Donald Trump will Berufung gegen Verurteilung einlegen
Donald Trump ist schuldig in allen 34 Punkten. Dies hat die Jury im Prozess um die Schweigegeld-Zahlung an einen Pornostar entschieden.
Das Wichtigste in Kürze
- Donald Trump wurde wegen der Schweigegeld-Zahlung schuldig gesprochen.
- Das erklärte die Jury nach rund zehnstündiger Beratung.
- Er ist damit der erste ehemalige US-Präsident, der wegen einer Straftat verurteilt wird.
Der Anwalt des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump will nach dem Schuldspruch im New Yorker Schweigegeld-Prozess rechtlich gegen das Urteil vorgehen. Todd Blanche sagte am Donnerstagabend (Ortszeit) im US-Fernsehen, sein Team werde nach der Strafmassverkündung im Juli Berufung einlegen.
Man werde unter anderem argumentieren, dass die Geschworenen befangen und der Zeitpunkt des Prozesses unfair gewesen seien. Zunächst wolle man in den kommenden Wochen mit Anträgen gegen die Entscheidung vorgehen, sagte Blanche. Sobald es möglich sei, wolle sein Team dann Berufung einlegen.
Die Jury hat im Schweigegeldprozess gegen Donald Trump entschieden: Sie befindet den Ex-US-Präsidenten für schuldig in allen 34 Punkten. Er ist damit der erste ehemalige US-Präsident, der einer Straftat schuldig gesprochen wurde. Zuvor berieten die Juroren während zwei Tagen für fast zehn Stunden.
Trump, der am Nachmittag im Gerichtssaal gelassen gewirkt hatte, nahm das Urteil äusserlich ungerührt hin. Trump droht eine mehrjährige Freiheitsstrafe, die auch zur Bewährung ausgesetzt werden könnte, oder eine Geldstrafe. Richter Juan Merchan wird das Strafmass am 11. Juli bekanntgeben.
Selbst bei einer rechtskräftigen Verurteilung bei der Präsidentenwahl im November antreten.
Die Staatsanwaltschaft hatte Trump vorgeworfen, er habe seine Aussichten auf einen Erfolg bei der Präsidentschaftswahl 2016 durch die Zahlung von 130'000 Dollar Schweigegeld an die Pornodarstellerin Stormy Daniels verbessern wollen und den Geldfluss anschliessend unrechtmässig verbucht. Dazu hatten die sieben Männer und fünf Frauen der Jury seit Mitte April die Aussagen von über 20 Zeugen angehört. Die Beratungen der Geschworenen liefen seit Mittwoch.
Obwohl die – von keiner Seite bestrittene – Zahlung selbst nicht illegal war, soll der heute 77-Jährige bei der Erstattung des Betrags an seinen damaligen persönlichen Anwalt Michael Cohen Unterlagen manipuliert haben, um den wahren Grund der Transaktion zu verschleiern. Dadurch habe er sich der illegalen Wahlkampf-Finanzierung in 34 Fällen schuldig gemacht. Trumps Anwälte hatten argumentiert, es habe sich um gewöhnliche Anwaltshonorare gehandelt.
Urteil mit Einfluss auf den Wahlkampf
Das Urteil dürfte sich auch auf den gegenwärtigen Wahlkampf in den Vereinigten Staaten auswirken – die Frage dabei ist aber: wie stark und zu wessen Vorteil? Trump versucht den Fall in einen persönlichen Vorteil umzumünzen und seine Anhängerschaft zu mobilisieren, indem er sich als Opfer einer politisch motivierten Justiz inszeniert. Die erste strafrechtliche Verurteilung eines ehemaligen US-Präsidenten dürften viele Wähler jedoch als Schande verstehen.
Amtsinhaber Joe Biden wiederum, der im November wiedergewählt werden möchte, scheint von der Prozessarie gegen seinen Herausforderer bislang nicht erkennbar zu profitieren. Neueste Umfragen deuten eher darauf hin, dass das Urteil für viele Amerikaner wenig an ihrer Wahlentscheidung für den 5. November ändern dürfte. Einfluss könnte aber das Strafmass haben – vor allem für den eher unwahrscheinlichen Fall einer Haftstrafe.
Der Prozess fand unter beispiellosem medialem Interesse und strengsten Sicherheitsvorkehrungen in Downtown Manhattan statt. US-Medien hatten das Ereignis begleitet wie ein grosses Sportereignis. Aus dem Gerichtssaal, in dem keine TV-Aufnahmen erlaubt waren, zitierten sie im Minutentakt. Dabei wurde auch jede Regung Trumps kommentiert, der bei den Sitzungen stets anwesend war und eigentlich nur die Farbe seiner Krawatte von Tag zu Tag variierte.
Politisches Schaulaufen im Gerichtssaal 1530
Für den kurzen Fototermin zu Beginn der Sitzung setzte Trump regelmässig ein grimmiges Gesicht auf. Einige Zeugen-Befragungen schien Trump interessiert zu verfolgen, an anderen Tagen waren sich US-Medien sicher, dass er die Augen über längere Zeit geschlossen hielt, weil er eingedöst war.
Er nutzte den Prozess und den Medienauflauf dabei für den Wahlkampf und monologisierte vor Gerichtssaal 1530 häufig wütend über das seiner Meinung nach politisch motivierte Verfahren. Zudem verwandelte Trump den Prozess in einen Loyalitätstest für seine republikanische Gefolgschaft. Neben dem Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, kamen auch Bewerber für das Amt des Vize-Präsidenten wie Senator J.D. Vance und Geschäftsmann Vivek Ramaswamy angereist. Auch Trumps Kinder Eric, Donald Junior und Tiffany waren im Gerichtssaal.
Neben der Abwesenheit von Tochter Ivanka fiel aber vor allem auf, dass Ehefrau Melania Trump ihre öffentliche Unterstützung verweigerte.
Prominente schiessen gegen Donald Trump
Prominente aus Film und Literatur haben sich in den USA postwendend zum Urteil gegen Ex-Präsident Donald Trump geäussert.
«Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner ist ein verurteilter Verbrecher», schrieb etwa Erfolgsautor Stephen King am Donnerstag (Ortszeit) auf der Plattform X mit Blick auf die Präsidentenwahl im November 2024.
«Die Amerikaner dürfen diesen Verbrecher nicht noch einmal in die Nähe des Weissen Hauses lassen.» «Star Wars»-Darsteller Mark Hamill schrieb in seinem Post auf X nur das Wort «Guilty» (Schuldig) – vielfach und in roter Schrift.