Experte über Donald Trump: Auftrieb für Verschwörer bei Verurteilung
Die Florida-Residenz von Donald Trump wird nach verschwundenen Dokumenten durchsucht. Droht dem Ex-US-Präsident nun das Gefängnis? Experten schätzen ein.
Das Wichtigste in Kürze
- Das FBI führt am Montag in Trumps Luxus-Anwesen Mar-a-Lago eine Razzia durch.
- Die Beamten sollen nach nicht zurückgegebenen Akten aus seiner Präsidentschaft suchen.
- Kommt es zu einer Verurteilung, könnte der Ex-US-Präsident sogar ins Gefängnis wandern.
- Das würde laut einem Experten «Verschwörungsfantasien weiteren Auftrieb verleihen».
Am Montag durchsucht das FBI das Florida-Anwesen von Donald Trump. Während gut neun Stunden durchkämmen die Behörden Räume, knacken seinen Tresor – und durchstöbern sogar Melania Trumps Kleiderschrank.
Das FBI sucht laut Medienberichten nach vertraulichen Dokumenten, die Trump möglicherweise aus seiner Zeit im Weissen Haus illegal zurückhält. Am Ende nimmt das FBI mehrere Kisten mit. Die Aufregung in den USA ist gross. Die Republikaner kritisieren das Vorgehen massiv.
«Aktuell ist noch sehr schwierig einzuschätzen, welche Konsequenzen Trump drohen könnten», sagt Soziologe und Verschwörungstheorie-Experte Marko Kovic zu Nau.ch. Man müsse die Details der Untersuchung abwarten.
«Grundsätzlich erlauben US-Gesetze aber, ehemalige wie auch aktuelle Präsidenten zu verurteilen. Und gegebenenfalls sogar mit einer Gefängnisstrafe zu versehen», erklärt Kovic. «Wir müssen aber festhalten, dass Trump bisher alle Skandale unbeschadet überstanden hat.»
Sollte es tatsächlich zu einer Verurteilung von Donald Trump kommen, ist sich Kovic sicher: «Das würde die US-Bevölkerung definitiv noch stärker spalten.»
Vor allem, weil das dichte Netz an rechtskonservativen bis rechtsextremen Medien in den USA seit Jahren Pro-Trump-Verschwörungstheorien streue. Sie beschreiben den Fall geschlossen als «Hexenjagd gegen Trump».
«Trumps Verurteilung würde diesen Verschwörungsfantasien nochmals grossen Auftrieb verleihen», meint Kovic.
Droht in den USA ein Bürgerkrieg?
Ein Bürgerkrieg in den USA, so glaubt Kovic, sollte eine allfällige Trump-Verurteilung aber nicht auslösen. Etwas skeptischer hingegen äussert sich James W. Davis, Direktor des Instituts für Politikwissenschaft der Universität St. Gallen.
Er mahnt: «Es vermehren sich die Stimmen, die vor einem Bürgerkrieg warnen. Auch bekannte Stimmen aus der Wissenschaft halten diese Gefahr für ernst.»
Kann Donald Trump trotz Razzia noch einmal US-Präsident werden?
Klar ist: Trumps politische Karriere liegt nach der Razzia in seinem Anwesen Mar-a-Lago auf dünnem Eis. «Sollte er in einem Prozess für schuldig erklärt werden, würde er nie wieder ein offizielles Amt bekleiden dürfen», so Davis.
Sollte Trump das ganze jedoch unbeschadet überstehen, würde es seine Position innerhalb der Partei stärken. Und seine Position als Spitzenreiter für die Nominierung im Wahljahr 2024 bestätigen.
Kovic ist gleicher Meinung: «Aktuell gibt es innerhalb der republikanischen Partei eigentlich keine Konkurrenz, die Trump in den Vorwahlen besiegen könnte.»