Coronavirus: Wie gefährlich sind öffentliche Toiletten?

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Mehrfach schon wurde bei Studien zum Coronavirus Virenmaterial in menschlichen Ausscheidungen gefunden. Macht das Toiletten beim Spülen zu Virenschleudern?

Mehrfach schon wurde bei Corona-Studien Virenmaterial in menschlichen Ausscheidungen gefunden. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Mehrfach schon wurde bei Corona-Studien Virenmaterial in menschlichen Ausscheidungen gefunden. Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Stuhl von Infizierten kann Coronavirus Material enthalten.
  • Beim Spülen werden von der Toilette Aerosole aufgewirbelt.
  • Experten sehen jedoch bei den Toiletten keine erhöhte Gefahr einer Ansteckung.

Wenn es um Risikoorte für eine Ansteckung mit dem Coronavirus geht, könnten öffentliche Toiletten eine Rolle spielen. Das legt zumindest eine Studie chinesischer Wissenschaftler nahe, deren Ergebnisse im Fachblatt «Physics of Fluids» veröffentlicht wurde.

Die Forscher untersuchten, wie sich kleine Schwebeteilchen beim Spülen einer Toilette in der Luft verteilen. Es sei möglich, dass Virus-belastete Aerosol-Wolken von anderen Menschen eingeatmet werden könnten, schliessen sie. Studien zuvor hatten bereits gezeigt, dass der Stuhl von Infizierten Coronavirus Material enthalten kann.

Aerosole werden beim Spülen aufgewirbelt

Die Physiker der Universität von Yangzhou nutzten detaillierte Computermodelle. Damit zeichneten sie die Wasser- und Luftströmungen nach, die beim Spülen mit verschiedenen Toilettentypen entstehen. Demnach werden in der Toilette Wirbel erzeugt, die sich als Aerosol-Wolken über der Schüssel bis auf einen Meter erheben.

Die Aerosole könnten dann eingeatmet werden oder setzen sich auf Oberflächen ab. Aerosole sind ein Gemisch aus festen oder flüssigen Schwebeteilchen in der Luft. Die wenige Mikrometer kleinen Tröpfchen können über eine Minute in der Luft schweben, wie die Forscher erläutern. Bei Toilettentypen mit zwei Wassereinflüssen flogen die Aerosole noch schneller nach oben.

Unisex-Toilette auf der Reeperbahn
Eine Unsisex-Toilette steht am Strassenrand der Reeperbahn. Die Toiletten sind für alle Geschlechter geeignet und kostenlos. Foto: Axel Heimken - DPA

«Man kann davon ausgehen, dass diese Geschwindigkeit noch höher ist, wenn eine Toilette häufig benutzt wird», erklärt Ko-Autor Ji-Xiang Wang. Die Lösung sei indes einfach: Klodeckel vor dem Spülen schliessen. Allerdings hätten viele Toiletten im öffentlichen Raum vor allem in den USA keinen Deckel.

Der Infektiologe erinnert in diesem Zusammenhang an Diskussionen über die Verbreitung des Coronavirus auf Kreuzfahrtschiffen. «Ein derartiges Spreading halte ich nicht für ausgeschlossen.» Zudem gebe es mehr und mehr Studien zur Virenlast im Stuhl von Covid-19-Patienten.

Keine Ansteckung durch totes Virenmaterial

Wendtner selbst hatte zusammen mit dem Virologen Christian Drosten von der Berliner Charité eine Analyse im Fachblatt «Nature» veröffentlicht. Darin wurde der Infektionsverlauf von neun deutschen Patienten rekonstruiert. Dabei wurde gezeigt, dass sich das Coronavirus vermutlich auch im Magen-Darm-Trakt vermehrte.

Im Stuhl der Patienten liessen sich indes keine infektiösen Viren dokumentieren. «Das ist allerdings bei Stuhlproben immer schwer, weil E.-coli-Bakterien immer alles andere überwuchern», merkt Wendtner an. «Wir konnten aber keine replikationsfähigen Viren nachweisen.»

Über totes Virenmaterial ist keine Ansteckung möglich. Mit Blick auf das Ansteckungsrisiko stelle die Toilettenproblematik eher einen Nebenschauplatz dar.

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