsprechen würde.
Ein weiteres Problem stellt die «Pension» der Tiere dar. Was mit den Wildtieren passiert, wenn sie ausgemustert werden, ist kaum bekannt. Es gibt kaum Möglichkeiten, alt gewordene Wildtiere unterzubringen, sei dies aus logistischen oder finanziellen Gründen.
Für den Tierschutz: Zirkus mit Wildtiernummern vermeiden
Falls Sie einen Zirkus besuchen möchten, achten Sie darauf, dass dabei keine Wildtiernummern gezeigt werden. Das gilt sowohl in der Schweiz als auch im Ausland. In manchen Ländern herrscht ein Wildtierverbot. Die Schweiz gehört nicht dazu.
Aber es können auch Zirkusse in der Schweiz gastieren und auftreten, in deren Herkunftsländer Wildtiere erlaubt sind. Dabei ist wichtig zu beachten, dass in vielen Ländern die Standards für den Tierschutz niedriger sind als hier.
In einigen Ländern hingegen sind Zirkusnummern mit Tieren generell verboten – nicht nur mit Wildtieren. Auch Haustiere wie Ziegen oder Pferde sind nicht mehr in der Manege erlaubt. Zu diesen Staaten gehören unter anderem Malta, Zypern und Griechenland. Italien hat ein entsprechendes Gesetz verabschiedet, aber noch nicht umgesetzt.
Tierschutzorganisationen hoffen, dass bald auch weitere Staaten dem Verbot nachziehen.