Tierschutz: Was Kastration und Sterilisation für Haustiere bedeutet
Kastrationen und Sterilisationen werden häufig missverstanden. Dabei können es wertvolle Massnahmen für den Tierschutz sein.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz sind Kastrationen und Sterilisationen oft noch ein Tabuthema.
- Dabei können sie unter Umständen auch zum Tierwohl beitragen.
Kastration und Sterilisation verhindern die unkontrollierte Vermehrung von Haustieren. Dies betrifft sowohl Hunde- als auch Katzenhalter. Besonders gross ist das Risiko natürlich bei Freigängerkatzen. Aber auch die eigentlich zahme Hündin kann, wenn sie läufig ist und der Paarungstrieb stark ist, ins Freie entkommen.
Der Unterschied zwischen Kastration und Sterilisation
Ein weitverbreiteter Irrtum ist, dass männliche Haustiere kastriert und weibliche sterilisiert werden. Beide Eingriffe können bei beiden Geschlechtern durchgeführt werden.
Bei der Sterilisation werden die Samen- oder Eileiter des Tieres abgebunden oder durchtrennt. Die Tiere produzieren weiterhin Sexualhormone mit allen negativen Verhaltensweisen. Sie können jedoch keine Nachkommen zeugen.
Darum wird für den Tierschutz meist auf die Kastration gesetzt: Dabei werden die Hoden oder Eierstöcke des Tieres komplett entfernt.
So können sie keine Hormone mehr produzieren und leiden auch nicht darunter. Gerade bei Katern macht sich eine Kastration in der Regel positiv bemerkbar. Sie liefern sich dann keine Revierkämpfe mehr mit anderen Katern.
Warum die Kastration für den Tierschutz empfohlen wird
In der Regel werden Katzen und Hunde schon früh kastriert, ehe sie die Geschlechtsreife erreichen. Für manche Halter und Halterinnen ist der Vorgang jedoch negativ behaftet.
Sie sind beispielsweise der Ansicht, dass eine Hündin mindestens einmal Welpen geworfen haben sollte. Bei Rüden gilt die Annahme, dass sie kastriert weniger gute (scharfe) Wachhunde sind.
Beides ist jedoch falsch: Die Hündin wird schliesslich nie gefragt, ob sie überhaupt Welpen haben will. Eine frühe Kastration erspart ihr, während der Läufigkeit von Rüden verfolgt zu werden. Nicht kastrierte Rüden wiederum leiden unter ihrem eigenen unerfüllten Sexualtrieb. Sie sind unruhig, unkonzentriert und wollen ausbrechen.
Das Problem der Katzenüberpopulation
Katzen sind die mit Abstand beliebtesten Heimtiere in der Schweiz: Rund 1,8 Millionen Büsis zählte der Verband für Heimtiernahrung für das Jahr 2022. Hunde belegten mit 544'000 Tieren mit weitem Abstand den zweiten Platz. Allerdings sorgt die Beliebtheit der Katzen für Probleme: Zu den gezählten Heimtieren kommen nämlich noch bis zu 300'000 verwilderte Katzen.
Viele halten sich in der Umgebung von Bauernhöfen auf, wo sie reichlich Futter finden. Sie vermehren sich schnell, übertragen Krankheiten und bedrohen viele andere Wildtierarten. Tierschützer wenden sich daher regelmässig mit Kastrationsangeboten an Bauern, damit diese die verwilderten Katzen zu ihnen bringen.
Mittlerweile hat das Thema Überpopulation auch die Schweizer Medien erreicht. Eine Kastrationspflicht für Büsis könnte dem Tierschutz helfen: Je weniger Katzen unkontrolliert umherstreifen, umso weniger gefährdete Wildtiere und Vögel können diese erjagen.
Tierschützer verweisen auf bereits eingeführte Kastrationspflichten in deutschen Städten und Gemeinden. Der Bundesrat ist jedoch bislang nicht dafür zu begeistern.
Tierschutz: Mit gutem Beispiel voran
So bleibt derzeit nur der Appell an die Tierhalterinnen und Tierhalter des Landes: Sie sollen ihre Haustiere sterilisieren oder besser noch kastrieren lassen, um eine unkontrollierte Vermehrung zu vermeiden.
Den Zahlen des Tierschutzes zufolge sind etwa 50 Prozent der Hündinnen in der Schweiz kastriert. Bei den Rüden sind es lediglich ein Drittel. Konkrete Zahlen für Katzen liegen nicht vor – doch auch hier ist zweifellos noch viel Luft nach oben.