Sheriff stellt sich auf Seite der Demonstranten

Simon Binz
Simon Binz

USA,

Bei den US-Protesten nach dem Tod von George Floyds zeigen viele Videos teils massive Polizeigewalt. Dass es auch anders geht, beweist ein Sheriff in Flint.

Sheriff Chris Swanson
Sheriff Chris Swanson solidarisierte sich in Flint (Michigan) mit den Demonstranten. - Twitter/@rightfromjumps1

Das Wichtigste in Kürze

  • Vielerorts in den USA kommt es, abseits der Schlagzeilen, auch zu friedlichen Protesten.
  • Dabei solidarisieren sich auch vermehrt zahlreiche Polizisten mit den Demonstranten.

Schlägereien, brennende Autos, Tränengas und Gummigeschosse: Nach dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in Minneapolis herrschen in mehreren US-Grossstädten bürgerkriegsähnliche Zustände.

In Minnesota und in mehreren anderen Bundesstaaten wurde die Nationalgarde mobilisiert und Ausgangssperren verhängt. Und die Polizei – von Trump angefeuert – reagiert meist kompromisslos.

Minneapolis Police new york
Polizisten verhaften Demonstranten vor dem Trump Tower in New York. - Keystone

In den sozialen Medien ist zu sehen, wie die Beamten teils extrem rabiat gegen Demonstranten, Reporter und unbeteiligte Zuschauer vorgehen. Schon mehrere Menschen starben, eine Fotografin verlor ein Auge.

Sheriff nimmt seinen Helm ab

Doch abseits der Schlagzeilen gibt es auch unzählige friedliche Proteste mit tausenden Teilnehmern – und Polizisten die sich mit Demonstranten solidarisieren.

So zum Beispiel in der Grossstadt Flint im US-Bundesstaat Michigan. Auf einem auf Twitter kursierenden Video ist zu sehen, wie ein Beamter seinen Helm abnimmt und mit Demonstranten spricht.

«Wir sind nur hier, um euch eine Stimme zu geben», so der Sheriff Chris Swanson. Während er bisweilen High Fives an Umstehende verteilt macht er klar: «Glaubt nicht eine Sekunde lang, dass er (der Polizist, der Floyd mit seinem Knie würgte) diese Cops hier oder alle Cops in unserer Nation repräsentiert.»

Und weiter: «Wir sind draussen, um Menschen zu helfen und nicht um solchen Unsinn zu machen.» Zudem sagt er zu den Demonstranten, dass er und seine Kollegen «sie unterstützen würden». Deshalb habe er den Helm abgenommen und deshalb hätten sie auch die Schlagstöcke abgelegt.

Er wolle aus der Situation «eine Parade machen, keinen Protest» ruft der Sheriff unter anhaltendem Jubel. Er zeigt auf die Beamten und sagt: «Diese Cops lieben euch, dort drüben ist einer, der euch umarmt».

Dann fordert er die Demonstrationsteilnehmer dazu auf, der Polizei zu sagen, was sie tun können. Diese fordern den Sheriff dazu auf, mit ihnen zu marschieren. Er ruft laut: «Let's Go!»

Auf Twitter finden sich auch weitere Aufnahmen von ähnlichen Szenen. Darunter etwa ein Video, auf denen Polizisten sich friedlichen Demonstrationszügen angeschlossen haben.

Oder ein Bild der Polizeiführung Miamis, wie sie George Floyd gedenkt. Ein weiteres Beispiel ist das Foto zweier Beamter, die ein Schild mit der Aufschrift «Beendet Polizeibrutalität» in die Höhe halten. In der Bildergalerie oben finden sich weitere Beispiele.

Donald Trump giesst weiter Öl ins Feuer

Während sind einige Polizeibeamte mit den Demonstranten verbünden, giesst US-Präsident Donald Trump weiter Öl ins Feuer. Am Sonntag (Ortszeit) rief er auf Twitter erneut die demokratischen Bürgermeister und Gouverneure zu einem schärferen Durchgreifen auf.

«Diese Menschen sind Anarchisten. Rufen Sie jetzt unsere Nationalgarde. Die Welt schaut zu und lacht Sie und den Schläfrigen Joe (Joe Biden Anm.d.Red.) aus.»

Donald Trump
US-Präsident Donald Trump fordert von den demokratischen Gouverneuren und Bürgermeistern ein härteres Durchgreifen. - Twitter/@realDonaldTrump

Damit hat der Republikaner auch einmal mehr seinen voraussichtlichen Herausforderer bei der US-Präsidentenwahl im November verunglimpft. Trump bezeichnet den demokratischen Ex-Vizepräsidenten Joe Biden nämlich öfter als «Sleepy Joe».

Für die Ausschreitungen bei den Protesten macht Trump übrigens Linksradikale und die Antifa verantwortlich. Belege dafür hat er aber nicht präsentiert. Trotzdem erklärte er die linke Gruppierung zur Terrororganisation.

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