«Söldner» in Booten: Invasionsversuch in Venezuela?
Das Wichtigste in Kürze
- Nach einem angeblichen Invasionsversuch mit acht Toten und zwei Gefangenen hat Venezuela erneut von Festnahmen in der Küstenregion des Landes berichtet.
«Acht Söldner wurden festgenommen», verkündete Diosdado Cabello, Vorsitzender der Verfassungsgebenden Versammlung und Vizepräsident der sozialistischen Partei PSUV, am Montag auf Twitter. Der Gouverneur des nördlichen Bundesstaates Aragua, Rodolfo Marco Torres in dem die Festnahmen erfolgt sein sollen, schrieb, die acht Söldner würden in Verbindung mit terroristischen Aktionen gegen Venezuela stehen. Er veröffentlichte zudem Fotos von auf Asphalt liegenden, gefesselten Männern.
Die Regierung des sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro hatte bereits am Sonntag mitgeteilt, dass «Söldner» das Land angegriffen hätten. Diese hätten versucht, die Küste Venezuelas bei der Hafenstadt La Guaira mit Schnellbooten zu erreichen, hiess es. Dahinter steckten Kolumbien und die USA. Einer der Festgenommenen habe für die US-Antidrogenbehörde DEA gearbeitet. Auch diesmal sollen nach den Aussagen eines der Festgesetzten in einem Video, das Cabello veröffentlichte, zwei US-Amerikaner unter den «Söldnern» gewesen sein und in Verbindung mit US-Präsident Donald Trump stehen.
Trump wies jede Verbindung zu seiner Regierung zurück. Er habe gerade Informationen über die Vorgänge in Venezuela erhalten, sagte der Präsident am Dienstagvormittag in Washington. Man werde die Hintergründe herausfinden. «Aber es hat nichts mit unserer Regierung zu tun.»
Kritiker werfen der autoritären Maduro-Regierung vor, schon des Öfteren Invasionsversuche inszeniert zu haben, auch um gegen die Opposition vorzugehen oder von Missständen wie zuletzt der Meuterei in einem Gefängnis mit mindestens 46 Toten abzulenken. «Sie kommen aus Kolumbien und wollen über den Norden Venezuelas (...) in das Land?», schrieb etwa der General und ehemalige Minister Hebert García auf Twitter. La Guaira, 30 Kilometer von der Hauptstadt Caracas entfernt, wo die Gruppe gelandet sein soll, ist einer der am besten gesicherten Häfen Venezuelas; die mehr als 2000 Kilometer lange Landgrenze mit dem Nachbarn Kolumbien dagegen schwer zu kontrollieren. «Irgendetwas passt nicht», schrieb García.
Während die Opposition um den selbst ernannten Interimspräsidenten Juan Guaidó in einer Erklärung jeglichen Bezug zu der Aktion zurückwies, versetzte die venezolanische Regierung Tausende Soldaten in Alarmbereitschaft. «Mehr als 25 000 Männer und Frauen unserer Streitkräfte werden eingesetzt, damit jeder Zentimeter unseres Landes frei von Söldnern, Paramilitärs und anderen Bedrohungen ist», sagte der Leiter des Strategischen Kommandos der Streitkräfte, Remigio Ceballos, am Montag im staatlichen Fernsehen.
Das einst reiche Venezuela steckt in einer tiefen wirtschaftlichen Krise. Das südamerikanische Land mit den grössten bekannten Erdölreserven der Welt gilt zugleich als einer der korruptesten Staaten weltweit. Viele Militärs und Politiker sollen in kriminelle Geschäfte wie illegalen Bergbau und Drogenhandel verwickelt sein. Zudem tobt seit mehr als einem Jahr ein Machtkampf zwischen Guaidó und Maduro. Letzterer sitzt jedoch fest im Sattel, auch weil er das Militär auf seiner Seite und die Polizei im Griff hat.