Joe Biden: Afghanen müssen selbst gegen die Taliban kämpfen
Joe Biden verlangt von den Afghanen einen grösseren Kampfwillen. Ihre Truppen seien den Taliban überlegen. Diese gewinnen weiterhin an Territorium.
Das Wichtigste in Kürze
- Joe Biden sagte, dass die Afghanen nun selbst um ihren Staat kämpfen müssten.
- Die Sicherheitskräfte würden aber weiterhin finanziell unterstützt.
- Die Taliban können seit dem Abzug der US-Truppen mehrere wichtige Städte kontrollieren.
Der Vormarsch der militant-islamistischen Taliban ist nach Ansicht der US-Regierung nunmehr ein Problem der Afghanen. Angesichts Abzugs der Truppen sagte US-Präsident Joe Biden, die Afghanen müssten nun «selbst um ihren Staat kämpfen».
Ihre Streitkräfte seien den Taliban militärisch überlegen, auch in Bezug auf die Truppenstärke. «Aber sie müssen auch kämpfen wollen», sagte Biden am Dienstag (Ortszeit) im Weissen Haus. Die Taliban nahmen unterdessen in kurzer Folge die achte Provinzhauptstadt ein.
US-Budget: 3,3 Milliarden für die afghanischen Sicherheitskräfte im nächsten Jahr
Der US-Präsident appellierte an die politische Führung in Kabul, an einem Strang zu ziehen. Wörtlich sagte er: «Ich glaube, sie beginnen zu verstehen, dass sie an der Spitze politisch zusammenkommen müssen.» Joe Biden versprach, die USA würden die afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin finanziell und militärisch unterstützen.
Bidens Sprecherin Jen Psaki sagte am Dienstag, die US-Regierung werde die afghanischen Sicherheitskräfte weiterhin finanziell unterstützen. Für das nächste Jahr seien dafür im Haushaltsentwurf 3,3 Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) eingeplant. Joe Biden habe den Abzug der US-Truppen aus Afghanistan befohlen, weil das ursprüngliche Ziel des Einmarschs vor fast 20 Jahren, das Zurückschlagen der Terrorgruppe Al-Kaida, längst erreicht sei.
Kämpfer der Taliban nahmen am Dienstag die Provinzhauptstadt Pul-i Chumri in der nördlichen Provinz Baghlan ein, wie drei Provinzräte der dpa bestätigten. In der Stadt leben rund 250'000 Menschen. Damit ist nun der Landweg zwischen der Hauptstadt Kabul ins nördliche Masar-i-Scharif abgeschnitten.
Provinzrat Firusuddin Aimak zufolge verliessen die Regierungskräfte am Dienstagabend (Ortszeit) die Stadt ohne weiteren Widerstand. Mehrere Kommandeure und andere Behördenvertreter hätten Pul-i Chumri bereits vor 10 oder 15 Tagen verlassen. Sie hätten angekündigt, die Islamisten von einem anderen Weg aus anzugreifen.