Donald Trump: Psychologin erklärt die Corona-Schadenfreude
Donald Trump hat sich mit dem Coronavirus infiziert. Viele reagierten darauf schadenfreudig. Doch warum? Eine Psychologin geht dem Phänomen auf den Grund.
Das Wichtigste in Kürze
- US-Präsident Donald Trump ist am Coronavirus erkrankt.
- Die Nachricht hat bei vielen Menschen Schadenfreude ausgelöst.
- Eine Psychologin erklärt nun, woran das liegen könnte.
Monatelang hatte der US-Präsident das Virus heruntergespielt. Kürzlich machte er sich noch über seinen Konkurrenten Joe Biden lustig, weil dieser immer eine Maske trägt. Und dann kam am Freitag die Hammer-Meldung: Donald Trump hat Corona!
Tonight, @FLOTUS and I tested positive for COVID-19. We will begin our quarantine and recovery process immediately. We will get through this TOGETHER!
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) October 2, 2020
Die Nachricht löste bei vielen Menschen Schadenfreude aus. Weshalb? Die Psychologin Lea Boecker von der Universität Lüneburg geht dem in einem Interview mit «Spiegel» auf den Grund.
Drei Faktoren für Schadenfreude
Boecker identifiziert dabei drei Faktoren, welche Schadenfreude sehr wahrscheinlich machen. Der erste lautet: Überlegenheit und Dominanz. Wenn einer Person, die wir als überlegen einstufen, ein Unglück widerfährt, so empfinden wir Schadenfreude, erklärt Boecker. Besonders bekräftigt wird das Gefühl bei Menschen, die ihren Status durch «Dominanz und Einschüchterung anderer» erlangt haben.
Faktor Nummer zwei: Ignoranz und Überheblichkeit. «Wir neigen eher zu Schadenfreude, wenn die betroffene Person Risiken verharmlost», so Boecker. Im Fall Donald Trump: Das monatelange Herunterspielen der Gefahr des Coronavirus.
Erlebt diese Person nun in genau dem Bereich etwas Negatives, in Trumps Fall die Erkrankung, so fühlen wir Schadenfreude. Es fühlt sich «gerecht und manchmal sogar befriedigend an», führt Boecker weiter aus.
Als dritten Faktor identifiziert die Psychologin die Abneigung gegenüber der Person oder deren Gesinnung. Donald Trump, der gerne auch als Narzisst bezeichnet wird, würde die Fallhöhe der Schadenfreude mit seinem Auftreten umso mehr begünstigen.
Boecker hat mit Kollegen in einer Arbeit festgestellt, dass es zwei Arten gebe, mit Erfolg umzugehen. Einerseits den authentisch gezeigten Stolz, andererseits den überheblichen Stolz. Personen, die diesen «zu oft an den Tag legen und sich salopp gesprochen zu häufig als Genius feiern», begünstigen Schadenfreude.
Boecker: «Als würde die Welt nach gerechten Regeln funktionieren»
Die Psychologin analysiert, dass sich Donald Trump betreffend des Coronavirus mit Überheblichkeit verhalten hat. Der Präsident habe sich als unverletzlich dargestellt, so Boecker. «Rutscht eine solche gottgleiche Person ab, ruft die Schadenfreude hervor», erklärt sie. «Besonders wenn das Unglück in dem Bereich geschieht, in dem die Person geprahlt hat.»
Das Empfinden von Schadenfreude gegenüber Trumps Erkrankung werde laut Boecker auch durch die Wettbewerbssituation in den USA begünstigt. Sie verweist auf Studien, welche zeigen, dass Schadenfreude oder Neid durch Wettbewerbe verstärkt werden. So auch die «heisse Phase des US-Wahlkampfes».
Mit Bezug auf Trumps Erkrankung erklärt Boecker, Schadenfreude sei ein moralisches Gefühl. Es zeige an, dass Gerechtigkeit hergestellt werde. Hat sich eine Person moralisch fragwürdig verhalten und wird im gleichen Bereich gestraft, fühle sich das für viele Gerecht an. Da Trump das Virus so lange verharmlost hat, sei es, «als würde die Welt nach gerechten Regeln funktionieren.»