Biden in Interview besser, aber nicht überzeugend

Etienne Sticher
Etienne Sticher

USA,

Joe Biden ist im TV-Interview in besserer Form, kann aber nicht überzeugen. Laut einer Expertin ist das eines der schlechtesten Szenarien für die Demokraten.

Biden
Joe Biden ist im TV-Interview bei ABC deutlich besser in Form. - screenshot ABC

Das Wichtigste in Kürze

  • Joe Biden zeigt sich im TV-Interview deutlich besser als in der Debatte.
  • Der verspricht sich weniger, verliert seltener den Faden und scheint aktiver.
  • Einen kognitiven Test lehnt er ab, er sei am besten qualifiziert, um Trump zu schlagen.

Nach dem schwachen Auftritt in der TV-Debatte wurde Joe Biden als Präsidentschaftskandidat der Demokraten in Frage gestellt. Der 81-Jährige bekräftigt seither, dass er kognitiv auf der Höhe sei und im Rennen bleiben werde.

In der Nacht auf Freitag gab er dem Sender ABC ein viel beachtetes Interview. Unter den leichteren Bedingungen war er deutlich besser in Form – ob das Zweifler überzeugen kann, ist fraglich.

Biden
Spätestens seit der Debatte ist Joe Biden schwer angezählt. - keystone

Der Präsident wiederholt, dass er bei der Debatte krank, erschöpft war, einen «schlechten Abend» hatte. Es sei kein Anzeichen einer ernsthaften Krankheit gewesen.

Das schlechte Abschneiden sei einzig sein Fehler, niemand anderes trage Schuld. Er habe sich auch falsch vorbereitet, mit Details argumentieren wollen. Gegen Donald Trump, einen «pathologischen Lügner», sei dies aber nicht möglich gewesen.

Doch kaum eine Minute nach Beginn leistet sich Biden einen ersten grossen Schnitzer: Interviewer George Stephanopoulos fragte, ob er die Debatte nochmals angeschaut habe. Die Antwort: «Ich glaube nicht, nein.»

Joe Biden
Joe Biden im Interview bei George Stephanopoulos. - Screenshot ABC

In der Folge schlug sich Biden weder gut noch schlecht. Expertin Rachael Bade bezeichnete dies im Anschluss auf ABC als «eines der schlechtesten Szenarien für Demokraten». Das Interview sei nicht so gut gewesen, dass die Debatte vergessen gehen. Aber auch nicht so schlecht, dass die Demokraten jetzt mit Sicherheit wissen, dass Biden nicht kandidieren kann.

In der Tat leistete sich Biden mehrere Versprecher, verlor einige Male den Faden, schweifte leicht ab und verwechselte Jahreszahlen. Jedoch deutlich seltener als noch in der Debatte. Sein Gesichtsausdruck war aktiver, er schien nicht wie vor einer Woche abwesend zu sein. Fragen nach seinem geistigen Zustand wich er oftmals aus und verwies dafür auf seine Erfolge als Präsident.

Joe Biden: Ich bin am besten qualifiziert, um Trump zu schlagen

Er wurde unter anderem gefragt, ob er sich einem kognitiven Test unterziehen werde, wie das viel fordern. «Jeder Tag ist ein kognitiver Test», antwortete Biden. Er leite nicht nur seine Kampagne, er regiere die Welt. Ein klares Nein gab der Präsident aber nicht.

Ob er denn kürzlich einen kognitiven Test absolviert habe? «Nein, denn niemand hat mir gesagt, ich brauche einen», so Biden. Er werde tagtäglich von Ärzten begleitet, wie das jeder US-Präsident wird. Diese würde sagen, wenn etwas nicht stimme.

Wenn er nicht glauben würde, dass er vier weitere Jahre Präsident sein kann, würde er nicht kandidieren. «Niemand ist mehr qualifiziert, um Trump zu schlagen als ich.»

Wen wünschst du dir als nächsten US-Präsidenten?

Damit wehrt er sich gegen die Rückzugs-Forderungen von auch demokratischen Abgeordneten. Ob er die Unzufriedenheit in seiner eigenen Partei denn nicht sehe? Joe Biden: «Ich sehe die Unzufriedenheit in der Presse.»

«Nur der Allmächtige» kann Biden zum Rückzug bewegen

Biden wurde ausserdem gefragt, was ihn dazu bewegen könne, aus dem Rennen auszusteigen. Biden verwies auf Gott und antwortete: «Wenn der Allmächtige kommt und sagt: ‹Joe, steig aus dem Rennen aus›, dann steige ich aus dem Rennen aus. Aber der Allmächtige wird nicht kommen», sagte der gläubige Katholik.

Biden weigerte sich, näher darauf einzugehen, was passieren würde, wenn Vertraute ihn warnen würden, dass sein Verhalten sich auch negativ auf die Mehrheiten im US-Kongress auswirken würde. «Ich werde diese Frage nicht beantworten. Das wird nicht passieren», entgegnete Biden. Alle würden ihm sagen, er solle im Rennen bleiben.

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Kommentare

User #4986 (nicht angemeldet)

ich zahle jetzt keine Beiträge mehr für US-demokraten-nau

User #1885 (nicht angemeldet)

Niemand kann etwas dafür, wenn er älter wird. Da nun beide Kandidaten die Höchstaltersgrenze für das Präsidentenamt der USA weit überschritte haben, sollten von beiden Parteien, neue und eine Generation jüngere Anwärter präsentiert werden. Alles andere führt zu einer Vier Jahre verlorenen Zeit.

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